Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung
dieser letzten Spur nachzugehen.
Er warf einen weiteren Blick auf die topographische Karte, die er gekauft hatte, faltete sie zusammen und steckte sie in die Hosentasche. Er sollte jetzt lieber in die Gänge kommen – der Himmel hing tief, und im Westen zogen schon dunkle Wolken auf. Er zögerte kurz, dann öffnete er die Tür, wobei er vor Anstrengung ächzte, und stieg schwerfällig aus dem Wagen. Er zog den Regenmantel fester um sich und setzte sich in Bewegung.
Der Fußweg war ziemlich deutlich zu erkennen, ein schmaler Kiespfad, der sich zwischen Grasbüscheln und kleinen Flächen mit Heidekraut hindurchschlängelte. Er entdeckte den ersten Cairn – nicht der übliche Stapel aus Fels, sondern eine hohe, schmale Platte aus Granit, die im Boden steckte. Im Näherkommen sah er, dass auf der Vorderseite etwas eingeritzt war:
GLIMS HOLM
4 MI .
Das war er, der Name des Cottage, das die Leute im Pub erwähnt hatten. D’Agosta brummte zufrieden.
Vier Meilen.
Wenn er langsam ging, würde er wahrscheinlich zwei Stunden benötigen. Er setzte sich in Bewegung, die neu gekauften Wanderschuhe knirschten auf dem Kies, der scharfe Wind blies ihm ins Gesicht. Aber er hatte sich gut gegen die Kälte eingemummelt, und ihm blieben noch sieben Stunden Tageslicht.
Auf den ersten anderthalb Meilen führte der Weg über festen Boden und folgte einem leichten Anstieg, der sich bis ins Mire erstreckte. D’Agosta atmete tief durch, überrascht und mehr als nur ein wenig froh, dass er trotz all des Herumrennens in den vergangenen Tagen, trotz aller Müdigkeit und trotz der Schmerzen in der Wunde etwas mehr Kondition hatte. Der Fußweg war gut ausgeschildert, die langen, schmalen Granitplatten, die wie Pfähle in den Boden gerammt waren, zeigten die Richtung an.
Weiter im Mire war der Fußweg zwar nicht mehr so deutlich zu erkennen, aber die Markierungen waren nach wie vor auf Hunderte Meter Entfernung sichtbar. An jeder Markierung blieb er stehen, suchte die vor ihm liegende Landschaft ab, entdeckte die nächste Markierung und setzte dann seinen Weg fort. Obwohl das Gelände relativ flach und offen war, merkte er beim Weitergehen, dass es zahlreiche Senken und sanfte Erhebungen gab, die es ihm erschwerten, die Beschaffenheit des Geländes zu deuten und auf dem Weg zu bleiben.
Kurz vor elf führte der Fußweg allmählich ganz sanft bergab in Richtung einer tiefer gelegenen, sumpfigeren Moorlandschaft. In der Ferne, rechts von ihm, war eine dunkle Linie zu erkennen, die laut Karte die Grenze zur Insh-Marsch bildete. Es war fast windstill, nur ein laues Lüftchen regte sich, der Nebel sammelte sich in den Senken und stieg in Schwaden über düsteren Sumpfgebieten auf. Es wurde dunkler, Wolken wälzten sich heran.
Verflucht,
dachte D’Agosta und blickte in den Himmel. Jetzt setzte dieser verdammte schottische Nieselregen ein. Mal wieder.
Er marschierte weiter. Plötzlich wurde der Nieselregen durch eine irrsinnig starke Windböe unterbrochen. Er hörte sie kommen, noch ehe sie eintraf – ein Art Summen über dem Moor, die Heide wurde flachgedrückt –, und dann prallte der Windstoß gegen ihn, ließ seinen Regenmantel flattern und zerrte an seinem Hut. Und schon prasselten schwere Tropfen auf den Boden. Es schien fast so, als würde der Nebel, der sich in den tiefliegenden Gebieten gesammelt hatte, daraus hervorspringen und sich in Wolken verwandeln, die über die Moorlandschaft hinwegzogen, vielleicht hatte sich aber auch der bleierne Himmel selbst bis zur Erde gesenkt.
D’Agosta sah auf die Uhr. Kurz vor zwölf.
Er blieb stehen und lehnte sich an einen Felsbrocken. Er hatte keine Schilder mehr nach Glims Holm gesehen, aber er musste schon mindestens drei Meilen gegangen sein. Eine musste er noch. Er suchte die vor ihm liegende Landschaft ab. Nichts zu sehen, was einem Cottage ähnelte. Wieder fegte eine Windböe über ihn hinweg und schleuderte ihm kalte Regentropfen ins Gesicht.
Verdammter Mist.
Er löste sich von dem Felsen und warf einen Blick auf die Karte, die aber ziemlich nutzlos war, weil in der Nähe keine Orientierungspunkte zu sehen waren, nach denen er die zurückgelegte Strecke hätte einschätzen können.
Lächerlich, dass jemand hier draußen wohnte. Das alte Ehepaar war offensichtlich mehr als »verwirrt« – es musste knallverrückt sein. Und was er hier veranstaltete, das war vergebliche Liebesmüh. Ausgeschlossen, dass Pendergast den weiten Weg bis zum Cottage zurückgelegt hatte.
Es
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