Pendragon - Der Anfang
sprang ich vor und riss Saint Dane die beiden Zettel aus der Hand!
Peng! Peng! Eigentlich waren es keine richtigen Schüsse, wie wir sie kennen. Erinnert ihr euch an die Wasserkanonen auf dem Piratenschiff? Genauso funktionierten alle Waffen in Cloral – mit Wasser.
Auf dem Flur stand Wu Yenza mit zwei Aquaniern. Woher sie wussten, dass wir in Schwierigkeiten steckten, war mir schleierhaft, aber das war im Moment völlig nebensächlich.
Die Wassergeschosse trafen die Wände der Wohnung und richteten mehr Schaden an, als ich je für möglich gehalten hätte.
»Lasst die Waffen fallen!«, schrie Yenza.
Während die Piraten in Deckung gingen, packten Onkel Press und ich Spader und zerrten ihn in das hinterste Zimmer. Unsere Gegner waren viel zu sehr mit ihrer Verteidigung beschäftigt, um uns daran zu hindern.
»Gibt es noch einen Ausgang?«, fragte Onkel Press.
»Ein breiter Mauervorsprung läuft um das ganze Gebäude herum«, keuchte Spader, der nach Saint Danes Würgegriff immer noch nach Luft rang.
»Zeig ihn uns!«
Schüsse drangen aus dem Nebenzimmer. Ein Treffer durchschlug die Wand und verfehlte mich nur knapp. Mit den Wasserpistolen, die ich von meiner Kindheit her kannte, hatten diese Dinger nichts gemeinsam!
Spader öffnete ein Fenster und kletterte hinaus. Onkel Press schubste mich in Richtung Fenster, aber ich zögerte. Ich habe leichte Höhenangst, und wir befanden uns im fünften Stock. Leider hatten wir keine andere Wahl. Die Piraten waren in der Überzahl, und sobald sie das erkannten, würden sie uns suchen kommen. Also kletterte ich trotz meiner Angst nach draußen.
Der Mauervorsprung war ungefähr sechzig Zentimeter breit, was normalerweise zum Gehen ausreicht. Wenn man aber so hoch oben steht, fühlt es sich auf einmal bedeutend schmaler an. Ich blickte in die Tiefe, und mir wurde schwindlig.
»Los!«, brüllte Onkel Press. Er stand hinter mir und schob mich vorwärts.
Spader eilte mit schnellen Schritten voraus und näherte sich der Hausecke. Ich machte zwei Schritte und …
Peng! Vor mir explodierte ein Teil der Mauer, und winzige Steinbrocken flogen mir um die Ohren. Plötzlich war mir die Höhe egal, und ich lief los. Immer mehr Geschosse schlugen ein. Wenn wir stehen blieben, würden sie uns einfach von der Mauer schießen.
Spader bog um die Hausecke. Ich war dicht hinter ihm. Da kletterte er durch ein offenes Fenster ins Haus. Ich rechnete damit, auf dem Bett eines ahnungslosen Cloraners zu landen, der gerade Siesta hielt, glücklicherweise jedoch fanden wir uns im Treppenhaus wieder.
»Lauft die Treppe hinunter!«, rief Spader, wandte sich um und wollte in die Richtung rennen, aus der die Schüsse kamen. Onkel Press hielt ihn fest.
»Was hast du vor?«, schrie er.
»Ich schnappe mir Saint Dane!«
Er versuchte sich loszureißen, aber mein Onkel hielt ihn fest.
»Hör zu, Spader. Gerade hast du einen Eindruck von dem erhalten, was wir dir erzählt haben. Saint Dane verfügt über Kräfte, gegen die du nichts ausrichten kannst.«
»Von der Schießerei da drüben wollen wir erst gar nicht reden«, warf ich ein. »Wenn du dorthin gehst, bist du tot.«
Spader wirkte verunsichert.
»Wir haben es dir doch erklärt«, fuhr Onkel Press mit beruhigender Stimme fort. »Es stehen sehr wichtige Dinge auf dem Spiel. Du hast gehört, was Saint Dane über Faar sagte. Vielleicht ist Faar alles, was ihm noch zum Untergang von Cloral fehlt. Was ist wichtiger? Dass du zurückläufst und dich umbringen lässt oder dass du den letzten Wunsch deines Vaters erfüllst?«
Spader schaute Onkel Press fragend an.
»Wir machen uns auf die Suche nach Faar«, verkündete mein Onkel.
Peng! Wie um dem Satz mehr Gewicht zu verleihen, explodierte ein Geschoss an der Wand neben uns. Die Piraten waren uns auf den Fersen. Doch Spader wusste nun, was zu tun war.
»Kommt mit!«, schrie er und sprang die Treppe hinunter. Wir eilten ihm nach, wobei wir jeweils drei Stufen auf einmal nahmen. Ich hatte zwar Angst, mir bei diesem Tempo den Hals zu brechen, doch jede Sekunde war kostbar.
Wir stürmten aus einer Seitentür des Gebäudes ins Freie und rannten auf den Kanal zu, wo unsere Skimmer lagen. Als wir um die Hausecke bogen, sahen wir Yenza und ihre Männer, die rückwärts aus dem Haupteingang kamen und auf die Piraten schossen, die sich noch im Innern des Hauses befanden. Ich konnte nur hoffen, dass keine Unschuldigen in die Schusslinie gerieten.
»Yenza!«, brüllte Onkel Press.
Die Aquanierin sah
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