Pendragon - Der Anfang
zufrieden. »Nicht schlecht für einen einzigen Nachmittag, was?«
Ich konnte Spaders Erregung spüren. Er stand kurz davor, sich in seinem blinden Hass auf Saint Dane zu stürzen. Das wäre ein großer Fehler gewesen. Schnell legte ich ihm die Hand auf die Schulter.
»Beruhige dich«, murmelte ich leise.
Spader holte tief Luft und entspannte sich ein wenig.
»Pendragon, ich bin tief beeindruckt«, meinte Saint Dane. »Seit unserer Begegnung in Denduron bist du klüger geworden.«
»In Denduron habe ich dich besiegt!«, zischte ich.
»Das meinst du nur. Glaubst du denn wirklich, es ist wichtig, welches Territorium mein erster Dominostein wird? Cloral ist genauso gut wie Denduron. Ich sagte es dir doch bereits: Wenn ein Stein fällt, fallen alle anderen auch.«
»Cloral ist noch nicht gefallen!«, rief Spader.
»Wird es aber. Irgendwann finden sie heraus, wie man die Ernten entgiftet, aber dann sind schon Tausende verhungert, und es herrscht Krieg. Anfangs dachte ich, ich würde auf größere Schwierigkeiten stoßen, da alle Habitate in Frieden miteinander lebten, aber durch Faar hat sich die Sache zu meinen Gunsten entwickelt.«
Dann kam Saint Dane auf mich zu und beugte sich vor. Unsere Augen befanden sich auf gleicher Höhe, und ich konnte seinen säuerlichen Atem riechen. Ich wich keinen Millimeter zurück.
»Alles verläuft plan mäßig«, sagte er leise. »Selbst wenn es dir gelungen wäre, mich hier aufzuhalten, wäre ich einfach zum nächsten Territorium gereist. Du hast keine Ahnung, was dich erwartet, Pendragon. Wenn du dich weiterhin gegen mich stellst, gehst du den Weg aller armseligen Reisenden vor dir. Willst du vergebens sterben – so wie Osa, Spaders Vater und Press?«
Das versetzte mir einen Stich, doch ich ließ mir nichts an merken.
»Mein Angebot gilt noch, Pendragon«, fuhr er fort. »Wenn Halla mir gehört, warten traumhafte Belohnungen auf alle, die mich unterstützt haben. Offenbar gefällt es dir in Cloral. Ich schenke es dir. Mach da mit, was du willst. Bau die Plan tagen wieder auf, befördere Spader zum Admiral, werde zum Volkshelden der Cloraner – sie werden dich lieben. Was hältst du davon?«
Ich weiß nicht, wie ich es euch erklä ren soll, aber in diesem
Augenblick geschah etwas mit mir. Si cher, ich hatte immer noch Angst vor Saint Dane und wusste nicht viel über mei ne Aufgabe als Reisender oder den Grund, warum es ausgerechnet mich getroffen hatte. Ich musste noch unendlich viel lernen, aber eines wurde mir klar und erfüllte mich mit so viel Selbstbewusstsein, wie ich es seit mei nem letzten Baseballspiel nicht mehr besessen hatte.
»Du willst wissen, was ich davon halte? Nun, ich den ke, wenn du dich tatsäch lich für unbesiegbar hieltest, würdest du jetzt nicht hier stehen und mich anflehen, gemeinsame Sache mit dir zu machen. Vielleicht passiert es nicht hier, nicht heute und nicht in diesem Territorium, aber zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass ich dich am Ende besiegen werde … denn so soll es sein!«
Ich sah es an dem Flackern in seinem Blick. Saint Dane zuckte nicht zusammen und wich auch nicht zu rück, doch ich war mir sicher: Er fürchtete sich vor mir!
Sekundenlang standen wir voreinander und warteten ab, wer den ersten Schritt tun würde. Da vernahmen wir ein Geräusch. Es kam aus wei ter Ferne, aber ich kannte es. Ein Pfei fen, das sich schnell näherte. Ich hatte es schon ein mal gehört, bloß wo? Da fiel es mir ein.
Blitzartig schrie ich Spader zu: »In Deckung!«
Ich packte ihn am Arm und riss ihn zu Boden. Sekunden später schwankte das U-Boot hin und her. Der Kontrollturm mit der Brücke war von einem Wassergeschoss getroffen worden. Das pfeifende Geräusch der Ka nonen kannte ich vom An griff der Piraten auf Grallion her.
Bum! Bum! Wieder zwei Treffer. Wer griff uns eigentlich an?
»Da!« Spader zeigte aufgeregt aufs Meer hinaus.
Was für ein wunderbarer Anblick! Zuerst dachte ich, es wäre nur ein Traum, doch tatsächlich näherte sich uns eine ganze Flotte von Aquanier-Booten, die auf das U-Boot feuerten.
»Hobey, Pendragon! Das ist Yenza!« Spader lachte. »Sie war uns einen Schritt voraus.«
So musste es sein. Als wir nicht zu rückkamen, hatte sich Yen za offenbar aufgemacht und eine Rettungsmannschaft organisiert. Und was für eine! Ein paar der Schnellboote sahen wie Kriegsschiffe aus. Sie wa ren kleiner als der Kreu zer, mit dem die Pi raten Grallion angegriffen hatten, aber bestimmt standen sie dem U-Boot in nichts
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