Pendragon - Der Anfang
Ich hielt mich an Spader und fragte ihn: »Wann warst du zum letzten Mal auf Panger?«
Er antwortete nicht, sondern starrte stur geradeaus und ging schneller, um mich abzuschütteln. Es geht doch nichts über eine gemütliche Plauderei unter Freunden …
Als wir oben ankamen, fanden wir uns auf einer belebten Straße wieder. Menschen eilten geschäftig hin und her, kleine Fahrzeuge flitzten umher, und Straßenhändler verkauften Snacks. Es war, als würden wir New York besuchen, allerdings sah hier alles bunter und viel sauberer aus.
Außerdem verliefen parallel zu jeder Straße breite Kanäle, die von zahlreichen kleinen Booten befahren wurden. Panger war das Venedig von Cloral! Die Kanäle schienen sich durch die ganze Stadt zu ziehen. Überall entdeckte ich Brücken, die sich wie Halbmonde über dem Wasser wölbten, um den Booten Platz zum Durchfahren zu gewähren. An jeder Brücke stand ein wunderschöner Springbrunnen, aus dem Wasser sprudelte.
Panger gefiel mir.
Leider hatte ich keine Zeit, mich genauer umzusehen. Spader blieb nicht stehen, sondern steuerte wortlos auf einen Kanal zu.
»Spader! Komm sofort zurück!«, brüllte Yenza. »Das ist ein Befehl!«
Spader hörte nicht. Ich wusste, wohin er wollte. Er würde sich von niemandem aufhalten lassen.
Yenza wollte ihm nachlaufen, doch Onkel Press hielt sie zurück. »Er will zu seiner Mutter.«
»Das verstehe ich, aber wir sind aus einem anderen Grund hier«, erwiderte sie wütend. »Das weiß er!«
»Natürlich«, sagte Onkel Press beschwichtigend. »Wir bleiben bei ihm. Es ist sehr wichtig, dass ihr drei zur Agronomischen Gesellschaft geht.«
Yenza sah Manoo und Nassi an. Die Agronomin wurde langsam ungeduldig, und Manoo sah aus, als müsste er dringend auf die Toilette.
»Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verschwenden!«, schimpfte er.
Yenza wandte sich wieder an Onkel Press: »Er soll mit seiner Mutter reden. Aber dann bringt ihr ihn zurück zum Boot!«
»Einverstanden!«
Yenza musste viel für Spader übrighaben. Er kam mit Dingen ungeschoren durch, die sie anderen Aquaniern nicht so einfach nachgesehen hätte. Natürlich hatte er Grallion – mit unserer Hilfe – vor den Piraten gerettet. Also verdiente er etwas Nachsicht.
Ich sah, dass Spader bereits in einem Skimmer stand und den Motor anließ.
»Onkel Press, gleich ist er weg!«
Wir stürmten zum Kanal. Anscheinend waren die Skimmer öffentliches Eigentum, das die Leute je nach Bedarf benutzten und nach einer Fahrt einfach am Kanalrand zurückließen.
Spader beschleunigte und sauste los. Er fuhr uns davon!
»Onkel Press!«
»Wir nehmen den!«, rief er, lief auf einen leeren Skimmer zu, und wir sprangen hinein. Schnell warf er den Motor an, und wir rauschten davon.
Zum Glück gab es auf den Kanälen eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Es herrschte viel Verkehr, und schnelles Fahren hätte unweigerlich zu Unfällen geführt. Spader war uns weit voraus, kam aber nicht so schnell voran, wie er wollte, denn anscheinend
war in Panger gerade Hauptverkehrszeit. Onkel Press steuerte uns geschickt durch das Gewühl, wobei er nur ein paar Leute verärgerte, indem er ihnen die Vorfahrt nahm.
Die Fahrt zwischen den Häuserschluchten dauerte recht lange. Wir hatten jedoch keine Zeit, uns in Ruhe umzusehen, denn wir durften Spader nicht verlieren. Er wusste ganz genau, wohin er wollte, und bog oft in Seitenkanäle ab. Ich behielt ihn im Auge und gab Onkel Press die entsprechenden Anweisungen.
Endlich parkte Spader seinen Skimmer in einem schmalen Kanal, der von relativ niedrigen Häusern flankiert wurde. Ich sah, auf welches Haus er zuging.
Ein Déjà-vu-Gefühl überkam mich. Genauso hatte es sich abgespielt, als wir ihm auf Magorran zum Apartment seines Vaters gefolgt waren. Hoffentlich erwartete uns hier nicht ein ähnlich schrecklicher Anblick.
Wir legten an und sprangen an Land. Als wir auf das Haus zuliefen, erblickten wir Spader, der auf uns wartete.
»Ich habe euch gerade erst gesehen«, sagte er verlegen. »Ich habe nicht gemerkt, dass ihr hinter mir hergefahren seid.«
»Ja, wir sind nun mal ein Team, ob dir das passt oder nicht«, erwiderte ich.
»Tut mir leid«, murmelte er. »Ich bin froh, dass ihr hier seid. Ich …«
Er beendete den Satz nicht, aber wir spürten deutlich, er fürchtete sich vor dem, was ihn erwartete.
»Ist schon gut, Spader«, sagte Onkel Press. »Wir sind bei dir.«
Spader nickte, wandte sich um und führte uns in das Haus, in dem seine Mutter lebte.
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