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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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verbringen, ohne miteinander zu sprechen, und haben es einfach nur genossen, mit dem anderen zusammen zu sein.« Er hielt inne und sagte leichthin: »Maurice, hat meine Frau irgendwann einmal mit Ihnen über ihr Leben, bevor ich sie kennenlernte, gesprochen?«
    Maurice leerte sein Glas und stellte es behutsam beiseite.
    »Nein, sie war eine ganz stille.«
    »Was ist Ihre eindrücklichste Erinnerung an sie?«
    Maurice dachte einen Augenblick nach. »Dass ich ihr kannenweise Hagebuttentee gebracht habe.«
    Nun war es an Pendergast zu lächeln. »Ja, das war ihr Lieblingstee. Es schien, als könne sie nie genug davon bekommen. In der Bibliothek roch es ständig nach Hagebutte.« Er sog die Luft ein. Jetzt roch das Zimmer nur nach Staub und Feuchtigkeit. »Ich fürchte, ich war häufiger von zu Hause fort, als gut war. Ich frage mich oft, was Helen wohl in dem zugigen alten Haus getan hat, um sich ein wenig zu amüsieren, wenn ich nicht in der Stadt war.«
    »Hin und wieder ist sie verreist, im Rahmen ihrer Tätigkeit. Aber sie hat auch viel Zeit in diesem Zimmer verbracht«, sagte Maurice. »Sie haben ihr sehr gefehlt.«
    »Tatsächlich? Sie hat nach außen hin immer eine so tapfere Miene gemacht.«
    »Ich bin ihr während Ihrer Abwesenheit ständig hier in der Bibliothek begegnet«, sagte Maurice. »Sie hat sich die Vögel angeschaut.«
    »Die Vögel?«
    »Sie wissen doch, Sir. Das alte Lieblingsbuch Ihres Bruders … bevor die schlechten Zeiten begannen. Das alte Buch mit all den Vogelstichen in der Schublade dort.« Mit einem Nicken zeigte er auf eine Schublade unten in einem alten Schrank aus Kastanienholz.
    Pendergast runzelte die Stirn. »Das Audubon-Doppelelefantfolio?«
    »Genau das. Ich habe ihr ihren Tee gebracht, aber sie hat mich kaum wahrgenommen. Sie hat einfach dagesessen und stundenlang in dem Buch geblättert.«
    Pendergast stellte sein Glas ziemlich abrupt ab. »Hat sie mit Ihnen mal über ihr Interesse an Audubon gesprochen? Ihnen möglicherweise Fragen gestellt?«
    »Hin und wieder. Die Freundschaft Ihres Ururgroßvaters mit Audubon hat sie fasziniert. Es war schön zu sehen, dass sie ein solch großes Interesse an der Familiengeschichte entwickelte.«
    »Sie sprechen von Großvater Boethius?«
    »Ja, genau dem.«
    »Wann war das, Maurice?«, fragte Pendergast nach einem Augenblick.
    »Oh, kurz nachdem Sie beide geheiratet haben, Sir. Sie wollte seine Papiere sehen.«
    Pendergast genehmigte sich nachdenklich einen Schluck. »Papiere? Was für Papiere?«
    »Die, die hier drin sind, in der Schublade, unter den Stichen. Immer wieder hat sie in den alten Dokumenten und Tagebüchern gelesen. In denen und im Vogelbuch.«
    »Hat sie Ihnen einmal gesagt, warum Sie das getan hat?«
    »Ich nehme an, sie hat die Bilder bewundert. Da sind einige wunderschöne Vögel drin, Mr. Pendergast.« Maurice trank noch einen Schluck von seinem Sherry. »Sagen Sie einmal – haben Sie beide sich denn nicht dort kennengelernt? Im Audubon-Cottage in der Dauphine Street?«
    »Ja. Bei einer Ausstellung mit Audubon-Stichen. Aber damals hat sich Helen kaum dafür interessiert. Sie hat mir gesagt, sie sei nur deshalb dort hingegangen, weil es Wein und Käse umsonst gab.«
    »Sie kennen doch die Frauen, Sir. Sie haben gern ihre kleinen Geheimnisse.«
    »So scheint es«, erwiderte Pendergast sehr leise.

15
    Rockland, Maine
    Unter normalen Umständen wäre die
Salty Dog Tavern
genau die Art von Bar gewesen, die Vincent D’Agosta gefiel: ehrlich, unprätentiös,
working class
und preiswert. Derzeit waren die Umstände allerdings alles andere als normal. D’Agosta war in vier Tagen zwischen ebenso vielen Städten hin und her geflogen oder gefahren. Laura Hayward fehlte ihm, und er war müde, hundemüde. Maine im Februar war nicht unbedingt reizvoll. Und das Letzte, wozu er im Moment Lust hatte, war, mit ein paar Fischern Bier zu trinken.
    Aber allmählich war er doch etwas verzweifelt. Rockland hatte sich als Sackgasse erwiesen. Das alte Esterhazy-Haus hatte, seit die Familie vor zwanzig Jahren ausgezogen war, mehrmals den Besitzer gewechselt. Von den Nachbarn schien sich nur eine alte Jungfer an die Familie zu erinnern – und die hatte ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. In den Zeitungen der Stadtbücherei wurden die Esterhazys nicht erwähnt, und im Stadtarchiv hatte er bis auf die Steuerakten nichts Relevantes gefunden. So viel zum Thema Klatsch und Tratsch in einer Kleinstadt.
    Und so hatte er sich in die
Salty Dog

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