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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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erblickte, verschloss sich seine Miene, wie wenn man eine Tür zuschlägt. Er hatte kurze graue Haare, und das pockennarbige Gesicht war bemerkenswert faltig.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Der ausdruckslose Ton und der leere Gesichtsausdruck vermittelten allerdings alles andere als Hilfsbereitschaft.
    »Sind Sie Monsieur Ravel, der Obeah-Mann?«
    Der Mann gab ihm keine Antwort.
    »Ich bin Aloysius Pendergast«, Pendergast befleißigte sich seiner feinsten New-Orleans-Ausdrucksweise, »aus der Familie der Pendergasts aus New Orleans. Es freut mich außerordentlich, Ihre Bekanntschaft zu machen.« Er trat vor und streckte die Hand aus. Der Mann blickte sichtlich unbeeindruckt auf die ausgestreckte Hand.
    »Ich stamme aus dem Maison de la Rochenoire in der Dauphine Street«, fuhr Pendergast fort, der seine Hand nach wie vor dem Afroamerikaner entgegenstreckte. D’Agosta war verblüfft, wie schnell sich Pendergast eine völlig andere Persönlichkeit zulegen konnte. Jetzt spielte er offenbar den exzentrischen, leutseligen New-Orleans-Aristokraten.
    »Maison de la Rochenoire?« Ein Hauch von Erkennen regte sich in den blutunterlaufenen Augen. »Das Haus, das damals im Jahr einundsiebzig niedergebrannt wurde?«
    Pendergast beugte sich vor und sagte mit leiser Stimme:
»Oi chusoi Dios aei enpiptousi.«
    Langes Schweigen, dann hob Ravel seine riesengroße Hand. Pendergast schlug ein.
    »Herzlich willkommen.«
    »Das ist mein Partner, Mr. D’Agosta.«
    Der Mann neigte den Kopf.
    »Die anderen – das sind Gauner«, sagte Pendergast. »Diebe und Schmarotzer. Aber Sie … sind anders. Ich weiß, dass ich Ihrem esoterischen Sachverstand und Ihrer Ware vertrauen kann.«
    Der Mann neigte abermals den Kopf und schwieg, aber D’Agosta merkte, dass er sich, wenn auch widerwillig, über das Kompliment freute.
    »Darf ich?« Pendergast zeigte mit ausgestrecktem Arm in den Laden.
    »Schauen Sie sich nur um, aber bitte nichts anfassen.«
    »Naturellement.«
    Während Pendergast, die Hände hinterm Rücken verschränkt, einen seiner lässigen Rundgänge begann und alles genau in Augenschein nahm, sah D’Agosta sich in dem Laden um: randvoll mit hängenden kleinen Gebinden, deckenhohen Schränken mit Hunderten kleiner Schubfächer, Behältnissen mit Duftstoffen, Dosen und kleinen Schachteln, Regalen mit Glasgefäßen, die Kräuter, gefärbte Erde, Flüssigkeiten, knorrige Wurzeln und getrocknete Insekten enthielten. Alles war mit winzigen Etiketten versehen und penibel per Hand beschriftet, auf Französisch.
    Pendergast kehrte zum Ladenbesitzer zurück. »Höchst eindrucksvoll. Und nun, Monsieur Ravel, muss ich einen Einkauf tätigen. Einen recht unglückseligen Einkauf. Denn allem Anschein nach ist ein Freund von mir Zielscheibe eines Angriffs mit
magie noir
geworden. Ich muss ein Präparat herstellen, ein
arrêt

    »Sagen Sie mir, welche Ingredienzien Sie benötigen, dann hole ich sie Ihnen.« Ravel stellte einen Flechtkorb auf den Tresen.
    »Ein Bois-caca-Blatt.«
    Ravel trat um den Tresen, holte blitzschnell aus einem der kleinen Schubfächer ein runzliges Blatt und legte es in den Korb. Das Blatt stank fürchterlich.
    »Knochen eines weißen Hähnchens sowie das Fleisch eines Hahns, mitsamt den Federn zermahlen.«
    Wieder wurde in Windeseile etwas aus einem dunklen Winkel des Ladens herbeigeschafft.
    D’Agosta sah dem Treiben mit wachsender Skepsis zu. Pendergast benahm sich etwas merkwürdig. Ob das wohl mit seiner ausgedehnten Reise nach Tibet im letzten Sommer zu tun hatte? Oder vielleicht mit der anstrengenden Atlantiküberquerung, die hinter ihm lag? Vielleicht zeigte sich jetzt aber auch nur eine verborgene Facette seiner Persönlichkeit, die ihm bislang noch nicht aufgefallen war.
    »Alligatorzahn und champagne verte.«
    Ravel legte ein kleines Fläschchen mit Flüssigkeit auf den schon beträchtlichen Stapel.
    »Pulverisierte Menschenknochen.«
    Hier zögerte Ravel, begab sich in den rückwärtigen Teil des Ladens, kam mit einer kleinen Trittleiter zurück und holte von oben auf einem der Schränke ein durchsichtiges Päckchen, wie Drogendealer sie oft verwendeten. Es war gefüllt mit einem elfenbeinfarbenen Puder. Den Blick auf Pendergast gerichtet, legte er es in den Korb.
    »Wasser, mit dem ein Leichnam gewaschen wurde.«
    Diesmal zögerte Ravel noch länger, bevor er mit der verlangten Ware zurückkehrte.
    »Weihwasser.«
    Ravel hielt inne und blickte Pendergast entgeistert an. Dann aber ging er noch mal nach hinten

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