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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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wenig«, sagte Tipton. »Sie hat sich für die Zeit interessiert, die Audubon im Jahr achtzehnhunderteinundzwanzig hier verbracht hat, gemeinsam mit Lucy.«
    Pendergast blieb vor einer abgedunkelten Glasvitrine stehen. »Hat sich meine Frau für etwas Besonderes interessiert? Hatte sie vielleicht vor, einen Artikel oder ein Buch über Audubon zu schreiben?«
    »Das müssten Sie besser wissen als ich, aber ich erinnere mich tatsächlich, dass sie mich mehr als einmal nach dem Schwarzgerahmten gefragt hat.«
    »Dem Schwarzgerahmten?«
    »Dem berühmten ›verlorenen Gemälde‹. Dasjenige, das Audubon während seines Aufenthalts im Sanatorium gemalt hat.«
    »Verzeihen Sie bitte, dass mein Wissen über Audubon so begrenzt ist. Was hat es mit diesem ›verlorenen Gemälde‹ auf sich?«
    »Als junger Mann erkrankte Audubon schwer. Während seiner Rekonvaleszenz hat er ein Bild gemalt. Offenbar ein außergewöhnliches Gemälde – sein erstes wirklich bedeutendes Werk. Später ist es verschwunden. Das Merkwürdige daran ist, dass niemand, der es gesehen hat, erwähnt hat, was es darstellt. Nur dass es auf brillante Weise lebensecht war und sich in einem ungewöhnlichen, schwarz angemalten Rahmen befand. Was Audubon tatsächlich gemalt hat, scheint nicht überliefert zu sein.« Tipton, der sich nun auf vertrautem Terrain befand, merkte, dass seine Nervosität ein wenig nachließ.
    »Und Helen hat sich für dieses Bild interessiert?«
    »Jeder Audubon-Forscher interessiert sich für das Bild. Es markierte den Anfang jener Schaffensphase, die mit
Die Vögel Amerikas
ihren Höhepunkt erreichte, und ist bei weitem das bedeutendste Werk der Natur-Malerei, das je veröffentlicht wurde. Das Schwarzgerahmte sei – so behaupteten Leute, die das Bild zu Gesicht bekamen – das erste Werk, das Audubons wahres Genie zeige.«
    »Verstehe.« Pendergasts Miene wurde nachdenklich. Dann sah er plötzlich auf die Uhr. »Nun denn! Es war schön, Sie wiederzusehen, Mr. Tipton.« Er umfasste Tiptons Hand, worauf dieser beunruhigt feststellte, dass Pendergasts Hand noch kälter war als beim Eintreten – wie bei einer Leiche im Tiefkühlfach.
    Er folgte seinem Besucher bis an die Tür. Während er die Tür aufzog, nahm Tipton seinen ganzen Mut zusammen und stellte die Frage, die ihm auf dem Herzen lag. »Mr. Pendergast, haben Sie zufällig noch das Doppelelefantenfolio Ihrer Familie in Besitz?«
    Pendergast drehte sich um. »Ja.«
    »Ah! Wenn ich so kühn sein darf, Ihnen etwas vorzuschlagen, und ich hoffe, Sie werden mir meine Direktheit verzeihen, wenn Sie also aus irgendeinem Grund ein schönes Zuhause für den Band finden möchten, eines, wo er sehr gut gepflegt werden und von der Öffentlichkeit gewürdigt würde, wären wir natürlich sehr geehrt …« Er senkte die Stimme hoffnungsvoll.
    »Ich werde es mir überlegen. Und nun einen schönen Abend, Mr. Tipton.«
    Erleichtert stellte Tipton fest, dass Pendergast ihm nicht noch einmal die Hand entgegenstreckte.
    Die Tür fiel ins Schloss; Tipton schloss ab und schob den Riegel vor, dann blieb er lange stehen und überlegte. Die Ehefrau von einem Löwen gefressen, die Eltern bei einem Brand ums Leben gekommen, den der Pöbel gelegt hatte … was für eine merkwürdige Familie. Und die Jahre hatten diesen Angehörigen ganz offensichtlich auch nicht normaler gemacht.

17
    Das Zentrum für Medizinische Wissenschaften der Tulane-Universität in der Tulane Street war in einem unscheinbaren grauen Wolkenkratzer untergebracht, der auch im Finanzdistrikt von New York keinesfalls fehl am Platz gewirkt hätte. Im 31. Stock trat Pendergast aus dem Fahrstuhl und begab sich in die Gynäkologische Abteilung. Schließlich stand er nach einigen Erkundigungen vor der Tür von Miriam Kendall.
    Er klopfte leise an. »Herein«, erklang eine kräftige, klare Stimme.
    Pendergast öffnete die Tür. Das kleine Büro gehörte ganz offensichtlich einer akademischen Lehrkraft. Zwei metallene Bücherregale waren mit Lehrbüchern und Fachzeitschriften vollgestopft. Auf dem Schreibtisch lagen stapelweise Examenshefte. Hinter dem Schreibtisch saß eine Frau von vielleicht sechzig Jahren. Sie erhob sich, als Pendergast eintrat.
    »Dr. Pendergast«, sagte sie und erwiderte den angebotenen Handschlag mit einer gewissen Reserviertheit.
    »Nennen Sie mich Aloysius. Danke, dass Sie mich empfangen.«
    »Keine Ursache. Bitte nehmen Sie doch Platz.«
    Sie setzte sich hinter den Schreibtisch und musterte Pendergast

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