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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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regnete weiter, heftig und mit dicken Tropfen. Es wurde immer dunkler, so sehr, dass man beinahe das Gefühl hatte, es würde Nacht werden. Der Fußweg war nur noch undeutlich zu erkennen, die Sümpfe drängten sich auf beiden Seiten heran, und hier und da führten Schnürpfade oder flache, aneinandergereihte Steine über Wasserflächen. Wegen des Nebels, des Regens und der Dunkelheit fiel es D’Agosta immer schwerer, den nächsten Cairn ausfindig zu machen, so dass er lange in die Düsternis spähen musste, ehe er ihn entdeckte.
    Wie weit noch? Er blickte auf seine Armbanduhr. Halb eins. Er war jetzt zweieinhalb Stunden gegangen. Das Cottage müsste sich in unmittelbarer Nähe befinden. Aber vor ihm erstreckte sich nichts als eine graue Moorlandschaft, die sich hier und da im Nebel und Regen abzeichnete.
    Er hoffte verdammt stark, jemanden im Cottage anzutreffen und dass die Bewohner ein Kaminfeuer entfacht und Kaffee oder wenigstens Tee hatten. Die Feuchtigkeit drang durch die Kleidung, ihn fror. Es war ein Fehler gewesen. Zu den Schmerzen in der Wunde gesellte sich nun hin und wieder ein Stechen im Bein. Ob er noch mal rasten sollte? Nein, er war fast am Ziel. Nach der Ruhepause wäre er vielleicht ganz steif und würde wahrscheinlich noch mehr frieren.
    Er blieb stehen. Der Fußweg endete in einem breiten, schlammigen Sumpfloch. Er blickte sich nach Cairns um, die möglicherweise den Weg dort hindurch wiesen, sah aber keinen. Verdammt, er hatte nicht aufgepasst. Er wandte sich um und warf einen Blick zurück auf den Weg, den er gegangen war. Jetzt, wo er ihn sich genauer anschaute, sah er gar nicht mehr aus wie ein Weg, eher wie eine unverbundene Reihe unwegsamer Flächen. Er ging zurück und blieb verblüfft stehen. Da gab es zwei Wege, auf denen er hierhergekommen sein konnte, zwei Wanderwege. Als er sich beide genau anschaute, konnte er seine Fußabdrücke auf der harten Bodenoberfläche nicht erkennen, weil jetzt Pfützen darauf standen. Er richtete sich auf und suchte den Horizont ab, um eine der Granitmarkierungen zu erkennen. Aber so angestrengt er sich auch umschaute, er sah nichts als grauen, sumpfigen Grund und Nebelfetzen.
    Er atmete tief durch. Die Cairns standen zweihundert Meter auseinander. Er konnte also nicht mehr als hundert Meter vom letzten entfernt sein. Er musste nur langsam gehen, es ruhig angehen lassen, locker bleiben und zum vorherigen Cairn zurückkehren.
    Er entschied sich für den Weg zur Rechten und ging langsam, wobei er ab und zu stehen blieb, um nach vorn zu schauen und auf diese Weise den Cairn ausfindig zu machen. Nachdem er ungefähr fünfzig Meter zurückgelegt hatte, wurde ihm bewusst, dass das hier nicht der Weg sein konnte, den er gekommen war – der Cairn hätte längst zu sehen sein müssen. Okay, dann nahm er eben den anderen Weg. Er kehrte um und ging ungefähr fünfzig Meter weit, doch aus irgendeinem Grund führte der Fußweg nicht zurück zur Weggabelung, die ihn vorhin irritiert hatte. Er ging ein wenig weiter, weil er glaubte, dass er die Entfernung falsch eingeschätzt hatte, aber nur um festzustellen, dass der Pfad wieder in einem Sumpf endete.
    D’Agosta blieb stehen, atmete langsam und ruhig. Na schön, er hatte sich verlaufen. Aber nicht
sehr.
Bestimmt befand er sich nicht weiter als ein-, zweihundert Meter vom letzten Cairn entfernt. Er musste sich nur umschauen. Er würde sich erst dann vom Fleck rühren, wenn er sich orientiert hatte und genau wusste, wohin er ging.
    Der Wind trieb den Regen vor sich her. D’Agosta spürte, wie die Kälte ihm den Rücken hinunterkroch. Er ignorierte das und machte Bestandsaufnahme. Offenbar befand er sich in einer kesselähnlichen Niederung. Der Horizont war ringsum ungefähr anderthalb Meilen entfernt, was wegen der unaufhörlich umherziehenden Nebelschwaden allerdings schwer zu erkennen war. Er zog die Karte hervor und steckte sie dann doch wieder ein. Was sollte die ihm nützen? Er verfluchte sich, weil er keinen Kompass mitgenommen hatte. Hätte er einen dabei, dann wüsste er wenigstens, in welche Richtung er ging. Er sah auf die Uhr: halb zwei. Noch rund drei Stunden bis Sonnenuntergang.
    »Verdammt«, sagte er laut, und dann lauter:
»Verdammt!«
    Danach ging es ihm besser. Er wählte einen Punkt am Horizont und suchte ihn nach einem Cairn ab. Und dort war er – ein ferner senkrechter Schemen in den wabernden Nebeln.
    Er setzte sich in die Richtung des Cairns in Bewegung, wobei er von einer Fläche mit

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