Pendragon - Der Anfang
eine Art Wendepunkt für ganz Denduron?«
»Ja, so hat sie es mir erklärt. Wenn sich die Milago von den Bedoowan befreien, wird Denduron in Frieden fortbestehen. Siegen aber die Bedoowan, könnte das eine Katastrophe auslösen, die das ganze Territorium zerstört.«
Das war gewaltig. Dieser Aufstand sollte nicht nur den armen Bergleuten helfen, sondern das ganze Territorium retten.
»Woher hat sie das alles gewusst?«, fragte ich.
Loor zuckte die Achseln und meinte: »Das gehört zum Leben eines Reisenden. Irgendwann werden wir es verstehen. Im Augenblick ist eines wichtig: Die Mission der Reisenden besteht darin, alle Territorien zu besuchen, die vor dem Wendepunkt stehen, und alles zu tun, um den Menschen dort zu helfen, die Krise zu meistern. Darum war meine Mutter hier; darum ist Press hier. Deshalb sind wir beide hier.«
Immer wenn ich dachte, ich hätte einiges verstanden, kam die nächste Überraschung.
»Und wer ist Saint Dane?«, wollte ich wissen.
»Saint Dane ist auch ein Reisender. Doch er arbeitet gegen uns. Er will, dass die Territorien im Chaos versinken.«
»Aber … warum?«
»Wenn wir die Antwort darauf finden, wissen wir alles, was wir wissen müssen. Im Augenblick weiß ich es noch nicht. So, jetzt schlaf endlich.«
Na klar. Schlafen. Gerade hatte sie mir offenbart, dass wir die Zukunft Dendurons in Händen hielten – von den übrigen Territorien ganz zu schweigen -, und ich sollte einfach so ins Traumland reisen? Und um das Ganze noch spannender zu machen, gab es da draußen jemanden, der uns aufzuhalten gedachte. Ich wusste, wozu Saint Dane fähig war. Träume süß, Bobby! In meinem Kopf drehte sich alles, aber ich musste mich irgendwie beruhigen. Also redete ich mir ein, das hier hätte überhaupt nichts mit mir zu tun. Für mich gab es nur ein Ziel: Ich musste Onkel Press befreien. Danach würde ich gehen. Falls Onkel Press hierbleiben und den Lauf der Geschichte beeinflussen wollte, dann war das seine Sache. Ich dagegen würde mit dem nächsten Flume nach Hause reisen.
Der Gedanke war tröstlich, und ich fühlte mich etwas besser. Doch ehe ich meinen Kopf auf die Felle legte, fragte ich Loor: »War es das? Oder gibt es noch etwas, das du mir sagen solltest?«
Loor öffnete nicht einmal die Augen. Sie schlief schon fast. Mühsam murmelte sie: »Mehr weiß ich nicht, Pendragon. Ist das denn nicht genug?«
Doch, klar. Mehr als reichlich. Licht aus, Bettruhe. Ich dachte, ich könnte nicht einschlafen, war aber so erschöpft, dass ich nicht einmal merkte, wie mein Kopf auf die Felle sank. Und als der Alarm mich weckte, hatte ich das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein. Die zwei Stunden fühlten sich wie zwei Sekunden an. Ich hatte wirklich fest geschlafen! Einen Moment lang wusste ich nicht, wo ich war. Ich glaubte in meinem Bett zu liegen, und
mein erster Gedanke war: »Ich muss Marley rauslassen.« Sekunden später hatte mich die Realität wieder. Schnell setzte ich mich auf und schüttelte den Kopf.
Loor war nicht mehr da. Ich reckte mich, gähnte herzhaft und ging zu meinem Rucksack, um den Inhalt noch einmal durchzusehen. Sofort fiel mir auf, dass die Riemen geöffnet worden waren. Irgendwer hatte sich daran zu schaffen gemacht! Hastig durchwühlte ich den Inhalt. Anscheinend fehlte nichts. Ich war stinksauer, verschloss den Rucksack wieder und machte mich auf die Suche nach Loor.
Zuerst betrat ich die inzwischen vertraute Höhle. Dort lief alles wie gewohnt. Die Bergleute arbeiteten unermüdlich. Ich fragte mich, was bei dem letzten Transfer passiert war und ob sie genug Glaze gefunden hatten, um die Frau aufzuwiegen. Ich hoffte es von Herzen, aber ändern konnte ich im Augenblick nichts an der Situation. Ich musste Loor finden und die Rettungsaktion starten.
Während ich mich in der Höhle umsah, fiel mir etwas auf. Rellin kam aus einem Tunnel links von mir. Er ging schnell und unterhielt sich mit einem anderen Mann. Das Seltsame war, dass die beiden Typen ziemlich vergnügt aussahen. Rellin schlug dem Mann lachend auf den Rücken, und sie trennten sich. Dabei gab es keinen Grund, fröhlich zu sein. Bei unserer letzten Begegnung hatte Rellin sein Volk förmlich dazu verdammt, einen langsamen Tod zu sterben, weil er nicht gegen Kagan kämpfen wollte. Warum also hatte er plötzlich gute Laune? Ich wartete, bis er fort war, und näherte mich dem Tunnel, aus dem er gekommen war.
Es handelte sich um einen weiteren stillgelegten Gang. Die Gleise waren alt und
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