Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
erhellte die Nacht, so dass es schien, als schwebten die Stämme der Buchen wie lange schorfige Beine in der Dunkelheit. Er horchte. Da
war
etwas. Er spürte es – und jetzt hörte er es auch. Ein leises Rascheln feuchter Blätter, das Knacken eines Zweigs.
    Er griff nach seinem Revolver und rief sofort: »Ich bin Beamter der New Yorker Polizei. Treten Sie bitte auf die Straße.« Die Taschenlampe ließ er ausgeschaltet – ohne sie konnte er tiefer in das Dunkel hineinsehen.
    Da erblickte er, so gerade eben, eine helle Gestalt, die sich mit sonderbar schlurfenden Bewegungen durch die Bäume bewegte. Sie duckte sich in ein dichtes Gebüsch und war nicht mehr zu sehen. Ein merkwürdiges Stöhnen drang aus dem Wald, unartikuliert und düster, als käme es aus einem klaffenden Mund:
aaaaahhhhhuuuu …
    Er zog die Taschenlampe aus dem Holster, schaltete sie ein und leuchtete damit zwischen die Bäume. Nichts.
    Das hier war Bullshit. Irgendwelche Jungs trieben ihr Spielchen mit ihm.
    Mit langen Schritten ging er in Richtung des Gebüschs und leuchtete hinein. Ein großes Untergehölz aus überwachsenen Azaleen und Berglorbeer, das sich fast hundert Meter weit erstreckte – er blieb kurz stehen, dann ging er rein.
    Plötzlich hörte er rechts das Geraschel von Zweigen. Er leuchtete mit der Taschenlampe in die Richtung, aber der helle Lichtstrahl, der in das dichte Unterholz fiel, verhinderte, dass er tiefer hineinsehen konnte. Ruhig sagte er: »Das hier ist öffentlicher Grund und Boden, ich bin Polizeibeamter – kommen Sie da endlich heraus, oder ich zeige Sie an wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt.«
    Das Knacken eines Zweigs, wieder von rechts. Als er sich dorthin wandte, erblickte er eine Gestalt, die sich aus dem Farnkraut erhob: bleiche, kränklich grüne Haut; schlaffes Gesicht, über und über mit Blut und Speichel beschmiert, zerlumpte Kleidung über knorrigen Gliedern.
    »He, Sie!«
    Die Gestalt wich zurück, als verlöre sie vorübergehend das Gleichgewicht, dann schlurfte sie vor und näherte sich ihm mit einem geradezu diabolischen Verlangen. Das eine Auge wandte sich ihm blitzartig zu, sah dann wieder weg. Das andere Auge lag verborgen unter einer dicken Kruste aus Blut, vielleicht auch Schlamm.
Aaaaahhuuuu …
    »Mamma mia!«, schrie D’Agosta, machte einen Satz zurück, ließ die Taschenlampe fallen und tastete nach seiner Dienstwaffe, der Glock 19.
    Auf einmal stürzte das Wesen auf ihn zu, stürmte laut krachend aus dem Unterholz; D’Agosta hob die Waffe, aber da verspürte er schon einen wuchtigen Schlag auf den Kopf, hörte einen summenden Laut – und dann nichts mehr.

[home]
34
    Monica Hatto riss die Augen auf, streckte sich hinter dem Schreibtisch, straffte die Schultern und versuchte, hellwach zu wirken. Nervös blickte sie sich um. Die große Uhr an der gekachelten Wand gegenüber zeigte, dass es halb zehn war. Der vorherige Nachtwächter im Leichenschauhaus-Anbau war entlassen worden, weil er am Arbeitsplatz geschlafen hatte. Sie rückte ihre Papiere auf dem Schreibtisch zurecht, blickte sich nochmals um und entspannte sich ein wenig. Die Neonröhren warfen das übliche Schummerlicht auf die gekachelten Böden und Decken, die Luft roch nach den üblichen Chemikalien. Alles war ruhig.
    Aber
irgendetwas
hatte sie aufgeweckt.
    Hatto erhob sich und strich sich über die Seiten, rückte die Uniform über den ausladenden Hüften zurecht und bemühte sich, ordentlich, wachsam und präsentabel auszusehen. Das hier war ein Job, den zu verlieren sie sich nicht leisten konnte. Er war gut bezahlt und bot – noch wichtiger – gute Krankenversicherungsleistungen.
    Von irgendwo ein Stockwerk höher hörte sie ein gedämpftes Geräusch, fast wie ein Handgemenge. Vielleicht war ein »Abgang« auf dem Weg. Hatto lächelte bei sich, stolz darauf, dass sie den Jargon immer besser beherrschte. Sie holte den Make-up-Spiegel aus der Handtasche und zog die Lippen nach, richtete sich die Haare mit ein paar knappen Bewegungen, überprüfte die Nase auf scheußlichen Fettglanz.
    Wieder hörte sie ein Geräusch, das leise Schließen einer Fahrstuhltür. Noch ein kurzer Blick, ein Spritzer Parfüm, dann kam der Spiegel in die Handtasche, die Handtasche zurück über die Armlehne, die Papiere auf dem Schreibtisch wurden nochmals geordnet.
    Jetzt ertönten laute Schritte, aber nicht von den Fahrstühlen, sondern vom Treppenhaus her. Das war komisch.
    Rasch kamen die Schritte näher. Dann flog die Tür zum

Weitere Kostenlose Bücher