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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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nicht so recht, wie er anfangen sollte. In medias res gehen, damit dürfte er eigentlich nichts falsch machen.
    »Constance Greene ist Ihr Mündel?«
    »So ist es.«
    Felder lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schlug lässig die Beine übereinander. Er wollte sichergehen, nach außen entspannt und ungezwungen zu wirken. »Ich habe mich gefragt, ob Sie mir ein wenig mehr über sie erzählen könnten. Wo sie geboren wurde, wie ihre Kindheit und Jugend aussah, solche Sachen eben.«
    Pendergast sah ihn nach wie vor mit demselben neutralen Gesichtsausdruck an. Aus irgendeinem Grund fand Felder das irritierend.
    »Sie sind der einweisende Psychiater in dem Fall, nicht wahr?«, fragte Pendergast.
    »Ich wurde als Gutachter bei der Anhörung betreffend die Zwangseinweisung in eine geschlossene psychiatrische Klinik bestallt.«
    »Und Sie haben für die Zwangseinweisung plädiert.«
    Felder lächelte bedauernd. »Ja. Sie wurden zur gerichtlichen Anhörung vorgeladen, aber wie ich höre, haben Sie es abgelehnt –«
    »Wie genau lautet Ihre Diagnose?«
    »Sie ist für einen Laien –«
    »Seien Sie so nett.«
    Felder zögerte eine Sekunde. »Nun gut. Achse eins: Schizophrenie des paranoiden Typus, permanent, möglicherweise mit einem prämorbiden Achse-zwei-Zustand einer schizotypischen Persönlichkeitsstörung, dazu eine Psyphoria und Hinweise auf einen dissoziativen Fluchtreflex.«
    Pendergast nickte nachdenklich. »Und dieses Urteil gründen Sie auf welche Indizien?«
    »Einfach ausgedrückt, auf die Wahnvorstellung, dass die Patientin sich für Constance Greene hält – eine Frau, die vor beinahe anderthalb Jahrhunderten geboren wurde.«
    »Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen, Dr. Felder. Im Kontext ihrer, äh,
Wahnvorstellung,
haben Sie da irgendwelche Brüche oder Unstimmigkeiten festgestellt?«
    Felder runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher, was Sie meinen.«
    »Sind ihre Wahnvorstellungen in sich logisch?«
    »Jenseits der Vorstellung, dass ihr Kind böse sei, waren ihre Wahnvorstellungen natürlich erstaunlich konsistent. Das ist eines der Dinge, die mich interessieren.«
    »Was genau hat sie Ihnen erzählt?«
    »Dass ihre Familie von einer Farm im Staat New York in die Water Street umgezogen ist, wo sie in den achtzehnsiebziger Jahren geboren wurde, dass ihre Eltern an Tuberkulose starben und ihre Schwester von einem Serienmörder umgebracht wurde. Dass sie als Waise von einem ehemaligen Bewohner des Hauses acht-neun-eins Riverside Drive aufgenommen wurde, über den wir keinerlei Unterlagen besitzen. Dass Sie letztlich das Haus erbten und infolgedessen die Verantwortung für ihr Wohlergehen.« Felder stockte.
    Pendergast schien Felders Zögern bemerkt zu haben. »Was hat sie sonst noch über mich gesagt?«
    »Dass Sie ihr Vormund geworden sind, weil eine Schuld auf Ihnen laste.«
    Schweigen. »Sagen Sie mal, Dr. Felder«, fragte Pendergast schließlich, »hat Constance Ihnen gegenüber etwas über ihr Leben zwischen dieser frühen Zeit und ihrer kürzlichen Überfahrt auf der Queen Mary erzählt?«
    »Nein.«
    »Überhaupt keine Details?«
    »Keine.«
    »Dann erkläre ich Ihnen gegenüber, dass die Diagnose zweihundertfünfundneunzig-Punkt-dreißig, schizotypische Persönlichkeitsstörung, nicht angebracht ist. Allermindestens hätten Sie eine schizophrenieforme Störung für die Achse-zwei-Diagnose genauer begründen müssen. Tatsache ist, Dr. Felder, Sie verfügen über keinerlei Informationen zur Vorgeschichte ihres Leidens. Soweit bekannt, können Constances Wahnvorstellungen jüngeren Ursprungs sein, vielleicht stammen sie sogar aus der Zeit ihrer Atlantiküberquerung.«
    Felder setzte sich vor. Pendergast hatte die präzise diagnostische Kennzahl des DSM - IV -Handbuchs für paranoide Schizophrenie zitiert. »Haben Sie Psychiatrie studiert, Special Agent?«
    Pendergast zuckte mit den Schultern. »Man hat seine Interessen.«
    Felder merkte selber, dass er trotz aller Anstrengungen seiner Verärgerung nicht Herr wurde. Warum zeigte dieser Pendergast auf einmal ein so großes Interesse, wo er im bisherigen Verlauf des Gesprächs beinahe gleichgültig gewirkt hatte? »Ich muss Ihnen sagen, dass ich Ihre Schlussfolgerungen als amateurhaft und oberflächlich einstufe.«
    Pendergasts Augen funkelten. »Darf ich Sie dann also fragen, welchen möglichen Grund Sie haben, mich mit Ihren Fragen über Constance zu behelligen, da Sie sie ja bereits diagnostiziert und für eine Zwangseinweisung plädiert

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