Pendragon - Der Anfang

hatte säubern wollen, und stürmte hi naus, um die Strolche zu vertreiben, die das geheiligte Refugium der Mädchentoilette entweiht hatten.
    Mark trat neben Courtney und sagte: »Du bist unglaublich.« »Gehen wir«, erwiderte sie mit vergnügtem Grinsen.
    Sie rannten aus der Toilette und liefen den Flur entlang, wobei sie einen weiten Bogen um die Mädchentoilette machten.
    Mark wusste, dass er und Courtney Chetwynde ein seltsames Paar abgaben. Er selbst war ein introvertierter Junge, der in ei ner Bücherwelt lebte. Freunde hatte er nur wenige. Sein Haar trug er immer etwas zu lang und ein wenig zu struppig. Sport war für ihn ein Schimpfwort, und seine Klamotten suchte immer noch seine Mutter für ihn aus. Aber das war ihm gleichgültig. Mark hatte noch nie cool sein wollen. Tatsächlich fühlte er sich so wohl mit sei nem Uncoolsein, dass er ganz zu frieden mit sich war. Während die anderen eifrig damit beschäftigt waren, durch ausgefallene Kleidung, tolle Feten oder allseits begehrte Freunde Eindruck zu schinden, ließen Mark diese Dinge kalt. Was ihn in seinen Augen wiederum cool machte – auf seine eigene uncoole Art.

    Courtney war das genaue Gegenteil von Mark. Sie war groß und wunderschön, hatte lange braune Haare, die ihr bis zu den Hüften reichten, und klare graue Augen. Sie hatte gute Noten. Nicht Weltklasse, aber eben ganz passabel. Außerdem hatte sie massenweise Freunde. Doch Courtneys echtes Spezialgebiet war Sport, insbesondere Volleyball. Courtney war so groß und kräftig, dass es unfair gewesen wäre, sie gegen Mädchen spielen zu lassen, und deshalb gehörte sie zur Jungenmannschaft von Stony Brook. Wie sich zeigte, war es auch nicht fair, sie gegen Jungen spielen zu lassen. Die meis ten spielte sie ein fach an die Wand. Die Jungs fürchteten sie, weil sie sich nicht von ei nem Mädchen bloßstellen lassen wollten, aber noch mehr fürchteten sie, ein paar Zähne zu verlieren, wenn sie ihr gegenüberstanden. Mit vierzehn Jahren war Courtney bereits eine Legende.
    Der Gegensatz zwischen Mark Di mond und Courtney Chetwynde schien eigentlich unüberbrückbar. Doch eines hatten sie gemeinsam.
    Bobby Pendragon.
    Sowohl Mark als auch Courtney kannten Bobby seit ihrer Kindheit. Seit dem Kindergarten waren Mark und Bobby die besten Freunde. Bobby verbrachte so viel Zeit in Marks Haus, dass Mrs. Dimond ihn schon als ih ren zweiten Sohn bezeichnet hatte. Als sie älter wurden, änderten sich ihre Interessen. Bobby liebte Sport und war ausgesprochen kontaktfreudig. Mark … nicht. Doch im Gegensatz zu den meisten Jungs, die sich auseinanderlebten, wenn sie derart unterschiedlich wa ren, blieb die Freund schaft zwischen Mark und Bobby bestehen. Bobby sagte oft, dass sie trotz aller Gegensätze immer über dieselben Dinge lachten, was bewies: Sie waren gar nicht so verschieden.
    In der vierten Klasse traf Bobby Courtney und verliebte sich in sie. In der Sekunde, in der er in ihre sagenhaften grauen Augen blickte, war es um ihn geschehen, und daran hatte sich bis heute
nichts geändert. Beim Sport waren die beiden Rivalen. Bobby gehörte zu den wenigen Jungen, die kei ne Angst vor ihr hatten. Ganz im Gegenteil. Obwohl sie ein Mädchen war, nahm er kei ne besondere Rücksicht auf sie. Wa rum auch? Da für war sie zu gut. Wenn sie Völkerball spielten, zielte er ebenso hart auf sie wie sie auf ihn. Wenn sie zum Vierhundert-Meter-Lauf antraten, sorgte er da für, dass sie sich ein Kopf-an- Kopf-Ren nen lieferten. Manchmal gewann er, manchmal gewann Courtney. Bei Baseballwettkämpfen gehörten sie gegnerischen Mannschaften an, und beide waren Werfer. Wenn der andere an der Rei he war, holten sie noch weiter aus als gewöhnlich. Natürlich passierte es dann und wann, dass einer von beiden im Dreck landete, wenn er sich bemühte, schwierige Bälle zu fangen, aber selbst als Rivalen blieben sie Freunde.
    Übrigens war nicht nur Bobby in Courtney verliebt, sondern sie auch in ihn. Doch sie hatten es beide nie zugegeben, bis zu jenem schicksalhaften Abend, als Courtney kurz vor ei nem Basketballspiel in Bobbys Haus gekommen war. An diesem Abend hatten sie sich auch zum ersten Mal geküsst. Für Bobby war es ei ner dieser unglaublichen Momente gewesen, die alle Erwartungen übertrafen. Einfach unbeschreiblich.
    Leider nahm On kel Press ihn ausgerechnet an diesem Abend mit auf die gefährliche Abenteuerfahrt nach Denduron. Mit dem süßen Kuss von Courtney endete Bobbys altes Leben.
    Die Sorge um ih ren Freund