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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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aus rotem Flanell hervor, der mit einem Kordelzug aus verschiedenfarbigen Fäden verschlossen war. »Tragen Sie das hier immer bei sich, in einer Tasche oder Handtasche.«
    Sie runzelte die Stirn. »Agent Pendergast …« Sie schüttelte den Kopf. Was sollte sie dazu sagen? Von allen Menschen, die sie kannte, war Pendergast immer der rationalste gewesen, ein unverrückbarer Fels der Logik und des Pragmatismus. Und jetzt stand er vor ihr und schenkte ihr ein Amulett?
    Als er sie ansah, blitzte es kurz in seinen Augen auf, als lese er ihre Gedanken. »Sie sind doch Anthropologin. Haben Sie
The Forest of Symbols
von Victor Turner gelesen.«
    »Nein.«
    »Und was ist mit Emile Durkheims
Die elementaren Formen des religiösen Lebens?
«
    Sie nickte.
    »Dann wissen Sie, dass gewisse Dinge analysiert und festgeschrieben werden können – und bestimmte Dinge nicht. Und als jemand, der Anthropologie studiert hat, sagt Ihnen doch sicher der Begriff Phänomenologie etwas?«
    »Ja, aber …« Sie verstummte.
    »Weil der menschliche Geist im Körper gefangen ist, können wir die letzte Wahrheit – oder Unwahrheit – nicht erkennen. Bestenfalls können wir beschreiben, was wir sehen.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen …«
    »Es gibt eine Weisheit auf dieser Erde, Nora, die geheimnisvoll und sehr alt ist und mit der wir nicht streiten dürfen. Ist sie wahr? Unwahr? Wir können es nicht wissen. Werden Sie daher tun, worum ich Sie gebeten habe? Diese Dinge immer am Körper tragen?«
    Sie blickte auf die Gegenstände in ihrer Hand. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Sagen Sie bitte ja. Denn es ist die einzige Antwort, die ich
zulasse

    Sie nickte, langsam.
    »Sehr gut.« Er wandte sich zum Gehen, dann blieb er stehen und blickte sich nach ihr um. »Und, Dr. Kelly?«
    »Ja?«
    »Es genügt nicht, diese Dinge einfach nur zu besitzen. Man muss auch daran
glauben

    »Woran glauben?«
    »Daran, dass sie wirken. Denn diejenigen, die Ihnen Böses wollen, glauben mit absoluter Gewissheit daran.«
    Und damit verließ er ihr Büro und schloss leise die Tür hinter sich.

[home]
28
    Mitternacht. Nora blieb an der Ecke Indian Road und 214. Straße stehen, um einen Blick auf die Karte zu werfen. Die Luft war kühl und roch herbstlich. Hinter den niedrigen Mietshäusern ragten die Baumwipfel des Inwood Hill Park dunkel vor dem leuchtenden Abendhimmel empor. Wegen ihres Schlafmangels war ihr leicht schwindlig, fast so, als habe sie ein starkes Getränk zu sich genommen.
    Während sie die Karte gründlich studierte, blickte Caitlyn Kidd ihr neugierig über die Schulter.
    Nora steckte die Karte wieder ein. »Noch einen Häuserblock hoch.«
    Sie gingen weiter die Indian Road entlang, eine ruhige, in gelbes Sodiumlicht getauchte Wohnstraße, deren Backsteingebäude auf beiden Seiten düster und unscheinbar wirkten. Ein Auto fuhr langsam vorbei, bog in die 214. Straße, die Scheinwerfer durchstachen die Nacht. Dort, wo die Indian in die 214. einbog, zweigte eine nicht gekennzeichnete Straße ab – kaum mehr als ein verwaister Zufahrtsweg – und führte zwischen Mietshäusern und einer mit Rollläden verschlossenen Reinigung nach Westen. Vor der Straße hing eine rostige, an alten Eisenpfosten angebrachte Eisenkette. Nora blickte die schmale Straße hinunter, die an irgendwelchen Baseballplätzen vorbeiführte und im Dunkel verschwand. Der Asphalt war aufgesprungen, wölbte sich in Placken. Grasbüschel, hier und da sogar ein kleiner Baumsetzling sprossen aus den Rissen. Einmal mehr überprüfte sie die frisch ausgedruckte Karte. Ja, auf ihrem früheren Ausflug hatte sie ganz eindeutig die beste Route genommen.
    »Hier sind wir richtig.«
    Sie duckten sich unter der Kette hindurch. Direkt vor ihnen, hinter den Baseballplätzen, führte die alte Straße mitten durch eine größere Brache und verschwand dann in dem bewaldeten Inwood Hill Park. Nur ein paar gusseiserne Laternenmasten waren zu sehen, aber die Laternen waren dunkel; als sie hochsah, meinte Nora, in den Glaskuppeln Einschusslöcher zu erkennen.
    Irgendwo in der Dunkelheit vor ihnen lag das Ville.
    Sie marschierte los. Caitlyn beeilte sich, sie einzuholen. Die gepflasterte Straße wurde schmaler, die Bäume rückten näher. Der Geruch nach feuchtem Laub hing in der Luft.
    »Sie haben eine Taschenlampe dabei, oder?«, fragte Caitlyn.
    »Ja, aber ich würde sie lieber ausgeschaltet lassen.«
    Der Weg stieg an, erst sanft, dann steil, bis zu einer Anhöhe, die

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