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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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noch mal. Über die Alternative mochte er gar nicht nachdenken.
    Pendergast beugte sich über ihn, um die Platzwunde zu untersuchen, aber D’Agosta wedelte ihn weg. »Ist nur ein Kratzer. Am Kopf blutet man immer wie ein angestochenes Schwein.«
    »Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten? Einen Portwein vielleicht?«
    »Bier. Bud-Light, wenn Sie haben.«
    Proctor verließ den Raum.
    Wren saß in seinem Fauteuil, als wäre nichts Ungewöhnliches geschehen. Er spitzte einen Bleistift mit einem winzigen Taschenmesser, untersuchte die Spitze, blies darauf, schürzte die Lippen und spitzte noch etwas nach.
    Die beschlagene Dose Bud kam auf einem silbernen Tablett, dazu ein gekühltes Glas. D’Agosta ignorierte das Glas, packte die Dose und trank einen langen Schluck. »Das habe ich gebraucht, aber wirklich.« Er genehmigte sich noch einen Schluck.
    Pendergast war zu seinem Sessel zurückgekehrt. »Mein lieber Vincent, wir sind ganz Ohr.«
    D’Agosta berichtete ihnen von seiner Befragung der alten Frau an der Indian Road und den darauffolgenden Ereignissen. Dass er in seiner Wut fast im Alleingang das Gelände des Ville betreten hatte, ließ er dabei allerdings unerwähnt – sonst hätte er sich noch mal an alles erinnert. Pendergast hörte aufmerksam zu. Außerdem entschied Vincent, zu verschweigen, dass er bei der Attacke sein Handy und seinen Piepser verloren hatte.
    Als er zu Ende erzählt hatte, wurde es ganz still in der Bibliothek. Das Kaminfeuer prasselte und loderte.
    Schließlich fragte Pendergast: »Und dieser … dieser Mann? Er hat sich unstet, ziellos bewegt, sagten Sie?«
    »Ja.«
    »Und er war über und über mit Blut bedeckt?«
    »So schien es mir jedenfalls in dem Mondlicht.«
    Pendergast hielt inne. »Ähnelte die Gestalt derjenigen, die wir auf dem Überwachungsvideo gesehen haben?«
    »Ja.«
    Wieder eine Pause, länger diesmal. »War es Colin Fearing?«
    »Nein. Ja.« D’Agosta schüttelte den pochenden Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich konnte das Gesicht nicht besonders gut erkennen.«
    Pendergast schwieg einen langen Augenblick und legte die glatte Stirn leicht in Falten. »Und wann genau ist das alles passiert?«
    »Vor einer halben Stunde. Ich war nur einen Moment bewusstlos. Da ich sowieso schon in der Innenstadt war, bin ich direkt hierhergefahren.«
    »Merkwürdig.« Aber Pendergasts Gesichtszüge sprachen eine andere Sprache – er schien eher besorgt zu sein.
    Nach einem Augenblick blickte Pendergast zu dem verhutzelten alten Mann. »Wren war gerade dabei, die Früchte seiner jüngsten Nachforschungen über ebendiesen Ort, an dem Sie angegriffen wurden, mit mir zu teilen. Wren, könnten Sie bitte fortfahren?«
    »Mit dem größten Vergnügen.« Zwei von ausgeprägten Venen durchzogene Hände griffen in den Stapel Papiere und zogen geschickt einen braunen Schnellhefter hervor. »Soll ich aus den Zeitschriften-Artikeln vorlesen –?«
    »Fassen Sie Ihre Erkenntnisse kurz und knapp zusammen, wenn ich bitten darf.«
    »Selbstverständlich.« Wren räusperte sich, ordnete die Unterlagen sorgfältig auf dem Schoß und blätterte. »Hmm. Mal sehen …« Blättern und Durchsicht der Papiere; zahlreiches Heben der Augenbrauen; Murmeln und Furchen der Stirn. »Am Abend des 11. Juni 1901 …«
    »
Kurz und knapp
ist hier der entscheidende Ausdruck«, sagte Pendergast, nicht unfreundlich.
    »Ja, ja. Kurz und knapp.« Lautes, schleimiges Räuspern. »Allem Anschein nach ist das Ville schon seit einiger Zeit, sagen wir,
umstritten
. Ich habe eine Reihe von Artikeln aus der
New York Sun
gesammelt, sie datieren um die Jahrhundertwende – soll heißen, zur Wende zum 20. Jahrhundert –, in denen Beschwerden der Nachbarn geschildert werden, die durchaus jenen ähneln, die heute vorgebracht werden. Sonderbare Geräusche und Gerüche, Tierkadaver ohne Kopf, die im Wald gefunden wurden, Streitereien. Es gab viele unbestätigte Berichte über einen ›wandernden Schatten‹, der im Wald von Inwood Hill sein Unwesen treibe.«
    Mit äußerster Sorgfalt zog die leberfleckige Hand einen vergilbten Zeitungsausschnitt hervor, als handelte es sich um die Seite einer uralten Handschrift. Er las vor.
    »Laut den Informanten, mit denen diese Zeitung gesprochen hat, lauerte die Erscheinung – Augenzeugen sprechen von einem watschelnden, scheinbar blindwütigen Wesen – der Bürgerschaft New Yorks auf, die so unklug war, sich nach Einbruch der Dunkelheit in der Nähe von Inwood Hill aufzuhalten. Die Angriffe

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