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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Ich möchte, dass … ich muss …«
    »Judson«, sagte Pendergast schnell und fasste seine Hand. »Du musst mich die Sache regeln lassen. Ich verstehe ja, welch großen Kummer, welch großen Zorn du empfindest, aber
du musst mich die Sache regeln lassen.
«
    Judson schüttelte kurz und heftig den Kopf.
    »Ich kenne dich«, fügte Pendergast sanft hinzu, »aber ich muss dich warnen … übe keine Selbstjustiz. Bitte.«
    Esterhazy holte einmal tief Luft, dann noch einmal, erwiderte aber nichts. Schließlich nickte Pendergast kurz und trat nach draußen in die Abendluft.
     
    Nachdem er die Haustür geschlossen hatte, blieb Judson Esterhazy, immer noch schwer atmend, für längere Zeit in der dunklen Diele stehen. Als er seinen fürchterlichen Zorn, seinen furchtbaren Schock schließlich im Griff hatte, wandte er sich um und ging rasch in sein Zimmer zurück. Dort schritt er geradewegs auf den Waffenschrank zu und schloss ihn auf, wobei er den Schlüssel vor lauter Aufregung zweimal fallen ließ. Er strich über die wunderschön auf Hochglanz polierten Gewehre, dann wählte er eines aus: eine Holland & Holland Royal Delux 470 NE mit einem Leupold- VX - III -Zielfernrohr. Er zog die Waffe aus dem Schrank, drehte sie mit leicht zitternden Händen, dann stellte er sie zurück und verschloss sorgfältig den Schrank.
    Pendergast konnte so viel über Rechtsstaatlichkeit predigen, wie er wollte, Tatsache war: Es war an der Zeit, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Denn eines hatte Judson Esterhazy im Leben gelernt. Es gab nur eine Möglichkeit, etwas richtig hinzubekommen. Du musst es selber tun.

13
    New Orleans
    Pendergast steuerte den Rolls-Royce auf den vom Licht der Natriumdampflampen grell erleuchteten Parkplatz in der Dauphine Street. Der Parkplatzwächter, ein Mann mit dicken Ohren und schweren Tränensäcken unter den Augen, ließ die Schranke hinter ihnen herunter und reichte Pendergast ein Ticket, das dieser hinter den Scheibenwischer steckte.
    »Hinten links, Platz neununddreißig!«, rief der Mann mit unüberhörbarem Mississippi-Delta-Akzent und betrachtete den Rolls mit großen Augen. »Ach nein, nehmen Sie lieber Platz zweiunddreißig, der ist größer. Und wir haften auch nicht für Schäden. Vielleicht sollten Sie Ihren Wagen besser im LaSalle’s in der Toulouse abstellen, im Parkhaus.«
    »Vielen Dank, ich ziehe diesen Parkplatz vor.«
    »Wie Sie wollen.«
    Pendergast manövrierte den großen Rolls über den engen Parkplatz und steuerte ihn vorsichtig auf die zugewiesene Parkfläche. Sie stiegen aus. Der Parkplatz war zwar groß, vermittelte aber trotzdem ein klaustrophobisches Gefühl, weil er an allen Seiten von ganz unterschiedlichen alten Gebäuden eingeschlossen war. Es war ein milder Winterabend, und obwohl es schon ziemlich spät war, wankten immer noch Gruppen junger Männer und Frauen, einige mit Plastikbechern voll Bier in der Hand, über die Bürgersteige und riefen sich gegenseitig irgendetwas zu, lachten und lärmten. Von den dahinterliegenden Straßen wehte gedämpft der Lärm von Rufen und Schreien, hupenden Autos und Dixieland-Jazz herüber.
    »Ein typischer Abend im French Quarter«, sagte Pendergast und lehnte sich gegen den Rolls. »Bourbon ist die übernächste Straße, Epizentrum der öffentlichen Zurschaustellung der moralischen Verderbtheit dieses Landes.« Während er die Abendluft einatmete, glitt ein schwer zu deutendes Lächeln über seine blassen Gesichtszüge.
    D’Agosta wollte losgehen, aber Pendergast rührte sich nicht vom Fleck. »Gehen wir?«, fragte er schließlich.
    »Gleich, Vincent.« Pendergast schloss die Augen, so als wollte er die Atmosphäre des Ortes in sich wirken lassen. D’Agosta wartete und rief sich in Erinnerung, dass Pendergasts sonderbare Stimmungsschwankungen und seltsame Eigenarten Geduld erforderten, viel Geduld. Doch die Fahrt von Savannah hierher war lang und anstrengend gewesen – wie es schien, besaß Pendergast da unten einen weiteren Rolls, der mit dem in New York praktisch identisch war –, und außerdem hatte er Kohldampf. Zudem freute er sich schon seit geraumer Zeit auf ein kühles Bier, und mit anzusehen, wie diese Zecher mit ihren Bechern voll Bier vorbeigingen, besserte seine Stimmung auch nicht gerade.
    Nach einer Minute räusperte sich D’Agosta. Pendergast schlug die Augen auf.
    »Sehen wir uns Ihr Elternhaus an?«, fragte D’Agosta. »Oder wenigstens das, was davon noch übrig ist?«
    »Ja, genau das machen wir.«

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