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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Eine rhetorische Frage, weshalb er die Hand hob. »Ist der Kerl wirklich so blöd?« Er ließ die Frage kurz im Raum stehen, bevor er fortfuhr: »Schauen Sie sich den Mann auf den Videoaufnahmen an. Kann man so dämlich sein, wie’s aussieht? Ich meine, es gibt einfache Maßnahmen, die er hätte ergreifen können, um sein Äußeres zu verdecken oder zu verändern, damit er den Überwachungskameras zumindest teilweise ausweichen kann. Er musste nicht wie angewurzelt fünf Minuten lang in der Lobby herumstehen, während das gesamte Hotelpersonal ihn bemerkte und die Kameras ihn aus allen vier Ecken aufnahmen. Er ist kein Typ, der versucht, sich anzupassen. Wir haben Psychologen darauf angesetzt, sie versuchen herauszufinden, wie der Kerl tickt, was ihn motiviert, was die Botschaft auf der Leiche bedeutet, was das am Tatort zurückgelassene Ohrläppchen bedeutet. Vielleicht ist der Mann verrückt und will gefasst werden. Aber mir kommt es so vor, dass er genau weiß, was er tut. Und dumm ist er sicher nicht. Wir sollten also davon ausgehen, dass der Fall noch längst nicht abgeschlossen ist, trotz allem, was wir schon haben.«
    Stille. Es gab noch etwas, das D’Agosta beunruhigte, aber er entschloss sich, das Thema unerwähnt zu lassen, weil es etwas seltsam klingen könnte und er überhaupt nicht wusste, wie er’s formulieren sollte. Es hatte mit dem Zeitpunkt des Mordes zu tun. Die Kameras hatten alles erfasst. Der Typ schlenderte über den Flur, und gerade als er an der Zimmertür des Opfers vorbeikam, öffnete die Frau die Tür, um sich die Zeitung zu holen. Das Timing war perfekt gewesen.
    … Zufall?

6
    M it gemächlichen Schritten ging Kyoko Ishimura den Flur entlang und fegte den blankpolierten Holzdielenboden vor sich mit einem traditionellen Hanfbesen. Der Flur war zwar schon makellos sauber, aber Miss Ishimura fegte ihn aus langjähriger Gewohnheit trotzdem, tagaus, tagein. In der Wohnung – drei Wohnungen im Grunde, die der Eigentümer zu einer zusammengelegt hatte – herrschte eine friedliche, wohltuende Stille. Hier oben, fünf Stockwerke über der Straße, drang der Verkehrslärm auf der West 72nd Street kaum durch die dicken Mauern.
    Nachdem sie den Besen in die nahegelegene kleine Kammer zurückgestellt hatte, nahm sie ein Staubtuch, ging ein paar Schritte weiter den Flur entlang und betrat ein kleines Zimmer mit Täbris- und Isfahan-Teppichen auf dem Boden und einer alten Kassettendecke darüber. Der Raum war voller wunderschön gebundener illuminierter Handschriften und Inkunabeln, die in Mahagonibücherschränken hinter Bleiglas standen. Miss Ishimura putzte erst die Bücherschränke, dann die Glasscheiben und schließlich, mit einem separaten Spezialtuch, die Bücher selbst, wobei sie ganz vorsichtig über die gerippten Buchrücken und den Kopfgoldschnitt wischte. Auch die Bücher waren bereits sauber, aber sie staubte trotzdem jedes einzelne ab. Das lag nicht nur an der Macht der Gewohnheit, denn wenn Miss Ishimura sich wegen etwas sorgte, fand sie Trost im Reinemachen.
    Seit ihr Arbeitgeber vor vier Tagen ohne Vorankündigung zurückgekehrt war, führte er sich eigenartig auf. Er war ohnehin ein seltsamer Kauz, aber dieses ihr bislang unbekannte Verhalten fand sie über alle Maßen beunruhigend. Er verbrachte seine Tage in der riesengroßen Wohnung, bekleidet mit einem Seidenpyjama und einem seiner englischen Hausmäntel, sagte kein Wort, starrte stundenlang in den Marmor-Wasserfall im Gesellschaftsraum oder saß den größten Teil des Tages starr und reglos in seinem Zen-Garten. Er las keine Zeitungen mehr, ging nicht mehr ans Telefon, hatte aufgehört, auf irgendeine Art zu kommunizieren, sogar mit ihr.
    Und er aß nicht – nichts. Sie hatte versucht, ihn mit seinen Lieblingsspeisen zu verführen – Mozuku, Shiokara –, aber er hatte nichts davon angerührt. Noch beunruhigender war: Er hatte angefangen, Tabletten einzunehmen. Heimlich hatte sie die Namen auf den Pillenfläschchen gelesen – Dilaudid und Levorphanol –, hatte im Internet recherchiert und erschrocken festgestellt, dass es sich um wirkungsstarke Narkosemittel handelte, die er allem Anschein nach in immer größeren Mengen missbräuchlich einnahm.
    Zunächst war es ihr so vorgekommen, als sei er in einer tiefen, nahezu unvorstellbaren Trauer gefangen. Doch im Laufe der Tage schien er auch körperlich zusammenzubrechen, seine Haut wurde fahl, seine Wangen waren eingefallen, seine Augen blickten dunkel und leer. Und

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