Pendragon - Der Anfang
zu sehen. Sie hatten es offenbar alle geschafft, die Stadt zu verlassen. Wir gelangten tatsächlich in den rettenden Tunnel, doch dann blieb ich stehen und schaute zum Sitz des Stadtrats empor, wo ich Abador zurückgelassen hatte. Was würde er tun? Faar war verloren. Würde er nun die … Translokation vornehmen?
Nein, würde er nicht. Nichts würde geschehen, denn die weiße Marmorkuppel, die sich über der Plattform gewölbt hatte, war nicht mehr da. Sicher war sie von herabstürzenden Trümmern getroffen worden. Das konnte nur eines bedeuten: Abador war tot. Wenn er dort oben ausgeharrt hatte – und dessen war ich mir
sicher -, war er von dem Schutt erschlagen worden. Der Gedanke stimmte mich traurig. Seine Liebe zu Faar hatte starken Eindruck auf mich gemacht. Der alte Mann hatte sein Volk vor einem schrecklichen Tod bewahrt, doch seine letzte Mission hatte er nicht erfüllen können. Als die Kuppel zerbarst, hätte er normalerweise mit der Translokation begonnen, doch dazu war es nicht mehr gekommen. Er tat mir unendlich leid.
»Pendragon, können wir endlich weiter?«, drängte Spader.
Ich wandte mich um und folgte ihm in den Tunnel. Wir durchquerten den leeren Umkleideraum und liefen zu der Stelle, an der wir unsere Sachen zurückgelassen hatten. Spader legte die Kopfmaske neben den Wasserschlitten von Onkel Press. »Man weiß ja nie«, sagte er.
Ja, sicher. Doch ich hatte das dumpfe Gefühl, Onkel Press würde seinen Helm nicht mehr benötigen. Sekundenlang schien die Zeit stillzustehen. Der Anblick der Kopfmaske ließ mich erstarren. Plötzlich war es mir egal, dass Faar unterging und Saint Dane sich anschickte, Cloral zu vernichten. Ich dachte nur daran, dass ich meinen Onkel verloren hatte. Nachdem ich allen erzählt hatte, sie müssten in solchen Situationen stark sein und sich zusammenreißen, stand ich da und hätte am liebsten geheult.
Spader begriff, was in mir vorging, denn er legte mir die Hand auf die Schulter und sagte: »Später, mein Freund, später. Wir müssen gehen.«
Natürlich. Wir mussten weg von hier. Schnell nahmen wir die Wasserschlitten und liefen weiter. Schon nach kurzer Zeit hatten wir nasse Füße. Dann waren die Knie bedeckt, dann die Hüften, und schließlich konnten wir nicht mehr stehen. Hastig stülpten wir die Masken über, legten die Schlitten vor uns zurecht und fuhren los.
Zum Glück waren die Lichter nicht erloschen. Es wäre kein Spaß gewesen, im Stockdunkeln nach dem Weg suchen zu müssen.
Schweigend sausten wir dahin. Ich weiß nicht, wie Spader sich fühlte, aber ich hatte mächtig Angst. Wir schienen zwar dem Chaos von Faar mit heiler Haut zu entkommen, doch im Grunde steuerten wir bereits auf die nächste Katastrophe zu. Zweifellos wartete irgendwo in der Nähe Saint Dane mit seinen Piraten auf uns. Erst in diesem Augenblick fiel mir auf, dass die Explosionen schlagartig aufgehört hatten, als die Kuppel über der Stadt zerborsten war. Wahrscheinlich war Saint Dane der Meinung, ausreichend Schaden angerichtet zu haben. Faar war dem Untergang geweiht, und die Flitzer hatten nicht auslaufen können. Sein Plan war aufgegangen.
Wir Reisenden hatten Cloral im Stich gelassen. Saint Dane siegte. Die Nahrung würde knapp werden, die Menschen würden sich um die Vorräte streiten, Unzählige würden irgendwann den Hungertod sterben oder vergiftet werden.
Trotzdem mussten wir uns dem Feind stellen. Ich war sicher, dass er auf uns wartete. Hoffentlich gelang uns die Flucht ungesehen, denn ich fühlte mich nicht mehr in der Lage, ihm heute noch gegenüberzutreten.
Das große Felsentor, das hinaus ins Meer führte, stand weit offen. Warum auch nicht? Die wundervolle Stadt existierte nicht mehr. Warum sollte sich jemand die Mühe machen, das Tor zu schließen? Wir schwammen hindurch und fragten uns, was uns draußen erwartete.
»Sei vorsichtig, Kumpel«, warnte Spader. »Wir wollen nicht durch das Loch in der Kuppel gesaugt werden.«
Stimmt. Da ungeheure Wassermassen über Faar hereinbrachen, war an der Stelle ein starker Sog entstanden. Hoffentlich hatten die Faarianer das begriffen und hielten Abstand.
Wir lenkten die Wasserschlitten in die entgegengesetzte Richtung, und ich fühlte tatsächlich einen leichten Widerstand, als würde ich gegen die Strömung schwimmen. Zum Glück befanden
wir uns weit genug von dem Loch entfernt, und die Schlitten zogen uns schnell von dem tödlichen Sog weg in Sicherheit. Habe ich eben wirklich Sicherheit geschrieben? Vergesst
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