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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Leichenwachses.
    Als er damit fertig war, legte er den Schädel ab und betrachtete ihn. Sekunden verstrichen, dann Minuten. Es war absolut still im Raum. Und dann erhob sich Pendergast langsam. Seine Augen funkelten vor innerem Enthusiasmus. Er nahm das Vergrößerungsglas zur Hand und untersuchte den Schädel aus der Nähe, wobei er sich schließlich auf die rechte Augenhöhle konzentrierte. Dann legte er das Vergrößerungsglas wieder ab und hob den Schädel hoch, untersuchte die Augenhöhle, drehte sie und betrachtete sie aus allen Richtungen. An der Innenseite der Höhlung waren mehrere schmale, kurvenförmige Kratzspuren zu erkennen sowie ähnliche Kratzer auf der inneren Rückwand des Schädeldachs.
    Dann legte Pendergast den Schädel wieder hin, ging zu einem dritten Schrank und schloss ihn auf. Daraus holte er das seltsame Instrument hervor, das er aus dem Altarraum der Ville-Kirche entwendet hatte, ein scharfes, gebogenes Stück Metall, das aus einem hölzernen Griff hervorragte und wie ein verlängerter, bizarrer Korkenzieher aussah. Er trug es zum Labortisch und legte es neben den Schädel. Dann stützte er sich mit beiden Händen auf den Tisch und betrachtete eine Zeitlang beide Gegenstände, wobei sein Blick unruhig von einem zum anderen wanderte.
    Schließlich nahm er neben dem Tisch Platz. Er wog den Schädel in der Rechten und das Instrument in der Linken. Wieder verstrich eine gewisse Zeit, während er die Objekte abwechselnd betrachtete. Schließlich führte er, ungemein vorsichtig, die beiden zusammen und plazierte das gebogene Ende des Hakens in die Augenhöhle. Langsam und behutsam ließ er den Haken an den feinen Kratzspuren entlanggleiten und führte ihn durch die obere Orbitalfissur – die Lücke auf der Rückseite der Augenhöhle – ein. Die Spitze glitt mühelos in die Öffnung. Als löse er ein Rätsel, führte Pendergast den Haken in die Gehirnhöhle, immer tiefer, wobei er wiederum den Kratzspuren auf dem Knochen folgte, bis sich eine Kerbe in dem metallenen Instrument an der Orbitalfissur verfing und die hakenförmige Spitze tief innerhalb der Gehirnhöhle zum Ruhen kam.
    Mittels einer jähen, geschickten Handbewegung – einer kleinen Drehung des Griffs – bewirkte Pendergast, dass die hakenförmige Spitze des Instruments eine kreisförmige, schneidende Bewegung beschrieb. Hin und her drehte er es – und hin und her bewegte sich der kleine messerscharfe Haken innerhalb der Schädelhöhle, in einem präzisen kleinen Bogen.
    Ein freudloses Lächeln erhellte das Gesicht von Special Agent Pendergast, und dann murmelte er ein Wort: »Broca.«

[home]
58
    Nora Kelly lag im Dunkeln und lauschte. In dem Raum war es grabesstill. Ganz gleich, wie sehr sie sich anstrengte, sie konnte die normalen, beruhigenden Hintergrundgeräusche der Außenwelt – Autos, Stimmen, Schritte, den Wind in den Bäumen – nicht wahrnehmen. In diesem feuchten Keller war nicht mal das Huschen von Mäusen oder Ratten zu hören.
    Sowie sie wieder bei vollem Verstand war und ihre Angst in den Griff bekommen hatte, hatte sie eine minutiöse Erkundung ihres Gefängnisses vorgenommen, erst einmal, dann ein zweites Mal. Es hatte Stunden gedauert. Sie musste nach Gefühl vorgehen, denn nur einmal hatte sie einen Blick in ihre Zelle erhaschen können, als sie gefilmt worden war, aber zu dem Zeitpunkt war sie so verwirrt und aufgebracht gewesen, dass sie diese Gelegenheit, sich ihre Umgebung einzuprägen, verpasst hatte.
    Dennoch hatten ihr die taktilen Erkundungen ein klares Bild von ihrer Zelle vermittelt – ein fast allzu klares. Der Boden bestand aus gegossenem Beton, sehr frisch und feucht, mit einem starken Zementgeruch. Er war mit Stroh bedeckt. Ihr Gefängnis, das sie mehrfach penibel per Schrittlänge ausgemessen hatte, umfasste ungefähr drei mal fünf Meter. Die Wände bestanden aus rauhem, mit Mörtel gemauertem Naturstein, vermutlich Granit und absolut solide, außer der Tür gab es keine Öffnung darin. Die Tür war aus schwerem Holz, mit Beschlägen und Nieten aus Eisen verstärkt (das sie per Geschmack bestimmte). Sie hatte den Eindruck, dass es sich um eine neue Tür handelte, eine Maßanfertigung, da der Rahmen niedriger und schmaler als die Standardgröße war. Die Decke war niedrig und gewölbt und bestand aus Ziegelsteinmauerwerk, das sie an den Rändern ertasten konnte. In die Wand und in die Decke waren einige rostige Eisenhaken eingelassen, was darauf hindeutete, dass der Raum einst

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