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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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»Ich mache mich auf eine Reaktion gefasst.«
    »Was für eine Reaktion?«
    »Keine Ahnung. Aber wenn man die Vergangenheit betrachtet, vielleicht ein Ausbruch von Gewalt. Das Verhalten dieses Mannes ist so unvorhersehbar. Alles kann passieren. Ich habe das Gefühl, als wäre ich Zeuge eines Eisenbahnunfalls in Zeitlupe.«
    »Vielleicht solltest du etwas unternehmen.«
    »Er hat mir gegenüber deutlich gemacht, dass er kein Mitgefühl, keine Hilfe will. Und weißt du was? Ich werde seine Wünsche ausnahmsweise mal nicht respektieren und mich einmischen.« Er versank in Schweigen.
    Einen Moment lang gab Laura keine Antwort. Dann räusperte sie sich. »Vinnie, der Mann leidet. Ich hätte nie geglaubt, dass ich das einmal sagen würde, aber vielleicht solltest du dieses eine Mal tatsächlich einschreiten.«
    Er blickte auf.
    »Ich sehe das so: Pendergast ist bislang noch nie gescheitert. Nicht so. Ich meine, er war so absolut, so total entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, was mit seiner Frau wirklich passiert ist. Es war eine Suche, bei der du fast ums Leben gekommen wärst. Bei der ich fast von einer Männerhorde vergewaltigt worden wäre. Und dann, als er langsam glaubte, dass sie doch noch am Leben ist …« Sie hielt kurz inne. »Und das Entscheidende ist: Tief im Inneren bezweifle ich, dass er je geglaubt hat, er könnte versagen. Du kennst Pendergast, du weißt, wie er arbeitet. Das ist die eine Sache, für die er sich mehr als alles andere engagiert hat, mehr als für irgendeinen seiner Fälle – und jetzt ist es vorbei. Aus und vorbei. Er ist gescheitert. Ich wage mir kaum vorzustellen, wie es in ihm aussieht.« Sie hielt inne. »Du sagst, es könnte zu einem Ausbruch von Gewalt kommen. Aber wenn das der Fall ist, warum ist er dann nicht da draußen, weshalb brennt er nicht darauf, die Mörder zu fassen? Warum rennt er uns nicht die Tür ein, weshalb zieht er dich nicht zu Rate?«
    D’Agosta schüttelte den Kopf. »Gute Fragen.«
    »Ich glaube, er ist total verzweifelt«, sagte Laura. »Ich bin mir da sicher.«
    Sie fielen in Schweigen. D’Agosta nippte missmutig an seinem Bier.
    Schließlich ergriff Laura das Wort: »Vinnie, ich sage das wider besseres Wissen, aber was Pendergast brauchen könnte, damit er da rauskommt, das wäre ein wirklich guter Fall. Und weißt du was? Da ist einer direkt vor unserer Nase.« Sie tippte auf den Bericht der Gerichtsmedizin.
    D’Agosta seufzte. »Ich weiß zu schätzen, was du sagst. Wirklich. Aber diesmal … Ich gehe nicht zu ihm. Es steht mir einfach nicht zu, ihm da reinzureden.« Er schaute sie über den Tisch hinweg an und lächelte etwas wehmütig, dann ließ er den Blick auf den Häuserfassaden auf der anderen Seite der First Avenue ruhen, die in der untergehenden Sonne rosa- und goldfarben glänzten.

8
    A lban Lorimer war angenehm überrascht vom Foyer des Vanderbilt-Hotels. Hier war alles ganz anders als im Marlborough: kleiner, ruhiger, intimer. Eine große Vase mit frischen Blumen beherrschte die ruhige Eingangshalle, die eher den Eindruck eines eleganten Wohnzimmers vermittelte. Dicke Teppiche, tiefe, bequeme Sofas und Sessel, arrangiert um Ebenholztische mit Glasplatten. Die Wände waren mit dunklem Eichenholz getäfelt, die Schirme der Leuchten aus handgeblasenem Glas, viktorianisch vielleicht.
    Er nahm an einem kleinen Tisch Platz. Ein Kellner kam an den Tisch und fragte, ob er Tee mochte. Alban überlegte kurz, warf einen Blick in die Teekarte und bejahte: Er hätte sehr gern ein Kännchen Tee, am liebsten einen Assam oder eine andere milde Mischung, mit Vollmilch und Zucker. Er nahm es sehr genau mit seiner Bestellung und vergewisserte sich, dass der Kellner ihr – und ihm selbst – Beachtung schenkte.
    Der Kellner ging davon, während Alban es sich bequem machte und die Atmosphäre auf sich wirken ließ. Als Erstes fiel ihm auf, dass die Gäste anders waren. Während das Marlborough Grand nur das gewesen war: groß und eindrucksvoll, fühlte man sich hier eher wie in einem ruhigen Club für die Oberschicht, der Reichtum und soziale Privilegien verkörperte und für die Einheimischen und ihre Gäste da war.
    Die Unterschiede faszinierten ihn. Hatte jedes Hotel eine Art eigenen Charakter? Das Marlborough Grand glich einer jungen, flotten Blondine mit Stil, ein bisschen laut, vielleicht sogar vulgär, aber hübsch, sexy und lustig. Das Vanderbilt erschien vor seinem inneren Auge dagegen als distinguierter, grauhaariger Gentleman von Geschmack und

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