Pendragon - Der Anfang
Meeresboden.
»Ich möchte mir etwas ansehen«, sagte ich und zeigte nach links. Spader lenkte den Flitzer in diese Richtung, und kurz darauf huschte unser Scheinwerferkegel über die Plattform, auf der sich noch vor Kurzem der Stadtrat versammelt hatte. Das Marmordach stand tatsächlich nicht mehr. Es lag auf der Seite und bedeckte die Hälfte des Mosaikfußbodens. Das runde Zeichen von Faar war heruntergefallen und lag, in zwei Teile zerbrochen, auf der Plattform. Ein symbolträchtiges Bild, was? Die meisten Säulen standen aber noch, nur wenige waren umgestürzt und lagen wild durcheinander.
»Geh dichter ran!«, bat ich, und Spader gehorchte.
Wir schwebten knapp einen Meter über dem Plateau. Ich ließ den Lichtkegel umherwandern, bis ich fand, was ich suchte. Leider fand ich es! Das Podium mit den vier Kristallen war umgekippt. Sie schienen aber noch zu funktionieren, denn der gelbe Stein leuchtete so hell wie vorher. Doch ich suchte weiter.
»O nein!«, sagte Spader betroffen.
Unter den Trümmern ragte ein Arm hervor. Abador. Er war auf seinem Posten geblieben und von dem Marmordach erschlagen worden. Es sah so aus, als hätte er in letz ter Sekunde versucht, die Kristalle zu erreichen, um die Trans lo kation vor zu neh men. Zu spät. Es war grauenvoll, dass dieser tapfere Mann in dem Bewusstsein gestorben war, seine Aufgabe nicht erfüllt zu haben. Hoffentlich hatte er mitbekommen, dass sein Volk die Stadt rechtzeitig verlassen konnte.
»Lass uns weiterfahren«, sagte Spader traurig.
Ich nickte, und er steuerte weiter in die Tiefe. Die ganze Zeit hielt ich mit Hilfe des Scheinwerfers nach Hindernissen und Gefahren Ausschau. Wir entdeckten ein paar be kannte Stellen: die Sandwege, die wir entlanggegangen waren, den Eingang zum
Fluchttunnel und zu den vielen schmalen Gängen, die sich durch den Berg zogen. Bisher hatte das Wasser keine größeren Schäden in der Stadt angerichtet. Die Häuser schienen intakt zu sein, und alle Wege waren noch vorhanden. Das war gut so, denn wenn die gewaltigen Marmorvillen auf den Hangar gestürzt wären, hätten wir die Rettungsaktion sofort abbrechen können.
Irgendwie kam ich mir vor wie in einer dieser Schneekugeln, die man schütteln muss, um einen Sturm hervorzurufen. Wie lange würde es dauern, bis der Zahn der Zeit an den Gebäuden zu nagen begann? In etlichen Jahren würde die Stadt zu Sand zerfallen, doch im Augenblick war sie noch unversehrt. Kaum zu glauben, dass die ser Ort noch vor kur zer Zeit trocken und voller Menschen gewesen war.
»Wir sind da!«, rief Spader.
Wir hatten den Hangar fast erreicht. Zu meiner großen Erleichterung sah er fast genauso aus wie vor ein paar Stunden. Die Halle war nicht unter der Wasserlast zusammengebrochen. Außer den Trümmern, die vor der Tür lagen, hielt uns nichts davon ab, nach den Verschütteten zu suchen. Hoffentlich würde es der Greifarm schaffen, den Schutt fortzuräumen.
Spader landete mit dem Flit zer auf dem Pfad, den wir vor Kurzem ent langgelau fen wa ren. Wir setz ten so sanft auf, dass nur eine winzige Sandwolke hochgewirbelt wurde.
»Versuch dein Glück, Kumpel!« Spader deutete auf den Greifarm.
Ich griff nach dem zweiten Joystick und zog da ran. Ein leises Schnarren verriet, dass er funktionierte. Die langen weißen Rohre, aus denen der Arm bestand, waren durch vier Gelenke miteinander verbunden, sodass man ihn in alle Richtungen bewegen konnte. An seinem Ende befand sich eine Art Hand mit drei Fingern und einem Daumen – wie bei Fred Feuerstein. Ich brauchte ungefähr dreißig Sekunden, bis ich das Ding im Griff hatte. Mit
dem Joystick war das ganz einfach. Wenn man einen Knopf am Ende des Joysticks drückte, öff nete oder schloss sich die Hand. Ich manövrierte den Arm vor die Glaskugel, öffnete die Greifhand und bewegte sie hin und her. Ich winkte Spader zu.
Er lachte.
»Das hast du aber schnell begriffen.«
Jetzt konnten die Rettungsarbeiten beginnen. Spader fuhr behutsam di rekt über den Schutt haufen, der den Eingang zum Hangar blockierte.
»Sei vorsichtig«, sagte er. »Sobald du ein Stück hast, fahre ich zurück. Wir müssen langsam vorgehen, denn ich will nicht all zu viel Sand aufwirbeln, sonst sehen wir hier unten nichts mehr.«
Ich rieb mir die Hände, umklammerte den Joystick und startete den ersten Versuch. Der lange Arm streckte sich nach vorn, ich senkte die Hand ab, drückte den Knopf, und die Finger ergriffen einen mittelgroßen Stein. Dann hob ich den Stein auf und legte
Weitere Kostenlose Bücher