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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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vergaß
sie völlig, daß sie die neue Frau ihres Vaters nicht ausstehen konnte.
    Delia sah Meg an und erklärte ernst: »Es kommt nur auf den Schlag
an. Er muß so leicht sein, als wolltest du mit einer Feder über das Wasser
streifen, ohne Wellen zu machen. Siehst du ... ganz leicht.« Und wirklich, der
Kreisel drehte sich unaufhörlich.
    Daniel und die anderen Jungen kamen neugierig zurück und sahen zu.
Meg stellte fest, daß die frechen Kerle von Delias Können sichtlich beeindruckt
waren. Sie ließ den Kreisel inzwischen so schnell und lange tanzen, wie es
keinem der Jungen in Merrymeeting gelang. Delia war schließlich eine Frau, und
Meg dachte sehr zufrieden: Kein Mann, auch nicht mein Papa kann das so
gut.
    Sie gab Daniel einen Stoß mit dem Ellbogen und erklärte stolz:
»Sie wird es mir beibringen.«
    Daniel bekam große Augen. »Kann man das wirklich lernen?« Dann
rief er Delia zu: »Madam, werden Sie es mir auch zeigen?« Meg verzog empört das
Gesicht. Delia sah sie kurz an und konzentrierte sich wieder auf den Kreisel.
»Ich würde es gern tun, Daniel. Aber es ist leider nicht möglich. Es ist ein
Geheimnis, das nur Mädchen und Frauen kennen.«
    Die Jungen waren enttäuscht, aber Meg strahlte
triumphierend. »Ich werde dich am nächsten Sabbat zum Wettkampf herausfordern,
Daniel. Ich wette, mein Kreisel wird sich länger drehen als deiner.«
    Daniel drehte sich auf dem Absatz um und ging davon. »Ich lasse
mich nicht auf Wettkämpfe mit Mädchen ein!« rief er über die Schulter zurück.
    Meg starrte ihm wütend nach und murmelte: »Ich
hasse Jungen!«
    »Mach dir nichts draus. Sie sind nun einmal so«, sagte Delia und
ließ den Kreisel sich ausdrehen. Dann wickelte sie die Peitschenschnur darum.
»Sie sind alle Angeber, und daran ändert sich auch nichts, wenn sie älter
werden.«
    Ein lautes tiefes Lachen erklang in ihrem Rücken. Meg hatte den
Doc mit einer hübschen rotbraunen Stute aus dem Stall der Bishops kommen sehen,
aber Delia hatte ihn nicht bemerkt. Sie drehte sich blitzschnell um und legte
erschrocken die Hand auf die Brust.
    »Tyl, wie kannst du dich einfach so an mich
heranschleichen! «
    Er legte die Zügel über seine Schulter und klopfte der Stute den
Hals. »Ich habe mich nicht angeschlichen. Du hast mich doch gesehen, Meg,
nicht wahr?« Er lächelte Meg an und zog sie spielerisch an den Zöpfen. Dann
richteten sich seine Augen wieder auf Delia. »Wir Männer sind nicht alle
Angeber. Ich zum Beispiel ...«
    »Ha!« rief Delia mit glühendem Gesicht. »Sogar Anne Bishop hält dich
für einen aufgeblasenen Pfau.«
    Tyl hob erstaunt eine Augenbraue, aber um seine Lippen zuckte es
verräterisch. Meg staunte über Delias Zorn. Sie schien den Doktor nicht
besonders zu mögen. In diesem Augenblick bemerkte sie jedoch ihren Vater, der
Tildy an der Hand hielt und sie zu sich winkte. Die Gäste drängten sich
inzwischen um die Tische oder saßen bereits auf den Bänken. Die Teller wurden
gefüllt und auch die Krüge mit Bier und Apfelwein.
    »He, es gibt etwas zu essen!« sagte sie zu den beiden Erwachsenen,
die sich stumm anstarrten und sie nicht zu bemerken schienen. Achselzuckend
drehte sie sich um und lief davon.
    Delia wollte Meg folgen, aber Tyl legte ihr schnell die Hand auf
den Arm. Wie üblich stockte ihr bei seiner Berührung der Atem. Sie starrte ins
Gras und wollte sich losmachen. »Tyl, laß mich ... Nat wartet ...« Ihre Stimme
versagte.
    »Einen Augenblick«, erwiderte er. »Ich möchte dir zuerst noch dein
Hochzeitsgeschenk geben.«
    Sie hob schnell den Kopf und blickte von ihm
auf die Stute, die mit dem Vorderhuf scharrte und schnaubte. Es war das Pferd,
das sie auf dem Weg nach Merrymeeting geritten hatte. Er hatte es in Portsmouth
gekauft, nachdem er ihr zum ersten Mal zugeflüstert hatte: »Ich will dich.«
    »Ich habe dir das Pferd schon einmal zurückgegeben, und ich werde
es verdammt noch mal auch jetzt nicht annehmen...«
    »Die Stute ist für euch beide, für
dich und Nat. Hör endlich auf damit, meine Geschenke zurückzuweisen. Das ist
wirklich nicht höflich von dir.«
    »Du wirst nicht erleben, daß ich vor Dankbarkeit und Rührung
zerfließe. Ich habe inzwischen gelernt, deinen Geschenken zu mißtrauen. «
    Tyl kniff die Augen zusammen und wurde blaß. Delia bedauerte
sofort ihre heftigen Worte und das kindische Verhalten. Da sie sich ständig so
gereizt benahm, konnte sie sich nicht beklagen, wenn es zwischen Tyl und ihr in
Zukunft keine Freundschaft gab. Sie

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