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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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gekommen. Es handelte sich um drei Männer, die wahrscheinlich in einer Fabrik gearbeitet hatten, denn alle trugen die gleichen blauen Overalls. Sie saßen an einem Tisch, auf dem bunte Steine lagen. Wahrscheinlich hatten sie gerade eine Art Domino gespielt, als der Tod sie ereilte. Einer der Männer hielt noch einen Stein in der Hand, als wollte er den nächsten Zug machen. Doch das Spiel war vorbei.
    Die Szene wirkte gespenstisch, und ich sah nur ungern genauer hin, aber mir fiel auf, dass alle Toten Spuren der grünen Flüssigkeit am Kinn hatten. Was auch immer das für ein Zeug sein mochte, sicher hatte es etwas mit der Art ihres Todes zu tun.
    Ich wollte nur noch weg. Bevor ich jedoch Onkel Press vorschlagen
konnte, nach Grallion zurückzukehren, vernahmen wir ein lautes Krachen und das Splittern von Glas. Entweder war das Spader, oder irgendwer an Bord hatte die Katastrophe überlebt. Onkel Press rannte los, und ich folgte ihm, so gern ich auch in die andere Richtung geflohen wäre.
    Wir sprinteten einen Gang entlang, und ich versuchte nicht daran zu denken, welches Grauen hinter den verschlossenen Türen wartete, an denen wir vorbeieilten. Es kam mir vor, als liefen wir durch eine Totengruft. Schließlich erreichten wir eine halb geöffnete Tür.
    »Bist du bereit?«, fragte Onkel Press.
    »Nein, aber das ist jetzt auch schon egal«, antwortete ich.
    Er stieß die Tür auf, und wir betraten den dahinterliegenden Raum.
    Es handelte sich um eine Wohnung, die ähnlich aufgeteilt war wie Spaders Apartment auf Grallion. Sie war klein und schlicht eingerichtet, mit Einbauschränken und Fenstern, die aufs Meer hinauszeigten. Niemand war zu sehen, und so gingen wir ins Schlafzimmer.
    Dort fanden wir ihn. Spader stand mitten im Raum. Vor ihm auf dem Boden lag eine kaputte Blumenvase. Das war das Geräusch gewesen, das wir gehört hatten. Wahrscheinlich hatte Spader die Vase vor Wut zertrümmert. Als wir eintraten, sah er uns nicht an. Er starrte auf einen Mann, der am Schreibtisch saß, den Kopf auf die Arme gelegt. Sein Vater. Auch er war tot und schien genauso friedlich gestorben zu sein wie alle anderen. Er trug seine Aquanieruniform. Sicher hatte er sich für seinen Sohn ebenso in Schale geworfen wie der für ihn. Spader tat mir unendlich leid. Anfangs hatte ich damit gerechnet, er würde irgendwann entdecken, dass seine Familie verschwunden war – genau wie meine. Aber das hier war schlimmer. Viel schlimmer.
    Ich glaube, Spader stand unter Schock. Er starrte seinen Vater
an, als könnte er ihn durch reine Willenskraft wieder zum Leben erwecken.
    Ich hatte keine Ahnung, was ich tun oder sagen sollte. Onkel Press ging zum Schreibtisch und schloss behutsam die Augen des Toten. Dann sah er Spader an und sagte mitfühlend: »Sei nicht traurig. Es hat so sein sollen.«
    Spader war ein Reisender, auch wenn er es noch nicht wusste. Mir hatte man schon oft gesagt, dass alle Ereignisse einen bestimmten Sinn hätten. Allerdings war ich nicht so ganz davon überzeugt.
    Spader schaute Onkel Press in die Augen, und ich begriff, wie er sich fühlte.
    »Es hat so sein sollen?«, fragte er mit zitternder Stimme. »Das verstehe ich nicht.«
    »Das wirst du schon bald«, erklärte Onkel Press. »Wir helfen dir dabei.«
    Ich wusste, was er meinte. In Kürze mussten wir Spader erzählen, dass er ein Reisender war. Allerdings glaubte ich nicht, das würde ihm helfen, die Ereignisse zu verstehen. Ich weiß schon seit geraumer Zeit, dass ich ein Reisender bin, komme mir aber immer noch ziemlich ahnungslos vor.
    Onkel Press musterte den Toten und entdeckte etwas. In der rechten Hand hielt der Mann ein zusammengeknülltes Stück Papier. Vorsichtig löste mein Onkel es aus den starren Fingern und las, was darauf stand. Dann gab er es Spader. Nachdem mein Freund das Blatt Papier entgegengenommen hatte, glaubte ich, er würde jeden Augenblick in Tränen ausbrechen, denn es war ein an ihn gerichteter Brief.
    Auf dem Papier stand Spaders Name. In den letzten Minuten seines Lebens hatte sein Vater einen Brief an ihn geschrieben. Es war seltsam, das Wort Spader in ganz normalen Buchstaben zu sehen. Da Reisende alle Sprachen verstehen, können sie offenbar auch alle Sprachen lesen.

    Nachdem Onkel Press Spader den Zettel gegeben hatte, steckte er irgendetwas in die Tasche. Spader sah es nicht, weil er nur auf den Brief starrte. Onkel Press hatte also noch etwas aus der Hand des Toten genommen, wollte aber nicht, dass Spader es sah. Er warf mir

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