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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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dieser Stelle befanden.
    Ein paarmal versuchte ich mit Spader zu reden, doch er wollte weder Gesellschaft noch Unterhaltung. Ich verstand ihn, aber es war nicht gut, wenn er ständig allein war. Der Tod seines Vaters hatte ihn verändert. Er verwandelte sich von einem lebenslustigen, geselligen Jungen in einen Einzelgänger. Eines Abends kaufte ich zwei Flaschen Sniggers und besuchte ihn.
    Als ich an seine Tür klopfte, antwortete er nicht. Ich wusste, dass er da war, und trat ein. Spader lag auf dem Boden und starrte an die Decke. Der ranzige Geruch verriet, dass er lange nicht geduscht hatte. Ich sagte aber nichts und drückte ihm nur die Flasche Sniggers in die Hand.
    »Hobey-ho«, sagte ich.
    Spader sah mich an, und ich glaube, er erkannte mich nicht sofort. In Gedanken war er ganz woanders gewesen. Doch plötzlich lächelte er und hielt die Flasche fest.
    »Seltsame Zeiten, Pendragon«, sagte er und setzte sich auf.
    »Ja, sehr seltsam«, stimmte ich zu, und wir tranken einen Schluck. Es schmeckte gut. Ich glaube, Sniggers enthält keinen Alkohol. Es erfrischt und tut wirklich gut.
    »Worüber denkst du nach?«, erkundigte ich mich.
    Natürlich wusste ich, dass er an seinen Vater dachte, aber irgendwie musste ich das Gespräch ja beginnen. Spader hob die andere Hand und schwenkte den grünen Zettel mit dem Symbol.
    »Weißt du mittlerweile, was es bedeutet?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung, aber ich weiß, wer uns vielleicht weiterhelfen kann.«
    »Wer?«

    »Meine Mutter. Sie ist Lehrerin, die netteste Frau der Welt und auch die klügste. Ich muss zu ihr … und ihr von Vater erzählen.«
    Spader schloss die Augen. Ich dachte, er würde gleich weinen, und sah vorsichtshalber weg. Er hatte es wirklich nicht leicht. Er stand vor der schrecklichen Aufgabe, seiner Mutter vom Tod ihres Mannes zu erzählen. Doch das war noch nicht alles. Hinzu kam noch die Sache mit den Reisenden. Würde seine Mutter überhaupt noch da sein, wenn Spader nach Panger zurückkehrte? Jetzt, da er der Reisende von Cloral war, war sie vielleicht ebenso spurlos verschwunden wie meine Familie. Würde er beide Elternteile verlieren? Ich hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, um ihn ein klein wenig auf sein zukünftiges Leben als Reisender vorzubereiten.
    »Spader«, begann ich vorsichtig. »Es gibt da etwas, was du wissen solltest.«
    Spader sah mich an. Seine Augen waren verweint. Sicher wünschte er sich, tröstende Worte von mir zu hören, aber ich fand keine. Während ich neben ihm saß und ihn anstarrte, war mein Kopf wie leer gefegt. Schließlich sollte ich ihm etwas erklären, das ich selbst nicht richtig verstand. Wie soll ein Blinder einen Blinden führen?
    »Was ist los, Pendragon?«
    Ich öffnete den Mund und … hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. In diesem Moment betrat Onkel Press das Apartment. Ich atmete erleichtert auf. Er hatte mich gerettet.
    »Ich habe Neuigkeiten«, sagte er. »Über Magorran.«
    Spader und ich richteten uns gespannt auf. Seit Tagen warteten wir darauf, etwas zu erfahren. Doch ein Blick auf Onkel Press’ Miene verriet mir, dass wir nichts Gutes zu erwarten hatten. Er sah verärgert aus.
    »Also, was gibt es?«, fragte Spader.
    Onkel Press holte sich einen Stuhl und setzte sich uns gegenüber. Er sprach betont langsam und deutlich.

    »Die Mediziner haben ihren Bericht vorgelegt«, begann er. »Alle Toten wurden untersucht.«
    »Wie viele waren es?«, wollte ich wissen.
    »Zweihundertzwanzig.«
    Obwohl ich mit einer hohen Zahl gerechnet hatte, war ich schockiert. Onkel Press gab uns Zeit, die Nachricht zu verdauen, und fuhr nach einer Weile fort.
    »Bei allen Opfern waren die Testergebnisse identisch.« Er holte tief Luft. »Sie wurden vergiftet.«
    Es war, als hätte man mir mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen.
    »A…aber wie?«, stieß ich hervor. »Wie kann man so viele Leute vergiften?«
    »Die Ärzte sind sich nicht sicher, glauben aber, es hängt mit einer Lieferung Reis zusammen. Er war verdorben, und alle haben davon gegessen.«
    »Wie meinst du das – er war verdorben?«, fragte Spader.
    »Sie wissen es nicht genau«, antwortete Onkel Press und gab sich Mühe, ruhig zu bleiben. »So etwas wie auf Magorran haben sie noch nie erlebt.«
    Spader sprang auf und lief nervös hin und her. »Schlechter Reis? Wie kann man von schlechtem Reis sterben?«
    »Das ist noch nicht alles«, fuhr Onkel Press fort. »Die Agronomen befürchten, dass es kein Einzelfall ist. Falls es Probleme bei der

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