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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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seinem Vorteil entwickelt.

SECHSTES JOURNAL (FORTSETZUNG)
    CLORAL
    Wir wurden angegriffen.
    Fast alle Menschen suchten irgendwo Deckung. Onkel Press und ich hielten uns an eine Gruppe Vatoren, die in das Gebäude floh, in dem die landwirtschaftlichen Geräte aufbewahrt wurden. Es bot keinen hundertprozentigen Schutz, aber es war besser, als draußen zu stehen und abzuwarten, ob einem eine Kanonenkugel auf den Kopf fiel.
    Während wir davonliefen, schlugen immer mehr Geschosse ein. Schmutz und Trümmer flogen durch die Luft, und überall spritzte Wasser hoch. Jawohl, Wasser. Es handelte sich nämlich nicht um gewöhnliche Munition. Vergesst nicht, wir befanden uns in Cloral. Hier drehte sich alles um Wasser. Ich fand schnell genug heraus, dass die Kanonen große Wasserkugeln abfeuerten. Wenn sie trafen, waren sie nicht weniger vernichtend als Stahlgeschosse. Außerdem konnte der Gegner unermüdlich feuern, ohne dass ihm jemals die Munition ausging, denn Wasser gab es reichlich. Erschreckend fand ich, dass man kein Geräusch hörte. Die Kanonen arbeiteten lautlos, und es war unmöglich, sich auf den nächsten Schuss vorzubereiten. Man hörte ein leises Pfeifen, und schon war es passiert.
    Ungefähr ein Dutzend Leute drängte sich in den Schuppen, und alle eilten an die Fenster, um den Angriff zu beobachten.

    Ich wandte mich an Onkel Press.
    »Piraten? Was wollen die?«
    Er war ebenso ratlos wie ich.
    »Ich habe noch nie erlebt, dass sie ein so großes Habitat angreifen«, meinte einer der Vatoren mit ängstlicher Stimme. »Normalerweise überfallen sie bloß kleine Schiffe.«
    »Und was wollen sie?«, erkundigte ich mich.
    »Alles, was wir haben«, lautete die simple Antwort. »Und es ist ihnen egal, wie viele Menschen sie dafür umbringen müssen.«
    Ich blickte hinaus und sah, dass die Aquanier dabei waren, unser Schiff zu verteidigen. Sie waren nicht nur gute Seeleute, sondern auch im Umgang mit Waffen ausgebildet. Alle reagierten schnell und umsichtig und nahmen ihre Positionen entlang der Reling ein, um den immer näher kommenden Kreuzer abzuwehren. Allerdings besaßen sie nur die silbernen Gewehre, die ich schon auf Magorran gesehen hatte. Es gab weder Kanonen noch andere Waffen an Bord, die dem Artilleriefeuer der Piraten etwas hätten entgegensetzen können. Im Vergleich zu der Ausrüstung des Gegners wirkten ihre Gewehre in etwa so gefährlich wie Spielzeugwasserpistolen.
    »Warum ist Grallion nicht besser bewaffnet?«, fragte ich den Arbeiter.
    »Ich sagte doch, dass die Piraten noch nie einen Angriff gewagt haben. Also gab es auch keinen Grund für Kanonen.«
    »Bis heute«, fügte Onkel Press hinzu.
    All meine romantischen Vorstellungen über Piraten waren wie weggeblasen. Ich hatte mir immer verwegene Schurken vorgestellt, die Grog tranken, Frauen nachstellten und mit dem Degen kämpften. Für mich waren Seeräuber lustige Gesellen, immer auf der Suche nach irgendwelchen Schätzen, aber hier hatten wir es nicht mit Disney-Figuren zu tun. Die Piraten, die auf uns schossen, waren skrupellose Mörder, die ein unbewaffnetes Habitat
mit mehr als zweihundert Menschen an Bord angriffen. Doch aus welchem Grund? Auf Grallion gab es keine Reichtümer. Was wollten die Kerle nur?
    Plötzlich ließ der Geschosshagel nach. Wir sahen zu dem Schiff hinüber, das bis auf wenige hundert Meter herangekommen war. Die Kanonen waren weiterhin auf Grallion gerichtet, aber wenigstens hatten sie das »Feuer« eingestellt.
    Das Piratenschiff sah ein bisschen wie die Kriegsschiffe bei uns zu Hause aus, bloß ohne den ganzen militärischen Kram. Seine hellgrüne Farbe bildete auf dem grünen Ozean eine hervorragende Tarnung. Ich fragte mich, was die Piraten vorhatten. Würden sie an Bord kommen? Eigentlich wäre das unsinnig, denn dann würden sie den Vorteil verlieren, den ihnen die Kanonen bescherten, und sie würden direkt in die Mündungen der silbernen Gewehre laufen. Nein, die Piraten waren nur aus der Ferne eine Gefahr für uns.
    Plötzlich vernahmen wir durch einen Lautsprecher eine dröhnende Stimme.
    »Guten Morgen, Grallion! Ich denke, wir haben eure werte Aufmerksamkeit!«
    Es war die Stimme eines Mannes, der so vergnügt klang, als würde er sich über den Gartenzaun hinweg mit einem Nachbarn unterhalten.
    »Ich heiße Zy Roder und bin der Kapitän dieses Schiffs, der Pursuit. Vielleicht habt ihr schon von mir gehört?«
    Je länger ich zuhörte, umso übler wurde mir. Ich schaute Onkel Press an, und seine grimmige

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