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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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der in eine warme Suppe gefallen war.
    Er stellte seine Aktentasche ab, zog aus der Brusttasche seines Nadelstreifenanzugs ein Taschentuch und wischte sich über die Glatze. Es geht doch nichts über den Winter in Baton Rouge, dachte er gereizt. Er stopfte das Taschentuch in die Brusttasche zurück, zupfte so daran, dass eine Ecke salopp hervorschaute, blinzelte in dem hellen Sonnenlicht mit zusammengekniffenen Augen in Richtung Parkplatz und entdeckte seinen alten Ford Falcon. Daneben stieg eine stämmige Frau sichtlich genervt aus ihrem zerbeulten Chevrolet Nova und schlug die Tür einmal, zweimal zu, damit die endlich schloss.
    »Mistding«, hörte er die Frau zu dem Auto sagen, als sie die Tür nochmals mit Schwung zuknallte. »Scheißkarre.«
    Hudson wischte sich wieder über die Glatze und setzte seinen Fedora auf. Er wollte hier noch ein bisschen länger im Schatten stehen bleiben, bevor er in seinen Wagen stieg. Der Auftrag, den Pendergast ihm gegeben hatte, war kinderleicht gewesen. June Brodie, 35, Sekretärin, verheiratet, keine Kinder, attraktiv. Es stand alles in den Akten. Ehemann staatlich geprüfter Krankenpfleger. Sie selbst hatte eine Ausbildung zur staatlich geprüften Krankenschwester gemacht, hatte sich dann aber schließlich entschieden, für Longitude zu arbeiten. Dort war sie sechzehn Jahre lang tätig. Longitude geht pleite, sie wird arbeitslos, und eine Woche später steigt sie in ihren Tahoe. Fährt zur Archer-Brücke ein paar Meilen vor der Stadt. Verschwindet. Im handschriftlichen, im Auto zurückgelassenen Abschiedsbrief steht:
Ich kann nicht mehr. Alles mein Fehler. Verzeih mir.
Man sucht eine Woche lang den Fluss ab, nichts. Es ist ein bevorzugter Ort für Selbstmörder, der Fluss ist tief und hat eine schnelle Strömung, viele Leichen werden nie gefunden. Ende der Geschichte.
    Hudson hatte nur kurze Zeit benötigt, um die Informationen zusammenzubekommen, die Akten durchzusehen. Er machte sich Sorgen, dass er nicht genug geleistet hatte, um sich das 500-Dollar-Tageshonarar zu verdienen. Vielleicht sollte er verschweigen, dass er nur zwei Stunden gebraucht hatte.
    Die Akte war vollständig, sogar eine Kopie des Abschiedsbriefs war darin; der FBI -Agent müsste eigentlich hochzufrieden sein. Was die Bezahlung anging, wollte er mal sehen, was kam. Die Verbindung war zu einträglich, als dass er das Risiko eingehen durfte, mit dem Mann Spielchen zu spielen oder zu versuchen, ein paar Pennys mehr aus ihm rauszuquetschen.
    Hudson hob die Aktentasche vom Boden auf und trat aus dem Schatten auf den backofenheißen Parkplatz.
     
    Mit einem letzten Fluch knallte Nancy Milligan die Wagentür zu – die geschlossen blieb. Nancy schwitzte, war verärgert und wütend. Wütend auf die ungewöhnliche Hitze, wütend auf die alte Karre und besonders wütend auf ihren Mann. Warum ließ der Blödmann sie seine Besorgungen machen, statt seinen dicken Hintern hochzukriegen und die Sache selber zu erledigen? Warum die Stadtverwaltung von Baton Rouge eine Kopie seiner Geburtsurkunde brauchte, bei seinem Alter … das machte doch keinen Sinn.
    Sie richtete sich auf und war etwas peinlich berührt, als sie auf der anderen Seite des Parkplatzes einen Mann – Fedora auf dem Kopf nach hinten geschoben – sah, der sich die Stirn wischte und in ihre Richtung blickte.
    Im selben Moment flog der Hut durch die Luft, und die ganze Seite seines Kopfes verschwamm und verschmolz zu einem Strahl einer dunklen Flüssigkeit. Fast gleichzeitig ertönte zwischen den ausladenden Eichen ein Knall. Der Mann stürzte zu Boden, als wäre er gefällt worden, und rollte wie ein Baumstamm, bevor er reglos liegen blieb, die Arme in einer grotesken Selbstumarmung um sich geschlungen. Der Hut rollte einige Meter und kam dann eiernd auf der Oberseite zum Liegen.
    Einen Augenblick stand die Frau einfach nur völlig starr neben ihrem Wagen. Dann holte sie ihr Handy hervor und wählte mit tauben Fingern die Notrufnummer. »Ein Mann«, sagte sie, verwundert, wie ruhig ihre Stimme klang, »ist gerade eben auf dem Parkplatz des Standesamtes an der Louisiana Avenue erschossen worden.«
    Auf die Frage am anderen Ende antwortete sie: »Ja, er ist mit Sicherheit tot.«

53
    Der Parkplatz und ein kleiner Bereich der nahe gelegenen Straße waren mit Tatortband abgesperrt. Eine Menschenansammlung aus Reportern, Teams von Nachrichtensendern und Kameraleuten drängte gegen die Barrikade der Blauuniformierten, dazu gesellten sich ein paar

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