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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Ausblicke auf den Henry Hudson Parkway und das Baker Field, die Sportanlage der Columbia University, bot. Die beiden Frauen blieben stehen und orientierten sich. Direkt vor ihnen führte der schmale Weg nach unten, auf eine Bucht im Harlem River zu. Während sie weitergingen, sah Nora durch die Bäume hindurch hier und da gelbe Lichter, ungefähr vierhundert Meter entfernt.
    Caitlyn versetzte ihr einen Rippenstoß. »Ist das das Ville?«
    »Ich glaube, ja. Finden wir’s heraus.«
    Nach kurzem Zögern gingen sie weiter bergab. Sie folgten dem schmalen Weg, der, die topographischen Gegebenheiten ausnutzend, in Serpentinen verlief. Hier standen die Bäume noch dichter und sperrten den matten Lichtschein der Stadt aus. Das ferne Dröhnen des Verkehrs auf dem Parkway wurde leiser. Wieder beschrieb der schmale Weg eine Biegung, dann ragte vor ihnen etwas Dunkles empor: ein uralter, mehrmals niedergetrampelter Maschendrahtzaun, der ihnen den Weg versperrte. Ein großes Loch im Zaun war mit Stacheldraht geflickt worden. In die Mitte war ein Tor eingehängt, an dem ein schmucklos beschriftetes Schild befestigt war:
    Privateigentum
    Kein Durchgang
    Zutritt verboten
    »Das hier ist eine öffentliche Straße«, sagte Nora. »Das ist nicht legal. Sie müssen das unbedingt in Ihrem Artikel erwähnen.«
    »Von einer Straße kann hier wohl kaum die Rede sein«, entgegnete Caitlyn. »Aber egal, streng genommen ist das ganze Ville illegal. Diese Leute sind Hausbesetzer.«
    Nora inspizierte das Tor. Gusseisen, der schwarze Schutzanstrich blätterte ab, das Metall darunter war rostig und warf Blasen. Am oberen Rand verlief eine Reihe von Zinken, aber die Hälfte davon war zerbrochen oder abgefallen. Das Tor wirkte zwar uralt, aber Nora bemerkte, dass die Angeln gut geölt und Kette und Vorhängeschloss ziemlich neu waren. Kein Laut drang durch die Bäume.
    »Ist leichter, über den Zaun zu klettern als über das Tor«, sagte Nora.
    »Ja.«
    Keine von ihnen rührte sich.
    »Halten Sie das hier wirklich für eine gute Idee?«, fragte Caitlyn.
    Bevor sie die Gelegenheit hatte, es sich anders zu überlegen, übernahm Nora die Initiative. Sie packte den verrosteten Maschendrahtzaun, rammte ihre Schuhe in die Lücken und zog sich hinauf, so schnell sie konnte. Der Zaun war ungefähr drei Meter hoch. Halterungen am oberen Rand deuteten darauf hin, dass er früher mit Strängen aus Stacheldraht versehen war, die allerdings schon längst verschwunden waren.
    Innerhalb einer halben Minute war sie drüben. Sie ließ sich auf das weiche Laub auf der anderen Seite fallen. »Jetzt Sie.«
    Caitlyn griff in den Zaun. Sie war längst nicht so gut in Form wie Nora, schaffte es aber trotzdem, rüberzukommen, und glitt unter leisem Rasseln des Metalls an der anderen Seite hinunter. »Puh.« Sie wischte sich die Blätter und den Rost von der Kleidung.
    Nora spähte in die vor ihnen liegende Düsternis. »Ist wahrscheinlich besser, durch den Wald zu gehen, als der Straße zu folgen«, flüsterte sie.
    »Nichts dagegen zu sagen.«
    Sich behutsam bewegend, damit das Laub nicht raschelte, verließ sie die Straße nach rechts, dort führte ein dunkler Hohlweg durch Eichen bergab zum Rand einer Lichtung. Sie hörte Caitlyn hinter sich, die sich ebenfalls vorsichtig bewegte. Schon bald wurde der Hohlweg steil, und hin und wieder blieb Nora stehen, um nach vorn zu schauen. Es war dunkel im Wald, aber ihr war klar, dass sie die Taschenlampe nicht einschalten durfte. Sie hatte allen Grund zu der Annahme, dass die Leute im Ville nach Eindringlingen Ausschau hielten und Nachforschungen anstellen würden, wenn sie einen Lichtschein im Wald sahen.
    Allmählich flachte der Hohlweg ab, und sie näherten sich dem ebenen Gelände rings um das eigentliche Ville. Abrupt endete der Wald. Vor Nora und Caitlyn erstreckte sich die Brache, die bis an die Rückseite der wuchtigen, sehr alten Kirche führte. Die Kirche war mit einer wahllosen Ansammlung von Anbauten versehen – von denen sie möglicherweise sogar abgestützt wurde. Ein kühler Wind blies über das Feld, Nora hörte das Rascheln trockener Gräser.
    »Großer Gott«, hörte sie Caitlyn neben sich sagen.
    Diesmal hatte sich Nora dem Ville von der anderen Seite genähert. Jetzt, aus größerer Nähe, sah sie, dass das bizarre Gebäude noch gröber gebaut war, als sie gedacht hatte. Im fahlen Licht, das der Abendhimmel spendete, konnte man fast noch die Spuren der Axtschläge auf den dicken Fachwerkbalken erkennen.

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