Pendragon - Der Anfang
auf.
»War das Hirsch?«, fragte Courtney. »Was wollte er?«
»Wir sollen zum Revier kommen. Er will uns etwas zeigen.«
»Hat er gesagt, was?«
»Nein. Er schickt uns ei nen Wagen, der uns in ei ner Stun de abholt. Ich denke, dass wir bis dahin mit dem Lesen fertig sein müssten.«
Marks Gedanken überschlugen sich. Das Drama um Andy Mitchell würde in einer Stunde enden – so oder so. Im Augenblick interessierte ihn jedoch nur, was Bobby zu berichten hatte.
Courtney meinte: »Ich habe keine Lust, jetzt an die Polizei zu denken. Lass uns weiterlesen. In Ordnung?«
Und ob das in Ordnung war! Er wollte mit Courtney nicht über Andy Mitchell reden oder darüber, dass er ein Idiot war, der sich hatte erpressen lassen. Zuerst musste er wissen, was mit Bobby, Onkel Press und Spader geschehen war.
»Klar«, meinte er. »Lesen wir weiter.«
Mark legte sich wieder aufs Bett. Er und Courtney lagen bäuchlings nebeneinander, das Journal vor sich. Beide brannten darauf zu erfahren, was sich noch alles an jenem finsteren Tag in Cloral zugetragen hatte.
ACHTES JOURNAL (FORTSETZUNG)
CLORAL
Man sollte meinen, es hätte nicht schlim mer kommen können. Faar war zerstört, die Bewohner trieben heimatlos im Ozean. Alle Flit zer bis auf ei nen steckten unter ton nenweise Schutt fest und konnten die Unterwasserplantagen nicht retten. On kel Press, Kala loo und viele andere sa ßen dort unten gefangen. Wenn sie nicht schon tot waren …
Und jetzt wurden Spader und ich in ein U-Boot gebracht, wo uns Piraten erwarteten, die unter Saint Danes Befehl standen.
Ich wandte mich an meinen Freund: »Ich wusste gar nicht, dass es in Cloral solche U-Boote gibt.«
»Genau wie die Schlachtschiffe wurden diese Dinger für den Kriegsfall gebaut«, erklärte er. »Man hat sie aber nie gebraucht, und es gelang den Piraten, ein paar zu stehlen.«
»Ruhe!«, brüllte einer der Männer, die uns begleiteten.
Saint Dane hatte also mit den Ka nonen seines U-Boots so lange auf Faar geschossen, bis die Kuppel zerstört war.
Inzwischen befanden wir uns genau unter dem Boot. Ich wusste nicht, was wir hier sollten, bis ich am Rumpf eine große Tür entdeckte, die sich langsam öffnete und eine geflutete Kammer freigab, die so groß war, dass ein LKW hineingepasst hätte. Die Piraten befahlen uns, in die Kammer zu schwimmen. Ich starrte
misstrauisch nach oben, denn ich hatte keine Lust, mich in die ses finstere U-Boot zu begeben. Ein heftiger Stoß in die Rippen überzeugte mich, dass wir kei ne andere Wahl hatten. Also schwam men Spader und ich hi nein. Als wir in der Kam mer schwebten, schloss sich die Tür wieder. Es war stockdunkel. Ein leises Zischen verriet mir, dass das Wasser abgepumpt wurde. Der Wasserspiegel sank, bis wir im Trockenen standen. Dann ging das Licht an, und ich sah etwas, was diese ohnehin schon schreck liche Situation noch verschlimmerte. Neben uns an der Wand lag der einzige Flitzer, der Faar verlassen hatte. Saint Dane musste ihn gekapert haben, als er aus der Unterwasserstadt losgefahren war. Wie deprimierend: Nun würde keine einzige Plan tage gerettet werden. Saint Dane hatte einen triumphalen Sieg errungen.
Ich sah Spader an, der genauso frustriert wirkte wie ich.
»Legt alles auf den Boden!«, befahl einer der Piraten.
Wir nahmen die Kopfmasken ab und ließen die Wasserschlitten fallen.
»Los, er wartet schon auf euch«, fuhr der Mann fort.
Er stieß mit der Waffe nach uns. Wir setzten uns in Bewegung und wurden von unseren Bewachern durch das Boot es kortiert. Ich befand mich zum ersten Mal in meinem Leben an Bord eines U-Boots. Verglichen mit den Hightech-Booten aus Film und Fernsehen sah dieses Ding ziem lich schlicht aus. Ich hatte erwartet, überall Röh ren, Düsen und Kabel zu sehen, aber alles war kahl, von Technik keine Spur. Ich kam mir vor wie in einem sehr engen Hausflur, von dem rechts und links Tü ren abgingen. Vielleicht brauchte man für die Wassertech no logie der Clora ner nicht so viel Schnickschnack wie bei uns auf der Zweiten Erde.
Auf einmal gab es einen Ruck, und wir gerieten ins Stolpern.
»Was war das?«, fragte ich.
»Wir tauchen auf«, antwortete ein Pirat. »Los, weiter.«
Endlich kamen wir an eine Leiter, die nach oben führte. Zwei
Piraten kletterten voran, wir folgten, und zwei weitere Pi raten bildeten die Nach hut. Sie bewachten uns wie Schieß hunde. Ich fragte mich, warum, denn schließlich hatten wir keine Möglichkeit wegzulaufen.
Die Leiter führte zur
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