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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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ihm, dem letzten überlebenden Angehörigen der Familie mit klarem Verstand, angesammelt hatten.
    Er trank noch einen Schluck und stellte das Glas ab. »Maurice, ich sehe mich mal im Haus um. Um der alten Zeiten willen.«
    »Jawohl, Sir. Ich bin hier, falls Sie mich brauchen.«
    Pendergast erhob sich, öffnete die Kassettentür und betrat die Eingangshalle. Eine Viertelstunde lang spazierte er durch die Räume im Erdgeschoss: die leere Küche und die leeren Wohnräume, der Salon, die Speisekammer und der Gesellschaftsraum. Das Haus roch ein wenig wie in seiner Kindheit – nach Möbelpolitur, altem Eichenholz und, unendlich fern, dem Parfüm seiner Mutter; das alles überlagert von einem sehr viel neueren Geruch nach Feuchtigkeit und Schimmel. Jeder Gegenstand, jedes Figürchen und Gemälde, jeder Briefbeschwerer und silberne Aschenbecher stand an seinem Platz, und jedes kleine Objekt barg Tausende Erinnerungen an längst verstorbene Menschen, an Hochzeiten und Taufen und Begräbnisfeiern, an Cocktailpartys und Maskenbälle und Kinder, die unter den warnenden Rufen ihrer Tanten über die Flure liefen.
    Vergangen, alles vergangen.
    Er ging die Treppe ins Obergeschoss hinauf. Hier führten zwei Flure zu den Schlafzimmern in den gegenüberliegenden Flügeln des Hauses, wobei der obere Salon geradeaus hinter einem bogenförmigen, von zwei Elefanten-Stoßzähnen bewachten Durchgang lag.
    Pendergast betrat das Wohnzimmer. Auf dem Boden lag ein Zebrafell, über dem großen Kamin schmückte der Kopf eines Kapbüffels die Wand und blickte mit seinen Glasaugen auf ihn herab. An den Wänden hingen weitere Trophäen: Kudu, Buschbock, Hirsch, Reh, Hirschkuh, Wildschwein, Elch.
    Pendergast verschränkte die Hände hinter dem Rücken und ging langsam auf und ab. Und während er die Trophäensammlung betrachtete, diese Wächter der Erinnerung an lang zurückliegende Ereignisse, kehrten seine Gedanken unwiderstehlich zu Helen zurück. In der vergangenen Nacht hatte ihn der alte Albtraum – so klar und furchterregend wie stets – erneut heimgesucht, und noch jetzt verspürte er seine bösartigen Nachwirkungen, ähnlich wie ein Geschwür in der Magengrube. Vielleicht konnte ja dieses Zimmer diesen besonderen Dämon austreiben, zumindest eine Zeitlang. Ganz verschwinden würde er natürlich nie.
    Auf der gegenüberliegenden Seite, vor der Wand, stand der abgeschlossene Waffenschrank, der seine Jagdwaffen enthielt. Es war ein wüster, blutrünstiger Sport, ein 32,4 Gramm schweres Metallprojektil mit siebenhundert Metern pro Sekunde in ein Wildtier zu treiben, und er wunderte sich, warum er sich zur Jagd hingezogen fühlte. Aber es war Helen gewesen, die die Jagd wahrhaft geliebt hatte. Ein seltsames Hobby für eine Frau, aber sie war ja eine ungewöhnliche Frau gewesen. Eine außergewöhnliche Frau.
    Durch den geriffelten, staubigen Glaseinsatz fiel sein Blick auf Helens Krieghoff-Doppelbüchse. Die erlesen gravierten Seitenplatten waren mit Silber und Gold eingelegt, der Schaft aus Walnussholz glänzte vom häufigen Gebrauch. Die Krieghoff war sein Hochzeitsgeschenk gewesen, unmittelbar bevor Helen und er zur Flitterwochen-Safari aufgebrochen waren, auf Kapbüffel in Tansania. Ein wunderschönes Objekt, der Preis lag im sechsstelligen Bereich, nur die feinsten Hölzer und Edelmetalle waren verwendet worden – und dennoch diente es einem höchst grausamen Zweck.
    Während Pendergasts Blick darauf ruhte, fiel ihm an der Mündung des Laufs ein schmaler Streifen Rost auf.
    Er schritt zur Tür des Salons und rief die Treppe hinunter: »Maurice? Würden Sie mir bitte den Schlüssel zum Waffenschrank bringen?«
    Nach einer Weile erschien Maurice in der Eingangshalle. »Jawohl, Sir.« Er wandte sich um und verschwand wieder. Augenblicke später stieg er langsam die knarrende Treppe herauf, einen eisernen Schlüssel in der geäderten Hand. Ein wenig ächzend ging er an Pendergast vorbei und blieb vor dem Waffenschrank stehen, schob den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn.
    »Bitte schön, Sir.« Pendergast verzog keine Miene, doch es freute ihn, dass er in Maurice ein Gefühl des Stolzes verspürte: weil er den Schlüssel griffbereit hatte, zu Diensten war.
    »Vielen Dank, Maurice.«
    Maurice verließ mit kurzem Nicken den Raum.
    Pendergast griff in den Waffenschrank und umfasste den kalten, metallenen Doppellauf. Seine Finger kribbelten, schon allein deshalb, weil es Helens Waffe war. Aus irgendeinem Grund schlug sein Herz schneller,

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