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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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sich noch einmal das feucht-schlaffe Haar und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann warf er einen Blick auf die Internet-Karte, die er ausgedruckt hatte, legte den Vorwärtsgang ein, wendete und verließ die Stadt auf derselben maroden Straße, auf der er gekommen war.
    Selbst als kleiner Lokalreporter, das hatte er gelernt, tat man gut daran, jedem Klatsch, jedem Gerücht – egal wie banal – Beachtung zu schenken. Und ihm waren Gerüchte über ein geheimnisvolles Paar zu Ohren gekommen, über sein Verschwinden vor Jahren und das plötzliche Wiederauftauchen vor einigen Monaten sowie über einen vorgetäuschten Selbstmord, der irgendwann stattgefunden haben sollte. Als Betterton am Morgen die örtliche Polizeistation aufgesucht hatte, hatte sich das Gerücht als zutreffend erwiesen. Außerdem hatte der irrsinnig kurze und beiläufige Polizeibericht mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.
    Betterton blickte erst auf die Karte, dann auf die Reihen der trist wirkenden Schindelhäuser beidseits der Straße voller Schlaglöcher. Da war das Haus, ein kleiner Bungalow, weiß gestrichen und eingerahmt von Magnolien.
    Langsam fuhr er an den Randstein, stellte den Motor aus und blieb noch eine Minute lang sitzen, um sich mental auf das Gespräch einzustellen. Dann stieg er aus, strich sein Sportsakko glatt und ging entschlossenen Schritts zur Tür. Keine Türklingel, nur ein Türklopfer. Betterton klopfte laut und vernehmlich an.
    Er hörte, wie das Klopfen durchs ganze Haus hallte. Einen Augenblick lang nichts, dann das Geräusch, wie jemand zur Tür kam. Sie ging auf. Im Flur stand eine hochgewachsene, elegante Frau. »Ja?«
    Betterton hatte natürlich nicht gewusst, was ihn erwartete, aber mit einer so attraktiven Frau hatte er nun auch nicht gerechnet. Nicht jung, natürlich nicht, aber über alle Maßen attraktiv.
    »Mrs. Brodie? June Brodie?«
    Die Frau musterte ihn aus kühlen blauen Augen. »Ja, das ist richtig.«
    »Betterton mein Name. Ich komme vom
Ezzerville Bee.
Dürfte ich kurz mit Ihnen sprechen?«
    »Wer ist da, June?«, ließ sich eine hohe Stimme aus dem Inneren des Hauses vernehmen.
Gut,
dachte Betterton.
Sie sind beide da.
    »Wir haben Leuten von der Presse nichts zu sagen«, sagte June Brodie. Sie trat einen Schritt zurück und wollte die Tür schließen.
    Betterton stellte einen Fuß in die Tür. »Bitte, Mrs. Brodie. Ich weiß bereits alles. Ich war bei der Polizei, die Angelegenheit ist öffentlich zugänglich. Ich werde den Artikel schreiben, komme, was da wolle. Ich dachte nur, dass Sie vielleicht gern Gelegenheit hätten, sich in der Sache zu äußern.«
    Sie sah ihn eine Weile an, durchbohrte ihn beinahe mit ihrem intelligenten Blick. »Von was für einer Sache reden Sie?«
    »Davon, dass Sie Ihren Selbstmord vorgetäuscht haben und zwölf Jahre spurlos verschwunden waren.«
    Kurzes Schweigen. »June?« Wieder rief die Männerstimme nach ihr.
    Mrs. Brodie öffnete die Tür und trat einen Schritt zur Seite.
    Rasch, ehe sie es sich anders überlegen konnte, betrat Betterton das Haus. Geradeaus lag ein sauberes, aufgeräumtes Wohnzimmer, das ein wenig nach Mottenkugeln und Bohnerwachs roch. Der Raum war fast leer: ein Sofa, zwei Sessel, ein Sofatisch auf einem Perserteppich. Seine Schritte klackten auf dem Holzfußboden. Betterton hatte den Eindruck, als sei das Haus erst kürzlich bezogen worden. Wenige Augenblicke später wurde ihm klar, dass dies tatsächlich der Fall war.
    Ein kleiner Mann, blass und schmächtig, trat aus einem dunklen Flur, einen Teller in der einen Hand und ein Geschirrtuch in der anderen. »Wer war das …«, begann er und hielt inne, als sein Blick auf Betterton fiel.
    June Brodie drehte sich zu dem Mann um. »Das ist Mr. Betterton. Er ist Zeitungsreporter.«
    Er blickte – plötzlich feindselig – von seiner Frau zu Betterton und dann wieder zu seiner Frau. »Was will er?«
    »Er schreibt an einem Artikel über uns. Über unsere Rückkehr.« In ihrem Tonfall lag etwas – nicht ganz Hohn, nicht ganz Ironie –, das Betterton ein wenig nervös machte.
    Behutsam stellte der Mann den Teller auf dem Sofatisch ab. Er war so nachlässig gekleidet wie seine Frau elegant.
    »Sie sind Carlton Brodie?«, fragte Betterton.
    Der Mann nickte.
    »Erzählen Sie doch mal, was Sie wissen oder glauben zu wissen«, sagte June Brodie. Sie hatte ihm demonstrativ keinen Stuhl, keine Erfrischung angeboten.
    Betterton legte los. »Ich weiß, dass Ihr Auto vor mehr als zwölf

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