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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Pendergast auf, schenkte ihm ein sardonisches Lächeln und widmete sich wieder seiner Lektüre.
    »Ah, du schon wieder«, sagte Diogenes, wobei er eigenartigerweise mit einer Erwachsenenstimme sprach. »Kommst aber genau richtig. Maurice hat gerade eben gesehen, wie in der Nähe des Hauses der Le Petres ein tollwütiger Hund auf der Straße herumgelaufen ist. Wollen wir versuchen, den Hund dazu zu bringen, in den Konvent der Heiligen Maria zu laufen, was meinst du? Es ist gerade Mittagszeit, die Nonnen sitzen wahrscheinlich alle beisammen und lesen die Messe.«
    Als Pendergast nicht antwortete, blätterte Diogenes eine Seite um. »Das hier ist eines meiner Lieblingsbilder«, sagte er. »
Die Enthauptung Johannes des Täufers.
Schau mal, wie die Frau auf der Linken den Korb tiefer hält, um den Kopf darin aufzufangen. Wie zuvorkommend. Und der Adlige, der über Johannes steht und das Gerichtsverfahren leitet … was für ein Gestus ruhiger Befehlsgewalt! Genau so möchte ich aussehen, wenn ich …« Er verstummte jäh und blätterte wieder um.
    Pendergast schwieg immer noch.
    »Lass mich mal raten«, sagte Diogenes. »Es hat mit deiner lieben verstorbenen Frau zu tun.«
    Pendergast nickte.
    »Ich habe sie mal gesehen, weißt du«, fuhr Diogenes fort, ohne dass er von dem Buch aufblickte. »Ihr beide habt im Pavillon im Garten gesessen und Backgammon gespielt. Ich habe hinter der Glyzinie gehockt und euch beobachtet. Priapus im Gebüsch und das alles. Es war ja ein so idyllisches Bild. Sie hatte ja so eine Selbstsicherheit, war eine so elegante Erscheinung. Sie erinnerte mich an die Madonna in Murillos
Unbefleckte Empfängnis.
« Er hielt inne. »Du glaubst also, dass sie noch lebt,
frater?
«
    Pendergast meldete sich erstmals zu Wort. »Judson hat es mir gesagt, und er hatte kein Motiv zu lügen.«
    Diogenes steckte den Kopf immer noch ins Buch. »Kein Motiv? Das kann ich dir leicht beantworten. Er wollte dir im Augenblick deines Todes den größtmöglichen Schmerz zufügen. Du hast diese Wirkung auf Menschen.« Er blätterte abermals um. »Ich nehme an, du hast sie ausgegraben?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Die DNA -Proben stimmen überein.«
    »Und trotzdem glaubst du immer noch, dass sie lebt?« Wieder ein Kichern.
    »Die Zahnarztunterlagen stimmen auch überein.«
    »Hat dem Leichnam denn auch eine Hand gefehlt?«
    Eine lange Pause. »Ja. Aber der Fingerabdruck war nicht beweiskräftig.«
    »Die Leiche muss ja in einem ziemlich scheußlichen Zustand gewesen sein. Wie schrecklich für dich, dieses Bild – dein
letztes
Bild von ihr – ständig im Kopf zu haben. Hast du schon ihre Geburtsurkunde gefunden?«
    Die Frage erstaunte Pendergast. Jetzt, wo die Sprache darauf kam, erinnerte er sich nicht, ihre Geburtsurkunde je gesehen zu haben. Es schien ihm damals nicht wichtig zu sein. Er hatte die ganze Zeit angenommen, dass Helen in Maine geboren war, was sich inzwischen aber als Lüge erwiesen hatte.
    Diogenes tippte auf ein Bild auf der Buchseite.
Die Kreuzigung des heiligen Petrus.
»Ich frage mich, wie es sich auf die Denkprozesse auswirkt, wenn man mit dem Kopf nach unten aufgehängt wird.« Er blickte auf. »
Frater.
Du hast – um es mal krass zu formulieren – zwischen ihren Schenkeln gelegen. Du bist ihr Seelengefährte gewesen, nicht wahr?«
    »Das habe ich geglaubt.«
    »Tja, dann sortiere doch mal deine Gefühle. Was sagen sie dir?«
    »Dass sie am Leben ist.«
    Diogenes stieß ein schallendes Gelächter aus, warf den jungenhaften Kopf in den Nacken und riss dabei den Mund weit auf – es war auf eine groteske Weise das Lachen eines Erwachsenen. Pendergast wartete, dass es aufhörte. Schließlich hielt Diogenes inne, strich sich übers Haar und legte das Buch beiseite. »Das ist krass. So als würde eine faulige Flut aufsteigen, tritt das schlechte alte Erbgut der Pendergasts schließlich auch in dir hervor. Du hast jetzt deine ganz eigene Obsession. Herzlichen Glückwunsch, und willkommen in der Familie!«
    »Es ist keine Obsession, es ist die Wahrheit.«
    »Oho!«
    »Du bist tot. Was weißt du denn schon?«
    »Bin ich das wirklich?
Et in Arcadia ego!
Der Tag wird kommen, da wir – alle Pendergasts – zu einem großen Familientreffen im untersten Kreis der Hölle zusammenkommen. Das wird vielleicht eine Party! Ha, ha, ha!«
    Mit einer jähen, heftigen Willensanstrengung beendete Pendergast die Erinnerungsfahrt. Er befand sich wieder in dem alten Ankleidezimmer und saß im Lederohrensessel, während

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