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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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wohl aussehen würde – und wurde aufs angenehmste überrascht. Constance Greene war sehr, mehr noch: äußerst attraktiv. Schlank und zierlich, kurzes dunkelbraunes Haar, makellose Porzellanhaut und veilchenblaue Augen, die wach und klug, aber seltsam unergründlich wirkten. Sie schaute von einem Mann zum anderen. Als ihr Blick auf Esterhazy fiel, hielt sie inne, allerdings ohne dass sich ihr Gesichtsausdruck veränderte.
    Esterhazy machte sich keine Sorgen, dass sie ihn als Pendergasts Schwager wiedererkannte. Pendergast war nicht der Typ, der Fotos von Familienangehörigen im Haus aufstellte.
    »Doktor Ostrom«, sagte sie, legte ihr Buch auf den Tisch und stand höflich auf. Esterhazy sah, dass sie in Sartres
Das Sein und das Nichts
gelesen hatte. »Und Doktor Felder, wie reizend, Sie wiederzusehen.«
    Esterhazy war fasziniert. Ihre Bewegungen, ihre Art zu sprechen, ihr ganzes Wesen schien einer früheren, würdevolleren Epoche anzugehören. Es schien fast so, als habe sie sie zu Gurken-Sandwiches und Hagebuttentee ins Zimmer gebeten. Sie wirkte so gar nicht wie eine irre Kindsmörderin, die in einer geschlossenen Abteilung untergebracht war.
    »Bitte nehmen Sie doch Platz, Constance«, sagte Dr. Ostrom. »Wir bleiben nur kurz. Doktor Poole hier ist zufällig in der Stadt, und da dachten wir, Sie würden ihn vielleicht gern treffen.«
    »Doktor Poole«, wiederholte Constance, während sie sich wieder auf den Stuhl setzte. Als sie sich zu Esterhazy umwandte, blitzte in ihrem eigenartig fernen Blick eine Spur von Neugier auf.
    »Ganz recht«, sagte Felder.
    »Sie können sich nicht an mich erinnern?«, fragte Esterhazy, wobei er seine Stimme so modulierte, dass sie wohlwollende Sorge zum Ausdruck brachte.
    Constance runzelte leicht die Stirn. »Ich hatte nicht das Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, Sir.«
    »Nicht, Constance?« Jetzt klang sein Tonfall ein ganz klein wenig enttäuscht und mitleidig.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Aus dem Augenwinkel sah Esterhazy, dass Ostrom und Felder einen kurzen, bedeutungsvollen Blick wechselten. Die Sache lief genau so, wie er gehofft hatte.
    Constance sah ihn ein wenig forschend an, dann wandte sie sich zu Ostrom um. »Was hat Ihnen den Eindruck verschafft, dass ich diesen Herrn gern treffen möchte?«
    Ostrom errötete leicht und nickte in Richtung Esterhazy.
    »Schauen Sie, Constance«, sagte Esterhazy, »ich habe Sie früher einmal behandelt, vor Jahren, auf die Bitte Ihres, äh, Vormunds.«
    »Sie lügen«, sagte Constance schroff und erhob sich wieder. Dann drehte sie sich erneut zu Ostrom um. Jetzt drückte ihre Miene Verwirrung und Beunruhigung aus. »Doktor Ostrom, ich habe diesen Mann noch nie im Leben gesehen. Und ich möchte Sie dringend bitten, ihn aus diesem Zimmer zu entfernen.«
    »Es tut mir leid, dass es zu diesem Durcheinander gekommen ist, Constance.« Ostrom warf Esterhazy einen fragenden Blick zu. Der wiederum deutete mit knapper Geste an, dass es an der Zeit sei zu gehen.
    »Wir gehen jetzt, Constance«, fügte Felder hinzu. »Doktor Poole hat gebeten, kurz mit Ihnen allein sein zu dürfen. Wir warten so lange vor der Tür.«
    »Aber …«, begann Constance und verstummte dann. Sie sah Esterhazy an. Einen Moment lang war er bestürzt, welch große Feindseligkeit in ihrem Blick lag.
    »Bitte fassen Sie sich kurz, Doktor«, sagte Ostrom, als er die Tür aufschloss und öffnete. Er verließ den Raum, gefolgt von Felder. Erneut schloss sich die Tür.
    Esterhazy trat einen Schritt von Constance fort, ließ die Arme fallen und nahm eine möglichst gelassene Körperhaltung ein. Die junge Frau strahlte etwas aus, das alle Alarmglocken bei ihm schrillen ließ. Er musste aufpassen – extrem gut aufpassen.
    »Sie haben ja recht, Miss Greene«, sagte er leise. »Sie sind mir noch nie im Leben begegnet. Ich habe Sie zu keinem Zeitpunkt behandelt. Das war alles ein Täuschungsmanöver.«
    Constance, die hinter dem Tisch saß, schaute ihn nur an; ihr Argwohn war geradezu mit Händen greifbar.
    »Ich heiße Judson Esterhazy. Ich bin Aloysius’ Schwager.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort«, sagte Constance. »Er hat Ihren Namen nie erwähnt.« Ihre Stimme klang leise und völlig neutral.
    »Das ist typisch Aloysius. Hören Sie, Constance. Helen Esterhazy war meine Schwester. Dass sie von einem Löwen gefressen wurde, war vermutlich das Schlimmste, was ihm je widerfahren ist – außer vielleicht, dass seine Eltern bei dem Brand in New Orleans ums Leben gekommen

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