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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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hier?«
    »Ich suche nach einem Freund.«
    Sie sah ihn gespannt an.
    »Vor knapp vier Wochen ist ein guter Freund von mir unten in der Nähe der Insh-Marsch verschwunden, drüben bei der sogenannten Coombe-Hütte. Kennen Sie die Gegend?«
    »Ja.«
    »Mein Freund ist Amerikaner, so wie ich. Er logierte in der Kilchurn Lodge und war auf der Jagd. Er wurde verletzt, versehentlich angeschossen. Die Polizei hat das Moor nach seiner Leiche abgesucht, konnte sie aber nicht finden, und weil ich ihn gut kenne, dachte ich mir, dass er eventuell irgendwie überlebt hat.«
    Die alte Frau beäugte ihn argwöhnisch. Sie mochte zwar ein wenig verwirrt sein, besaß aber anscheinend jede Menge Bauernschläue.
    »Die Coombe-Hütte liegt zwölf Meilen entfernt, auf der anderen Seite der Marsch.«
    »Ich weiß – aber Sie sind meine letzte Hoffnung.« Das war zwar weit hergeholt, aber es war trotzdem einen Versuch wert.
    »Ich habe weder ihn noch sonst jemanden gesehn.«
    D’Agosta verspürte eine niederschmetternde Enttäuschung. »Vielleicht hat Ihr Mann ja meinen Freund gesehen …?«
    »Der geht nicht mehr aus. Er ist invalide.«
    »Oder vielleicht haben Sie jemanden in der Ferne gesehen, jemanden, der im Moor herumgeirrt ist …«
    »Ich habe seit Wochen keine Menschenseele mehr gesehen.«
    Er hörte, wie eine nörgelnde, erzürnte Stimme vom Dachgeschoss etwas runterrief, und zwar mit einem derart starken Akzent, dass D’Agosta das Gesagte nicht ganz verstand. Die Frau zog ein mürrisches Gesicht und ging mit schweren Schritten wieder die Stiege hinauf. D’Agosta hörte die gedämpfte, klagende Stimme des alten Mannes und die schroffen Erwiderungen der alten Frau. Sie kam wieder nach unten, immer noch mürrisch. »Zeit zum Zubettgehen. Ich schlafe unten neben dem Herd. Sie werden unterm Dach mit dem Mister schlafen müssen. Decke liegt auf’m Bett.«
    »Vielen Dank, ich danke Ihnen vielmals für Ihre Hilfe.«
    »Wecken Sie den Mister nicht auf, es geht ihm schlecht.«
    »Ich werde ganz leise sein.«
    Ein knappes Nicken. »Also dann, gute Nacht.«
    D’Agosta stieg die knarrende, fast leitersteile Treppe hinauf und gelangte in einen niedrigen, von einer Petroleumlampe erhellten Raum mit Spitzdach. Am gegenüberliegenden Ende, unter der Dachschräge, stand ein Holzbett, darin sah er die zugedeckte Gestalt des Ehemanns, eine Vogelscheuche mit roter Knollennase und buschigem weißem Haar. Er starrte D’Agosta aus seinem einen gesunden Auge an, das durchaus bösartig funkelte.
    »Hm, hallo.« D’Agosta wusste nicht genau, was er sagen sollte. »Tut mir leid, dass ich störe.«
    »Ja, mir auch«, kam die gebrummte Antwort. »Mach’n Sie keinen Lärm.« Der alte Mann drehte sich unwirsch um und kehrte D’Agosta den Rücken zu.
    Erleichtert zog D’Agosta das geliehene Hemd und die geliehene Hose aus und kroch unter die Decke, die auf einer primitiven Holzliege ausgebreitet lag. Er blies die Petroleumlampe aus, dann lag er im Dunkeln. Es war kuschelig warm hier unterm Dach, und die Geräusche des Gewitters und der heulende Wind übten eine eigenartig beruhigende Wirkung aus. Fast augenblicklich schlief er ein.
     
    Eine unbestimmte Zeit später wachte er auf. Es war stockfinster, und er hatte so tief geschlafen, dass es einen angsterfüllten Augenblick dauerte, bis ihm einfiel, wo er sich befand. Schließlich hörte er, dass sich der Sturm gelegt hatte. Im Cottage war es jetzt sehr, sehr still. Sein Herz pochte. Er hatte das unabweisbare Gefühl, dass jemand oder etwas über ihm in der Dunkelheit stand.
    D’Agosta lag im Stockfinstern da und versuchte, sich zu beruhigen. Es war nur ein Traum. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass jemand über ihm stand, sich vielleicht sogar über ihn beugte.
    Der Boden neben dem Bett knarrte leise.
    Verflucht.
Sollte er aufschreien? Wer konnte das sein? Bestimmt nicht der alte Mann. War jemand in der Nacht ins Zimmer gekommen?
    Erneut knarrte der Fußboden – und da spürte er, wie eine Hand seinen Arm packte und mit stählernem Griff umklammert hielt.

[home]
    18
    »»Mein lieber Vincent«, ließ sich die Flüsterstimme vernehmen. »Zwar rührt mich Ihre Fürsorge, dennoch bin ich äußerst verärgert, Sie hier anzutreffen.«
    D’Agosta war wie gelähmt vor Schreck. Das träumte er doch bestimmt. Er hörte, wie ein Streichholz angerissen wurde, sah es kurz aufleuchten, dann wurde die Lampe angezündet. Über ihm stand der alte Mann, missgestaltet, offenbar schwer krank.

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