Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
gebannt den schwarzen Lincoln Continental an, in dem sie hergekommen war.
    Warum wartete der verdammte Fahrer? Sie griff nach dem Türknauf und rüttelte ungeduldig daran.
    Sie ließ den Koffer auf der Terrasse stehen und ging zum Wagen zurück. »Sie müssen nicht warten. Sie können jetzt fahren.«
    Der Fahrer lächelte. »Tut mir leid, Miss Swanson. Ich muss Sie bis ins Haus bringen. Wenn keiner zu Hause ist, soll ich telefonisch um weitere Anweisungen bitten.« Er hatte sogar schon sein Handy gezückt.
    Corrie verdrehte die Augen. Das war unglaublich. Wie sollte sie den Kerl loswerden?
    »Rufen Sie noch nicht an. Lassen Sie es mich noch mal versuchen. Vielleicht schläft er.« Konnte ja durchaus sein, dass der Penner tatsächlich schlief oder womöglich gerade besoffen war. Allerdings konnte er, obwohl es Samstag war, auch bei der Arbeit sein – wenn er denn überhaupt einen Job hatte.
    Sie ging zurück und rüttelte erneut an der Tür. Das Schloss war Mist, und sie hatte ihr Werkzeug in der Tasche. Mit dem Körper versperrte sie den Blick auf die Tür, holte die Werkzeuge heraus, schob sie ins Schloss, wackelte damit hin und her und spürte, schneller, als sie gedacht hatte, wie die Stifte nachgaben. Die Tür öffnete sich.
    Mit ihrem Gepäck trat sie ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Dann zog sie die Vorhänge zur Seite und winkte am Fenster stehend dem Fahrer zu, schenkte ihm ein gekünsteltes Lächeln und das Daumen-hoch-Zeichen. Der Fahrer reagierte, indem auch er winkte, und der schwarze Lincoln fuhr vom Bordstein an und die Straße hinunter.
    Corrie blickte sich um. Von der Haustür ging es direkt in ein Wohnzimmer, das zu ihrer Überraschung sauber und aufgeräumt, wenn auch etwas schäbig war. Sie stellte den Koffer ab, ließ sich auf ein durchgesessenes Sofa fallen und atmete durch.
    Beinahe hätte die deprimierende Situation sie überwältigt. Sie hätte dem Vorschlag nie und nimmer zustimmen sollen. In den fünfzehn Jahren, seit ihr Vater die Familie verlassen hatte, hatte sie ihn kein einziges Mal gesehen. Das war verzeihlich – ihre Mutter war ein Psycho –, aber was sie ihm nicht verzeihen konnte: Er hatte keinerlei Anstrengungen unternommen, mit ihr in Kontakt zu bleiben, ihr zu schreiben, sie anzurufen. Keine Geburtstags-, keine Weihnachtsgeschenke, keine Karte zum Highschool-Abschluss, kein Telefonanruf, kein einziger während der vielen Male, als sie in Schwierigkeiten steckte – nichts. Warum er in ihrer Erinnerung als warmherziger, lustiger Vater erschien, der mit ihr Angeln ging, war ihr selbst ein Rätsel. Aber sie war erst sechs gewesen, als er die Stadt verließ, und jeder Verlierer-Penner konnte einem bedürftigen, ungeliebten Kind lustig und gütig vorkommen.
    Noch einmal blickte sie sich um. Das Zimmer hatte kaum eigenen Charakter, aber wenigstens waren keine leeren Schnapsflaschen, keine Mülleimer zu sehen, die vor zerdrückten Bierdosen oder alten Pizzaschachteln überquollen. Das Zimmer sah nur einfach nicht so aus, als sei es in letzter Zeit bewohnt worden. Wo steckte er? Vielleicht hätte sie anrufen sollen.
    Es war alles so beschissen gelaufen. Am liebsten hätte sie geheult.
    Sie hievte sich aus dem Sofa und schlenderte ins Schlafzimmer. Klein, aber sauber – ein Einzelbett und ein zerlesenes Exemplar von Zwölf Stufen und Zwölf Traditionen auf dem Nachttisch. Im Zimmer gab es zwei begehbare Schränke. Träge, ohne besonders neugierig zu sein, öffnete sie einen davon. Jeans, Arbeitshemden und zwei billig wirkende Anzüge hingen an Drahtbügeln. Sie schloss die Tür und ging zur zweiten Ankleide. Diese war seltsam, die Regale waren voller Pakete in braunem Packpapier, Dutzende davon, in ganz unterschiedlichen Größen, sorgfältig, beinahe liebevoll Seite an Seite gestapelt, dazu Bündel mit Briefen, hellen, übergroßen Kuverts, die nur Urlaubs- oder Geburtstagskarten sein konnten, und zahlreiche, von Gummibändern zusammengehaltene Postkarten. Ein paar sah sie sich genauer an. Alle waren an sie adressiert: Corrie Swanson, 29 Wyndham Parke Estates, Medicine Creek, Kansas. Sie waren offenkundig in chronologischer Folge geordnet und gingen mehr als ein Dutzend Jahre zurück. Jede Briefmarke, jeder Poststempel auf jedem Paket hatte einen Retour-Aufkleber, und jedes einzelne Paket war mit einem amtlich aussehenden Vermerk versehen: ZURÜCK AN DEN ABSENDER.
    Eine Minute lang starrte Corrie auf den Inhalt des Schranks und kratzte sich am Kopf. Dann verließ sie das

Weitere Kostenlose Bücher