Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit
bringen. »Vergessen Sie den Namen. Ich bin Privatermittler und habe für Blast gearbeitet. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen – was im Grunde schon mehr als genug ist.«
Pendergast musterte ihn erneut von oben bis unten.
»Ich weiß, dass Sie das Bild haben«, fuhr Hudson fort. »Das Schwarzgerahmte. Und ich weiß, dass Sie Blast umgebracht haben.«
»Wie außerordentlich schlau von Ihnen.«
»Blast schuldet mir viel Geld. Ich hole mir nur das, was mir zusteht. Wenn Sie mich bezahlen, vergesse ich alles, was ich über Blasts Tod weiß. Haben Sie mich verstanden?«
»Ah ja. Sie sind hier, um eine Art improvisierten Erpressungsversuch durchzuführen.« In die blassen Gesichtszüge des Mannes trat ein grausiges Lächeln, wobei seine weißen, ebenmäßigen Zähne zum Vorschein kamen.
»Ich hole mir nur ab, was mir zusteht. Und helfe Ihnen gleichzeitig aus der Patsche. Wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Mr. Blast hatte gar kein gutes Urteilsvermögen in Personalfragen.«
Unsicher, was damit gemeint war, schaute Hudson zu, wie Pendergast die Beretta aus dem schwarzen Anzug zog, das Magazin prüfte, es wieder hineinschob und die Waffe auf ihn richtete. Gleichzeitig traf der Diener mit einem Silbertablett mit zwei kleinen Gläsern voll von einer braunen Flüssigkeit ein, die er, eines nach dem anderen, abstellte.
»Maurice, der Sherry ist nun doch nicht mehr nötig. Ich werde den Herrn hier hinunter zum Sumpf begleiten und ihm mit seiner eigenen Waffe in den Hinterkopf schießen. Die Alligatoren werden dann die Spuren beseitigen. Ich bin rechtzeitig zum Abendessen zurück.«
»Wie Sie wünschen, Sir«, sagte der Diener und stellte die beiden Gläser zurück aufs Tablett.
»Erzählen Sie doch keinen Stuss«, sagte Hudson und spürte ein unbehagliches Zucken. Vielleicht hatte er doch den Bogen überspannt?
Pendergast schien ihn nicht zu hören. Er erhob sich und deutete mit der Pistole auf ihn. »Gehen wir.«
»Seien Sie doch nicht albern. Damit kommen Sie nie durch. Meine Leute erwarten mich. Man weiß, wo ich bin.«
»Ihre Leute?« Wieder das grässliche Lächeln. »Kommen Sie, wir wissen doch beide, dass Sie frei arbeiten und dass Sie niemandem erzählt haben, wo Sie heute Abend hinwollen. Auf in den Sumpf!«
»Warten Sie.« Hudson spürte Panik in sich aufsteigen. »Sie machen einen Fehler.«
»Glauben Sie nicht, dass ich – der ich bereits einen Menschen getötet habe –, ganz erpicht darauf bin, jemanden umzubringen, der von dem Verbrechen erfahren hat und nun Schweigegeld erpressen will? Auf die Füße!«
Hudson sprang auf. »Hören Sie mir zu, bitte. Vergessen Sie das Geld. Ich wollte es nur erklären.«
»Es sind keine Erklärungen nötig. Sie haben mir nicht einmal Ihren Namen genannt, wofür ich Ihnen danke. Es versetzt mir immer einen Stich, mich an die Namen der Menschen zu erinnern, die ich getötet habe.«
»Hudson«, sagte er rasch. »Frank Hudson. Bitte tun Sie das nicht.«
Pendergast drückte ihm die Pistole in die Seite und stieß ihn heftig in Richtung Tür. Wie ein Zombie taumelte Hudson in die Halle hinaus, durch die Haustür und auf die Veranda. Die Nacht erhob sich vor ihm, schwarz und feucht, erfüllt mit dem Quaken der Frösche und dem Sirren von Insekten.
»Nein. Gütiger Gott, nein.« Hudson wurde klar, dass er sich ganz furchtbar verrechnet hatte.
»Weitergehen, bitte.«
Hudson spürte, wie seine Knie nachgaben, und sank auf den Holzfußboden der Veranda. »Bitte.« Tränen rannen ihm über das Gesicht.
»Dann mache ich es eben gleich hier.« Hudson spürte, wie der kalte Lauf der Pistole seinen Nacken berührte. »Maurice muss das dann eben sauber machen.«
»Tun Sie es nicht«, stöhnte Hudson. Er hörte, wie Pendergast den Hahn der Beretta spannte.
»Und warum nicht?«
»Wenn ich als vermisst gemeldet werde, wird die Polizei mein Auto finden. Es steht nicht weit weg von hier; die Bullen werden auch an Ihre Tür klopfen.«
»Ich werde das Auto wegfahren.«
»Sie werden DNA -Spuren hinterlassen, das können Sie gar nicht vermeiden.«
»Maurice wird das Auto wegfahren. Außerdem, mit ein paar Polizisten werde ich schon fertig.«
»Man wird die Sümpfe durchsuchen.«
»Wie gesagt, die Alligatoren werden Ihre Leiche beseitigen.«
»Wenn Sie das glauben, wissen Sie nicht viel über Leichen. Sie neigen nämlich dazu, Tage oder sogar Wochen später wieder aufzutauchen. Sogar in Sumpfgebieten.«
»Nicht in meinem Sumpf, mit meinen Alligatoren.«
»Alligatoren
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