Pendragon - Der Anfang
geschickt hat, weil sie dort in Kürze gebraucht wird.«
Courtney hörte auf merksam zu, denn sie hatte das Gefühl, dass Mark dabei war, etwas sehr Wichtiges zu sagen.
»Saint Dane ging nach Cloral«, fuhr er fort. »Bobby und Press folg ten ihm. Also steht Cloral auch kurz vor ei nem Wendepunkt.«
»Das ist mir klar. Aber warum hast du solche Angst?«, fragte Courtney.
»Denk nach!«, forderte er sie auf. »Wir lesen die Journale, als wären es Geschichten, die sich weitab von unserer gemütlichen kleinen Stadt ereignen. Klar, Bobby steckt mittendrin, aber uns geschieht nichts. Hier nicht. Nicht in einer sicheren Kleinstadt.«
Allmählich fiel bei Courtney der Groschen. »Du meinst, hier könnte es auch gefährlich werden?«, erkundigte sie sich nüchtern.
»Genau!«, rief Mark. »Wir leben auch in einem Territorium. Auf der Zweiten Erde. Wir sind nicht immun. Wir sind ein Teil von Halla.«
Courtney wandte sich nachdenklich ab. Wenn alle Territorien vor einem Wendepunkt standen, dann galt das auch für ihre eigene Welt. Das waren eindeutig schlechte Neuigkeiten.
»Es geht noch weiter«, meinte Mark. »Wir haben versucht herauszufinden, warum Bobby ein Reisender ist. Ich habe kei ne Ahnung, warum, aber ich wette, ich weiß, warum er es jetzt ist.«
»Wieso jetzt?«, fragte Courtney verwirrt. »Was meinst du damit?«
»Anschei nend gehen Reisende nur dort hin, wo sie gebraucht werden – und wenn sie gebraucht werden«, erklärte er. »Ich wette, die Zeit ist gekommen, in der die Zweite Erde einen Reisenden brauchen wird, und des halb haben wir jetzt ei nen … nämlich Bobby.«
Courtney stellte keine weiteren Fragen. Das war nicht nötig. Was Mark sagte, ergab Sinn. Bis jetzt hatte Bobby immer die Wahrheit geschrieben. Er hatte berichtet, dass Onkel Press ihn gewarnt hatte, alle Territorien würden sich einem kritischen Punkt nähern. Alle Territorien. Das schloss die Erde mit ein. Die Zweite Erde. Ihre Heimat.
»Willst du noch mehr hören?«
»Eigentlich nicht«, antwortete Courtney nervös.
»Ich glaube, wir sind ein Teil des Gan zen, du und ich«, meinte Mark. »Bobby schickt uns sein Journal. Außer ihm sind wir die Einzigen hier, die wissen, was los ist.«
»Glaubst du, wir werden auf einen Kampf vorbereitet, hier auf der Zwei ten Erde?«, fragte sie leise, als brächte sie die Worte kaum über die Lippen.
»Genau das denke ich«, erwiderte Mark.
Plötzlich hatte Courtney ebenso große Angst wie Mark. »Und was machen wir jetzt?«
Mark streifte den Rucksack ab und setzte sich neben sie.
»Da rüber habe ich mir noch kei ne Gedan ken gemacht«, erklärte er, griff in den Rucksack und zog Bobbys Journal heraus. Im Gegensatz zu den ersten Journalen, die auf grobem gelbem Pergament geschrieben waren, handelte es sich jetzt um federleichte, hellgrüne Blätter. Jede Sei te besaß in etwa DIN-A4-Format, aber die Ränder waren nicht gerade, als wären die Blätter handgefertigt. Die grü nen Seiten be standen aus ei nem dün nen Ma terial,
das sich wie Gum mi anfühlte. Die Schrift war allerdings dieselbe wie in den ersten Journalen. Die Worte in schwarzer Tinte waren eindeutig in Bobbys Handschrift geschrieben.
»Solange wir nicht wissen, was uns erwartet, bleibt uns nichts anderes übrig, als Bobbys Berichte zu le sen, um so viel wie möglich daraus zu lernen. Wenn es dann so weit ist … sind wir wenigstens vorbereitet.«
Courtney sah ihm in die Augen. Der letzte Satz hatte Unheil verkündend ge klungen. Dies hier war kein Spiel, son dern die Wirklichkeit. Und es war nur logisch, dass auch sie beide irgendwann, irgendwo in diesen Albtraum verwickelt werden würden, ob sie wollten oder nicht. Die große Frage lautete: Wann würde es passieren? Da nur Bobbys Journal Antworten auf ihre Fragen geben konnte, starrten die beiden wortlos auf die seltsamen grünen Seiten und lasen weiter.
FÜNFTES JOURNAL (FORTSETZUNG)
CLORAL
Das Flume.
Zum fünften Mal flog ich durch diesen magischen Tunnel ins Unbekannte, aber ich hatte mich immer noch nicht daran gewöhnt. Und wenn ich tausendmal damit reiste, würde ich mich nicht daran gewöhnen. Ich habe euch doch bereits erzählt, dass es sich an fühlt, als würde man eine riesige Wasserrutsche hinuntergleiten. Aber es ist viel sanfter, beinahe so, als würde man auf einem warmen Luftkissen schweben. Die Tun nelwände um mich herum sahen aus, als bestünden sie aus durchsichtigem Kristall. Das geschah nur, wenn das Flume aktiviert wurde. Weswegen? Keine
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