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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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schloss die Tür, während Mr. Roblet mit mürrischer Miene im Flur stehen blieb. Mrs. Roblet nahm überaus korrekt auf dem Sofa Platz und zog den Saum ihres Kleids ein wenig nach unten. Statt sich in einen der Sessel zu setzen, nahm Pendergast neben ihr auf dem Sofa Platz.
    »Entschuldigen Sie, dass wir Sie stören«, sagte er in einem leisen, freundlichen Ton. »Wir hoffen, nur wenige Minuten Ihrer Zeit in Anspruch nehmen zu müssen.«
    Nach kurzem Schweigen erwiderte Mrs. Roblet: »Ich nehme an, Sie ermitteln wegen … des Todes von Morris Blackletter.«
    »Das ist richtig. Wieso wissen Sie das?«
    »Ich habe in der Zeitung davon gelesen.« Es schien, als würden ihre sorgsam beherrschten Gesichtszüge im nächsten Moment entgleisen.
    »Es tut mir sehr leid.« Pendergast zog ein kleines Päckchen Papiertaschentücher hervor und hielt ihr eines hin. Sie nahm es entgegen und tupfte sich damit die Augen trocken. Es kostete sie enorme Anstrengung, nicht in Tränen auszubrechen.
    »Wir sind nicht gekommen, um in Ihrem früheren Leben herumzuschnüffeln oder Ihre Ehe durcheinanderzubringen«, fuhr Pendergast in freundlichem Tonfall fort. »Es muss sehr schwierig sein, im Verborgenen um jemanden zu trauern, der Ihnen früher einmal sehr viel bedeutet hat. Ihr Mann wird von dem, was in diesem Raum gesprochen wird, nichts erfahren.«
    Sie nickte und tupfte sich nochmals die Augen trocken. »Ja. Morris war … ein wunderbarer Mann«, sagte sie leise. Dann änderte sich ihr Ton, wurde strenger. »Also, bringen wir die Sache hinter uns.«
    Hayward rutschte unruhig in ihrem Sessel herum. Dieser verfluchte Pendergast mit seinen merkwürdigen Methoden, dachte sie. Die Befragung müsste im Grunde in einem offiziellen Rahmen stattfinden, in einer Polizeiwache und mit einem Aufnahmegerät auf dem Tisch.
    »Natürlich. Sie haben Dr. Blackletter in Afrika kennengelernt?«
    »Ja.«
    »Unter was für Umständen?«
    »Ich arbeitete damals als Krankenschwester in der Baptistenmission in Liberville in Gabun. Das ist in Westafrika.«
    »Und Ihr Mann?«
    »Er war der Hauptpastor der Mission«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Wie haben Sie Dr. Blackletter kennengelernt?«
    »Ist das wirklich nötig?«, flüsterte sie.
    »Ja.«
    »Er leitete eine kleine Klinik für Doctors With Wings, sie lag direkt neben der Missionsstation. Immer wenn im westlichen Teil des Landes eine Krankheit ausbrach, ist er in den Busch geflogen, um die Dorfbewohner zu impfen. Eine sehr, sehr gefährliche Arbeit. Wenn er Hilfe benötigte, habe ich ihn manchmal begleitet.«
    Pendergast legte seine Hand begütigend auf ihre. »Wann hat die Beziehung zu ihm begonnen?«
    »Ungefähr in der Mitte unseres ersten Jahres dort. Das ist jetzt zweiundzwanzig Jahre her.«
    »Und wann hat die Beziehung geendet?«
    Langes Schweigen. »Sie hat nicht geendet.« Ihre Stimme stockte.
    »Erzählen Sie uns von Dr. Blackletters Arbeit hier in den Staaten, nachdem er Doctors With Wings verlassen hatte.«
    »Morris war Epidemiologe. Ein sehr guter. Er hat für etliche pharmazeutische Unternehmen als Berater gearbeitet, hat ihnen bei der Entwicklung von Impfstoffen und anderen Arzneimitteln geholfen.«
    »Gehörte Longitude Pharmaceuticals auch dazu?«
    »Ja.«
    »Hat er Ihnen je etwas von seiner Arbeit für die Firma erzählt?«
    »Er hat sich größtenteils über seine beratende Tätigkeit ausgeschwiegen. Das Ganze war ziemlich geheim, wegen Industriespionage und so. Aber komisch, dass Sie die Firma erwähnen, über die hat er mir ein paarmal etwas erzählt. Mehr als über die meisten anderen.«
    »Und?«
    »Er hat dort ungefähr ein Jahr gearbeitet.«
    »Wann war das?«
    »Vor etwa elf Jahren. Er hatte ganz plötzlich gekündigt. Es war dort etwas passiert, was ihm nicht gefallen hat. Er war wütend und verängstigt – und glauben Sie mir, Morris war kein Mann, dem man leicht Angst einjagen konnte. Ich erinnere mich noch, dass er eines Abends mit mir über den Vorstandschef des Unternehmens gesprochen hat. Slade war sein Name. Charles J. Slade. Ich erinnere mich, dass Morris sagte, der Mann sei böse und dass das Zeichen eines wahrhaft bösen Menschen seine Fähigkeit sei, gute Menschen in seinen Mahlstrom zu ziehen. Das war das Wort, das er verwendet hat:
Mahlstrom.
Ich weiß noch, dass ich es nachschlagen musste. Kurz nach seiner Kündigung hat Morris ganz plötzlich aufgehört, über Longitude zu sprechen, und auch danach hat er nie mehr ein Wort über das Unternehmen

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