Pendragon - Der Anfang
Stelle, an der die schwarzen Ritter Onkel Press gefangen nahmen, dann schlief ich endgültig ein. Das Nächste, was ich bemerkte, war, dass Osa mich wach rüttelte.
»Es ist Morgen, Pendragon«, sagte sie leise.
Ich hatte fest geschlafen und musste mich zwingen, die Augen zu öffnen. Dämmriges Licht erfüllte die Hütte, aber es musste noch früh sein, denn ich sah keine Schatten, und die Vögel zwitscherten. Als ich um mich blickte, war das Feuer erloschen; Loor war nicht mehr da.
»Gib mir dein Journal«, verlangte Osa.
Ich setzte mich auf und legte die eng beschriebenen Seiten zusammen. Osa nahm sie, rollte sie ein und band sie mit einem dünnen Lederriemen zusammen. Dann ging sie in die Mitte des Raumes, setzte sich mit verschränkten Beinen hin und legte einen Gegenstand auf den Boden. Es war ein alter, schwerer Ring aus Silber mit einem grauen Stein. Von meinem Platz aus erkannte ich auch eine Gravur, die mir aber nichts sagte. Osa schaute zu mir herüber, um sich zu vergewissern, dass ich zusah, tippte mit dem Finger auf den Stein und sagte: »Zweite Erde.«
Was als Nächstes geschah, jagte mir so viel Adrenalin durch die Adern, dass auch der letzte Rest Müdigkeit verschwand.
Der graue Stein glühte auf. Ich kann es am besten so beschreiben, dass er sich wie das Flume benahm, als es mich hierher brachte. Grelles Licht schoss aus den Fassetten des Steins und erhellte die Hüttenwände. Und ich hörte dieselbe seltsame Melodie.
Plötzlich bewegte sich der Ring … und wuchs! Er wuchs und wuchs, bis er ungefähr die Größe einer Frisbeescheibe erreicht hatte. Doch im Inneren des Kreises, wo der Boden hätte sein sollen, befand sich ein Loch. Es sah aus, als hätte sich ein Mini-Flume geöffnet nach … ja, wohin? Osa ergriff die zusammengerollten
Pergamente und warf sie in das Loch. Sofort verschwanden sie, als hätte der Ring sie verschluckt. Dann nahm dieser wieder die ursprüngliche Größe an, und alles war vorbei. Kein Licht, keine Melodie, kein Loch. Nur der Ring. Osa hob ihn auf und verstaute ihn in einem Lederbeutel, den sie an einer Kordel um den Hals trug.
»Jetzt hat dein Freund Mark das Journal«, verkündete sie und stand auf. Das war alles. Keine Erklärung, gar nichts.
Ich sprang ebenfalls auf und platzte heraus. »Du kannst doch nicht einfach einen Hokuspokus veranstalten und mir dann nicht sagen, was du gemacht hast!«
»Ich habe es dir gesagt«, erklärte sie ruhig. »Ich habe dein Journal an Mark Dimond geschickt.« Sie wollte die Hütte verlassen, doch ich stellte mich ihr in den Weg.
»Aber wie? Ist das ein transportables Flume oder was?« Meine Gedanken überschlugen sich.
»Es gibt vieles, was ein Reisender wissen muss, Pendragon«, sagte sie geduldig. »Sobald du dich besser eingelebt hast, gehört der Ring dir, und du kannst Mark Dimond die Tagebücher selbst schicken. Bis dahin musst du dich mit dem Wissen zufriedengeben, dass die Energie des Ringes ähnlich ist wie die des Flume.«
Ich ließ mich nicht so leicht abspeisen. »Aber wie findet der Ring Mark?«
Osa holte tief Luft wie jemand, der langsam genug von meinen Fragen hatte. Pech. Sie wusste, wie das Ganze funktionierte. Ich nicht.
»Ich gab Mark Dimond auch einen Ring«, erklärte sie.
»Was? Du hast Mark getroffen? Warte, warst du etwa auf der Erde? Wann? Wie? Hast du ihm gesagt, wo ich bin? Hast du meine Eltern gesehen? Hast du …«
Sie legte mir die Hand auf den Mund, um mich zum Schweigen zu bringen. Sanft, aber bestimmt.
»Ich reiste zur Zweiten Erde und gab Mark Dimond den Ring«, sagte sie. »Das ist alles. Ich sah sonst niemanden. Keine weiteren Fragen.«
Dann nahm sie die Hand fort und wollte die Hütte verlassen.
»Nur noch eine Frage!«, rief ich ihr nach.
Osa wandte sich um und sah mich an.
»Funktioniert der Ring in beide Richtungen? Ich meine, wenn wir etwas zur Erde schicken können, dann kann Mark mir auch etwas schicken?«
Osa lächelte. Es war das gleiche Lächeln, das meine Mutter aufsetzte, wenn sie wusste, dass ich ihr etwas verheimlichte. Das Lächeln sagte: »Ich weiß genau, was du denkst. Mich hältst du nicht zum Narren.«
»Der Ring kann kleine Gegenstände transportieren, funktioniert aber nur für Reisende«, antwortete sie. »Mark Dimond kann dir nichts schicken. Wenn du ein Bad nehmen möchtest, so findest du ein paar hundert Meter südlich des Dorfes einen Fluss.«
Sie ging, und mein Verstand lief auf Hochtouren. Vielleicht brauchte ich gar nicht bis auf den Berg zu
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