Pendragon - Der Anfang
unverletzt. Müde zog er sich die grüne Haut vom Kopf und grinste mich an.
»Bist du sicher, dass es der rote Kristall war?«
Ich lachte. Mein Onkel war einfach unschlagbar.
Da hörten wir ein Rauschen, das genauso klang, als würde ein Riesenwal auf tauchen. Na türlich war es kein Wal, son dern die Stadt Faar. Auch Spader kletterte auf den Flitzer, und wir beobachteten gemeinsam das Spektakel.
Vor unseren Augen geschah etwas Unglaubliches: Stück für Stück tauchte der Berg aus dem Meer auf. Wir befanden uns weit genug entfernt, um keinen Schaden zu nehmen, aber dennoch so nah dran, dass wir alles genau sehen konnten. Nach und nach erschienen die gewundenen Pfade und die schönen Marmorvillen an der Oberfläche. Die Stadt, die seit meh reren hundert Jahren im Wasser verborgen gewesen war, wurde wieder von der Sonne beschienen.
»Seht doch!«, rief Spader.
Rings um uns herum tauchten grüne Köpfe aus dem Wasser auf. Die Faarianer wurden Zeugen der Wiedergeburt ihrer Heimat. Tausende schwammen im Wasser. Die meisten zogen die grüne Haut von den Köpfen, um besser sehen zu können.
Der Berg stieg unaufhaltsam weiter, und je mehr er anwuchs, umso riesiger wurde die Fläche, die er beanspruchte.
Ob wir doch noch zu dicht dran wa ren? Sollte das Ding noch größer werden, würde unser Flitzer mit in die Höhe gerissen. Da erschien der Hangar, in dem die Boo te gefangen saßen, dicht neben uns.
Mir kam der Gedan ke, dass nach dem Auf tauchen von Faar wieder die Chance bestand, die übrigen Flitzer zu befreien und die Ernten von Cloral zu retten! Unglaublich, aber es gab doch noch Hoffnung!
Mit einem letzten Ruck kam der Berg zum Stehen. Eine heftige Woge schüttelte uns noch einmal durch – dann war es vorbei. Starr vor Staunen hockten wir auf dem Flit zer und betrachteten die gewaltige Insel vor uns.
Die Faarianer brachen in laute Jubelrufe aus. Sie lachten und weinten, kreischten und umarmten sich gegenseitig. Eben noch war alles verloren gewesen, doch nun wa ren sie in der Lage, ein völlig neues Leben in Cloral zu beginnen. Sie hießen es freudig willkommen.
Ich musste an Abador denken. Hoffentlich bekam er irgendwie mit, was geschehen war. Auch wenn es nicht seine Hand war, die Faar ein neues Leben geschenkt hatte, so war doch sein Geist mit uns gewesen.
Wo eben noch nichts als Ozean gewesen war, lag nun das einzige Stück Festland von Cloral! Was hatte Saint Dane vor ein paar Stunden gesagt? – Nicht schlecht für ei nen ein zigen Nach mittag, was?
ACHTES JOURNAL (FORTSETZUNG)
CLORAL
Das Meer hatte sich wieder beruhigt. Wir saßen auf unserem Flitzer und betrachteten die aus dem Wasser aufgetauchte Stadt. Lange Zeit sprach keiner von uns. Es gab kein Wort, das diesen Anblick beschreiben konnte. Nun, vielleicht gab es doch eins …
»Cool«, sagte ich und wusste, es war die größte Untertreibung aller Zeiten.
Wir sahen uns an und mussten lachten. Ein unvergesslicher Moment. Wir hatten das Schicksal von Faar mitbestimmt und gleich zeitig Cloral gerettet. Wenn man eine Leh re aus der Sache ziehen konnte, dann folgende: Gib niemals die Hoff nung auf. Wir hatten sie aufgegeben, hatten das Handtuch geworfen. Saint Dane hatte sich schon als Sieger gesehen, doch in letzter Minute konnten wir das Blatt wenden. Die einzige Möglichkeit, unserer Erleichterung Luft zu machen, war schallendes Gelächter. Wir fühlten uns großartig.
Ein Faarianer nach dem anderen schwamm zur Insel hinüber und kletterte vorsichtig an Land. Dort stan den sie dicht gedrängt und starrten auf den Berg. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten schien die Sonne auf ihre Häuser. Immer noch strömte Wasser aus den Gängen, die zwischen den Felsen hindurchführten. Die Translokation war vollbracht.
Wir wurden durch das Geräusch eines herannahenden Schiffs aus unseren Gedanken gerissen. Als wir uns umdrehten, erblickten wir das schwarze U-Boot der Piraten, das genau auf uns zusteuerte. Mein erster Gedanke war, sofort in den Flitzer zu springen und ab zuhauen, aber dann erkannte ich, dass die Gefahr vorüber war. An Deck standen massenhaft Aqua nier, die völlig entgeistert auf die ehemals verlorene Stadt Faar starrten. Spader hatte recht behalten, seine Kollegen waren als Sieger aus dem Kampf hervorgegangen.
Wu Yenza verließ den Kontrollturm. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand sie in der Son ne und sah zu uns herunter. Sie wirkte wie die Befehlshaberin einer siegreichen Armee.
»Sie ist gut«, stellte Onkel Press
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