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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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Ritter lagen reglos auf dem Boden. Warum die ganze Anspannung?
    Sekunden später erhielt ich die Antwort. Zuerst hörte ich ein Rascheln und glaubte, jemand bräche durch die Büsche. Doch so war es nicht. Es raschelte über uns. In den Bäumen. Ich schaute hinauf und entdeckte zu meinem größten Entsetzen vier weitere Ritter, die in den Ästen saßen. Sie hatten keine Keulen, sondern waren mit Pfeilen und Bogen bewaffnet. Ich hatte vergessen, dass der Milago durch einen Pfeil gestorben war. Die Schützen hatten
die ganze Zeit da oben gekauert und sich das Schauspiel angesehen. Und jetzt waren sie am Zug.
    Osa stand schutzlos mitten auf der Lichtung. Loor wollte zu ihr laufen, aber Osa rief: »Rette ihn!«
    Loor blieb stehen. Es bedurfte ihrer ganzen Willenskraft, gegen ihren Instinkt zu handeln und der Mutter zu gehorchen, doch sie tat es. Sie kam zurück, ergriff meine Hand, und dann ging es los.
    Die Ritter schossen ihre Pfeile ab – alle auf Osa. Auf die tapfere Frau, die keine Rüstung trug. Nichts schützte sie vor dem tödlichen Pfeilhagel. Alle vier Geschosse trafen ihr Ziel, und sie brach zusammen. Loor stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus und wollte umkehren, aber ich hielt sie fest. Inzwischen legten die Ritter die nächsten Pfeile auf, und wäre Loor zu Osa gelaufen, hätte das ihren Tod bedeutet. Wir standen eine Sekunde lang still und sahen in die Augen der sterbenden Kriegerin. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, doch während ich dies schreibe, könnte ich schwören, dass sie lächelte.
    Die Ritter schossen die nächste Salve ab, zielten aber nicht auf Osa, sondern auf uns. Zum Glück schützten uns die Bäume, die Pfeile prallten gegen Äste und verschwanden im Unterholz. Das reichte, um Loor aus ihrer Erstarrung zu reißen. Sie fasste mich an der Hand, und wir rannten los – die sterbende Osa blieb auf der Lichtung zurück.
    Loor kannte sich gut im Wald aus. Mit ihr Schritt zu halten, war so, als liefe man einem Hirsch hinterher. Sie sprang über umgestürzte Bäume und Felsbrocken, stürmte geradewegs durch Gestrüpp und Buschwerk. Wir rannten im Zickzack, und ich begriff, dass sie versuchte die Ritter abzuschütteln, die uns sicher verfolgten. Allmählich wurde ich müde, und ich hatte eine üble Schnittwunde an der Seite, aber unter gar keinen Umständen wollte ich mich beklagen. Nicht nach allem, was diese Frauen für mich getan hatten.

    Irgendwann erreichten wir den Rand des Dorfes, und Loor zerrte mich in eine Hütte. Das von ihr gewählte Versteck fand ich nicht gerade klug. Bei einer Durchsuchung des Dorfes würde uns auch der dümmste Ritter sofort finden. Doch Loor hatte ihre Gründe. Sie rannte zu dem Haufen Tierfelle, der an einer Wand lag, und schob ihn beiseite. Der Boden darunter bestand aus fest gestampfter Erde. Sie nahm den Stab vom Rücken und scharrte die Erde weg. Kurz darauf kam ein hölzerner Ring zum Vorschein. Loor warf den Stab weg, packte den Ring und zog aus Leibeskräften daran. Es war eine Falltür!
    »Sie führt in die Mine«, erklärte sie.
    Klasse! Ich hatte mir geschworen, nie mehr ins Bergwerk zurückzukehren. Der Schwur hatte gerade mal zwanzig Minuten gehalten.
    »Die Bedoowan fürchten sich vor dem Gas«, fuhr Loor fort. »Sie betreten die Minen niemals.« Endlich öffnete sich die Falltür, unter der eine Leiter in die Tiefe führte. Auf ein Neues! Loor bedeutete mir voranzuklettern. Dann folgte sie mir und schloss die Tür wieder. Wir mussten lediglich eine Leiter hinabsteigen. Sie endete in einem Tunnel, der so niedrig war, dass wir nur gebückt gehen konnten. Er führte leicht bergab.
    »Von diesen kleinen Gängen gibt es sehr viele«, erklärte Loor. »Sie versorgen die Arbeiter mit frischer Luft.«
    Da der Gang nur der Ventilation diente, gab es keine Kerzen, die uns den Weg wiesen. Es war, als würde man durch schwarze Tinte gehen. Ich streckte die Hand aus, um nicht gegen eine Wand zu prallen. Doch Loor fand, ich würde mich viel zu langsam bewegen. Sie drängte sich an mir vorbei und übernahm die Führung. Es war bedeutend einfacher, hinter ihr herzulaufen. Sie lief sehr schnell, und ich hoffte, dass sie sich hier gut auskannte.
    Der Luftschacht mündete in einen breiten Tunnel, auf dessen Boden die Glaze-Karren Spuren hinterlassen hatten. Wahrscheinlich
handelte es sich um einen der frühen Gänge, der schon bestanden hatte, ehe die Milago die große Höhle aus dem Fels geschlagen hatten. Wir folgten ihm minutenlang, bis wir an eine mir

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