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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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nach unten, das Gesicht am kalten, rauhen Holz. Dem alten Gemäuer entströmte ein ungewöhnlicher Geruch, moschusartig und rauchig. Weil sie jetzt näher dran war, waren die Geräusche drinnen sehr viel lauter. Sie drückte das Ohr an die Mauer und lauschte.
    Die einzelnen Wörter waren nicht zu verstehen, und sie konnte nicht einmal die Sprache identifizieren, aber Englisch war es ganz bestimmt nicht. Französisch? Kreolisch?
    Außer dem Sprechgesang hörte Nora etwas, das sich wie das sanfte Aufstampfen nackter Füße anhörte, schnell und rhythmisch. Eine Solostimme erhob sich über das eindringliche Ostinato, wabernd, schrill, unmelodiös, aber zweifellos Teil des Rituals.
    Noch ein langes, furchterregendes Blöken, hoch, furchtbar erschrocken. Dann plötzlich absolute Stille.
    Und dann ertönte der Schrei, durchschnitt die Stille, der reine Ausdruck des Erstaunens und des Schmerzes eines Tiers. Fast augenblicklich wurde der Laut von einem starken Röcheln erstickt, gefolgt von einem langen, rasselnden Husten, dann wieder Stille.
    Nora musste nichts sehen, um genau zu wissen, was passiert war.
    Plötzlich setzte der Sprechgesang wieder ein, schnell, jubelnd, wobei die Stimme desjenigen, bei dem es sich wohl um eine Art Priester handelte, emporstieg und freudig klagte. Vermischt hiermit ertönten die Laute von etwas anderem, etwas Grunzendem, Hauchigem und Feuchtem.
    Nora schnappte nach Luft; plötzlich war ihr speiübel. Das Geräusch war ihr durch und durch gegangen und hatte jenen schrecklichen Augenblick wiederbelebt, als sie ihren Ehemann sah, reglos in einer sich ausbreitenden Blutlache in ihrem Wohnzimmer auf dem Boden liegend. Sie war wie gelähmt. In ihrem Kopf drehte sich alles, vor ihren Augen tanzten kleine Punkte. Caitlyn hatte recht: Das hier war keine gute Idee. Diese Leute, wer immer sie waren, würden Eindringlinge keinesfalls freundlich empfangen. Ein, zwei Minuten lang lehnte sie an der Backsteinmauer, bis das Gefühl vorüber war, und dann war ihr klar, dass sie von hier weg musste – sofort.
    Im Umdrehen erhaschte sie noch den Blick auf etwas, das sich im Dunkel bewegte, an der Ecke des am weitesten entfernten Gebäudes. Eine schlurfende, taumelnde Bewegung, ein Huschen bleicher Haut im gespenstischen Mondlicht, und dann war es verschwunden.
    Furcht packte sie; sie schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder. Alles war still und dunkel. Hatte sie da wirklich etwas gesehen? Gerade als sie sich sagte, dass da nichts gewesen war, erschien die Gestalt wieder. Bartlos, seltsam aufgedunsen, in Lumpen. Sie näherte sich Nora mit Bewegungen, die irgendwie willkürlich und doch furchtbar zielstrebig wirkten.
    Während sie dort hinstarrte, wurde Nora unwiderstehlich an jene Gestalt erinnert, welche sie zwei Tage zuvor durch den Saal mit den Wal-Skeletten gejagt hatte. Erschrocken sprang sie auf und rannte mitten über das Feld.
    »Caitlyn!«, rief sie außer Atem, stieß mit der Reporterin zusammen und packte sie an der Jacke. »Wir müssen von hier abhauen!«
    »Was ist passiert?« Sofort war sie von Noras Angst angesteckt und kauerte sich auf den Boden.
    »Los!«
Nora packte sie am Hemd und riss sie hoch. Caitlyn strauchelte, als sie aufzustehen versuchte, und Nora fing sie auf.
    »O mein Gott«, sagte Caitlyn, die Nora plötzlich wie paralysiert anstarrte. »Du lieber Gott.«
    Nora blickte nach hinten. Die Gestalt – das aufgedunsene, verzerrte Gesicht war in dem schummrigen Licht nicht klar zu erkennen – kam mit fürchterlich ungelenken Bewegungen auf sie zu.
    »Caitlyn!«, schrie Nora und zog sie herum. »Los!«
    »Was –?«
    Aber Nora rannte schon den dunklen Hohlweg hinauf und zog die Reporterin am Arm mit sich. Caitlyn schien vor Angst wie benebelt zu sein, sie glitt aus und stürzte auf das Laub, drehte sich um und blickte immer wieder nach hinten.
    Jetzt bewegte sich das Wesen etwas schneller, kam mit langen, springenden Bewegungen näher, die düster und bedrohlich wirkten. Nora hörte ihr geiferndes, begieriges Atmen.
    »Es kommt näher«, sagte Caitlyn. »Es kommt hinter uns her.«
    »Halten Sie die Klappe und rennen Sie!«
    O Gott,
dachte Nora im Laufen.
O mein Gott. Das kann doch nicht Fearing sein – oder?
    Aber sie war sich da nur allzu sicher.
    Sie erreichten den oberen Abschnitt des Hohlwegs. Das Tor und der Zaun lagen direkt vor ihnen
    »Hoch mit dem Hintern!«, rief Nora, als Caitlyn wieder ausrutschte und fast gestürzt wäre. Caitlyn schluchzte und rang nach Luft.

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