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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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diesmal konnte oder wollte Felder sich nicht bewegen. Stattdessen schob er die Hand in die Tasche und griff instinktiv nach dem kleinen Umschlag.
    »Constance«, murmelte er. In diesem Augenblick höchster Not wurde ihm mit einem Mal klar – auch wenn er es wahrscheinlich schon längst hätte wissen können –, dass er hoffnungslos verliebt in sie war. Vielleicht hatte er es bereits gewusst und es nur nicht bewusst vor sich zugegeben. Darum ging es hier. Und nun war alles vorbei. Nie würde sie erfahren, dass er ihre Locke gefunden hatte – und sie würde nie erfahren, welchen Preis er dafür hatte bezahlen müssen.
    Dukchuck stieß ihn wieder an, und erneut blieb Felder wie angewurzelt auf der Schwelle zum Rübenkeller stehen, unfähig, sich zu rühren.
    Ein heftiger Hieb traf ihn an der rechten Schulter, und Felder schrie auf und taumelte nach vorn. Der nächste Schlag mit dem Knüppel traf ihn in der Kniekehle, und er sackte zu Boden, so dass er mit dem Kopf auf den irdenen Boden prallte.
    Das war’s.
    Plötzlich – es hatte, da war er sicher, etwas mit der Erleuchtung seiner Gefühle für Constance zu tun – spürte er, wie das Gefühl der Furcht nachließ. Das Gefühl, das dieses ersetzte, war etwas wie Erstaunen – und Zorn. Erstaunen darüber, dass er auf diese Weise sterben würde; dass dies das letzte Bild auf Erden sein sollte, das er je sehen würde: der unebene, staubige Boden, Dukchucks riesige lattenähnliche Füße, teilweise von ihm abgewendet, die Zehennägel schwarz und gezackt. Und Zorn über die enorme Ungerechtigkeit des Ganzen. Er hatte sein Leben damit verbracht, Gutes zu tun, kranken Menschen zu helfen, versucht, so gut zu sein, wie er’s nur konnte, ernst und gutherzig … Und nun sollte er als hilfloses Opfer eines irren Mörders sterben?
    Die Hand, die den Umschlag hielt, spürte, wie etwas anderes dagegen drückte, etwas Kaltes und Gerades. Das Skalpell. Seine Hand ließ das Kuvert los und schloss sich um das Skalpell. Und auf einmal wusste Felder, was er zu tun hatte.
    In einer einzigen fließenden Bewegung zog er die Hand aus der Hosentasche und durchtrennte – indem er das Skalpell mit Daumen und Mittelfinger umfasste, den Zeigefinger auf den oberen Rand legte, so wie er es in den Sektionskursen an der Uni gelernt hatte – mit aller Kraft die dicke Achillessehne an Dukchucks Ferse.
    Man hörte ein feuchtes, saugendes Geräusch, als die Sehne – sauber durchtrennt, ihre Spannung gelöst – wie ein dickes Gummiband emporschoss und in der Wadenmuskulatur von Dukchucks Bein verschwand. Sofort fiel der Mann auf die Knie. Seine Augen weiteten sich, sein Mund formte ein perfektes O, und zum ersten Mal gab der Diener einen Laut von sich: ein ohrenbetäubendes, kalbähnliches Blöken reiner Todespein.
    Das blutige Skalpell immer noch in der Hand, rappelte Felder sich auf. Dukchuck heulte ein zweites Mal auf und griff nach ihm, aber er sprang zur Seite. Gleichzeitig fuhr er mit dem Skalpell durch Dukchucks Hand, so dass die Handfläche aufplatzte wie eine reife Melone.
    »Willst du noch ein bisschen mehr, du Hundesohn?«, rief Felder, der selber über seine Wut staunte. Aber Dukchuck war überwältigt von Schmerzen, kauerte auf dem Boden und griff sich an die Ferse. Blut strömte aus seiner Hand, er heulte und schrie und flennte wie ein Baby. Felder schien er völlig vergessen zu haben.
    Mit einer geradezu übermenschlichen Kraftanstrengung rannte Felder los, nahm die Treppe nach oben und lief taumelnd ins Esszimmer, wobei er im Laufen einen Stuhl umstieß. Von irgendwo im Obergeschoss hörte er, wie die alte Dame gereizt nach unten rief: »Um Gottes willen, Dukchuck! Hab deinen Spaß, aber mach nicht so viel Lärm dabei!«
    So schnell er konnte, humpelte Felder durch die nachtdunkle Küche. Von unten war zu hören, wie Dukchuck wie von Sinnen brüllte, aber jetzt klangen die Laute gedämpft. Er lief zum Hinterausgang, fummelte das Schloss auf, stieß die Tür weit auf. Den Schmerz der gebrochenen Rippen und des verletzten Beins ignorierend, rannte er durchs Gestrüpp hinter der Villa, gelangte zum Torhaus, ging hinein, blieb gerade lange genug, um seine Siebensachen zu packen, lief taumelnd zum Volvo, stieg ein, ließ den Motor an, bog auf die Center Street und fuhr so schnell von der Alptraum-Villa weg, wie es ihm nur möglich war.

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    I m brasilianischen Wald war es immer noch Nacht. Nebelschwaden waberten zwischen den dichtstehenden Bäumen und nachtblühenden Orchideen. Leise

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