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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Argwohn erregen. Der Trick bestand darin, diese Unwissenheit zum eigenen Vorteil zu nutzen.
    Er machte eine knappe Handbewegung. »Constances klinisches Erscheinungsbild ist einzigartig, zumindest meiner Erfahrung nach. Mit großer Freude habe ich Ihren Aufsatz gelesen, denn es handelt sich hier ja nicht nur um einen interessanten, sondern möglicherweise, wie ich glaube, einen bedeutenden Fall. Vielleicht sogar um einen Maßstäbe setzenden Fall. Allerdings habe ich selbst keinerlei Interesse an einer Publikation – meine Interessen liegen anderswo.«
    Felder nickte nur, als Zeichen, dass er verstanden hatte, dennoch sah Esterhazy in seinem Blick einen Schimmer der Erleichterung. Es war wichtig, dass Felder erkannte, dass sein Besucher keine Bedrohung für seine Ambitionen darstellte.
    »Wie oft haben Sie mit Constance gesprochen?«, fragte Esterhazy.
    »Ich habe bislang vier Konsultationen durchgeführt.«
    »Und hat sich bei ihr bereits eine Amnesie gezeigt?«
    Felder runzelte die Stirn. »Nein. Ganz und gar nicht.«
    »Das war der Teil der Therapie, den ich am anspruchsvollsten fand. Wenn ich eine Sitzung mit ihr beendet hatte, hatte ich das Gefühl, bei der Behandlung einiger ihrer bedrohlicheren Wahnvorstellungen Fortschritte erzielt zu haben. Aber wenn ich dann zur nächsten Sitzung wieder zurückkam, stellte ich fest, dass sie keine Erinnerung mehr an die vorhergehende Sitzung hatte. Sie behauptete dann sogar, sich überhaupt nicht mehr an mich zu erinnern.«
    Felder legte die Fingerspitzen aneinander. »Merkwürdig. Meiner Erfahrung nach verfügt sie über ein ausgezeichnetes Erinnerungsvermögen.«
    »Interessant. Die Amnesie hat sowohl dissoziative als auch lakunäre Ursachen.«
    Felder begann, sich Notizen zu machen.
    »Am interessantesten finde ich, dass es starke Anzeichen dafür gibt, dass es sich hier möglicherweise um einen seltenen Fall von krankhafter dissoziativer Fugue handelt.«
    »Was beispielsweise die Ozeanreise erklären könnte.« Felder schrieb weiter.
    »Ganz genau – wie auch den unerklärlichen Ausbruch von Gewalt. Und eben deshalb, Doktor Felder, habe ich diesen Fall als einzigartig bezeichnet. Ich denke, wir haben eine Chance – Sie haben die Chance –, das medizinische Wissen substanziell voranzubringen.«
    Felder kritzelte schneller.
    Esterhazy verlagerte sein Gewicht auf dem Stuhl. »Ich habe mich oft gefragt, ob ihre, äh, ungewöhnlichen persönlichen Beziehungen zu der Krankheit beigetragen haben könnten.«
    »Sie spielen auf ihren Vormund an? Diesen Pendergast?«
    »Nun …« Esterhazy schien zu zögern. »Es stimmt schon,
Vormund
ist der Begriff, den Pendergast verwendet. Allerdings – ich spreche hier von Arzt zu Arzt, Sie verstehen sicherlich – war die Beziehung weitaus intimer, als der Begriff ausdrückt. Was auch erklären mag, warum sich Pendergast – jedenfalls verstehe ich das so – geweigert hat, bei der Anhörung bezüglich ihres Geisteszustands zu erscheinen.«
    Dr. Felder hörte auf zu schreiben und hob den Kopf. Esterhazy nickte langsam und bedeutend.
    »Das ist höchst interessant«, sagte Felder. »Sie bestreitet das ausdrücklich.«
    »Natürlich«, antwortete Esterhazy mit leiser Stimme.
    »Wissen Sie«, Felder hielt kurz inne, als dächte er über etwas nach, »wenn ein schweres seelisches Trauma vorliegen würde, sexuelle Nötigung oder sogar Missbrauch, dann könnte das womöglich nicht nur ihre Fugue, ihren Wandertrieb, erklären, sondern auch ihre eigentümlichen Vorstellungen hinsichtlich ihrer Vergangenheit.«
    »Eigentümliche Vorstellungen hinsichtlich ihrer Vergangenheit? Das muss eine neue Entwicklung sein.«
    »Constance hat mir gegenüber darauf bestanden, dass sie – nun, um es rundheraus zu sagen, Doktor Poole – ungefähr hundertvierzig Jahre alt ist.«
    Esterhazy hätte fast laut losgelacht. »Tatsächlich?«
    Felder nickte. »Sie behauptet, in den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts geboren zu sein. Dass sie in der Water Street, nur ein paar Häuserblocks von hier entfernt, aufgewachsen sei. Dass beide Eltern starben, als sie jung war, und sie über Jahre in einer Villa wohnte, die einem Mann namens Leng gehört hat.«
    Esterhazy spann das Argument weiter. »Das könnte die andere Seite der Medaille ihrer dissoziativen Amnesie und ihrer Fugue sein.«
    »Die Sache ist nur die: Ihre Kenntnisse der Vergangenheit – zumindest über den Zeitraum, in dem sie ihrer Behauptung nach aufwuchs – sind erstaunlich

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