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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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Bratenfleisch
aufspießte, sagte sie: »Tut mir leid, daß wir nicht diese neuartigen Gabeln
haben wie die Bishops.«
    Er lächelte unbekümmert, und da er sah, daß sie kaum etwas aß,
fragte er: »Schmeckt dir mein Essen nicht?«
    »O doch, es ist wunderbar.«
    »Ich habe die Eierpfannkuchen gemacht!« verkündete Tildy. »Stimmt
nicht«, widersprach Meg. »Ich habe sie gemacht. Du hast nur ein bißchen
den Teig gerührt.«
    Delia nahm sich einen Pfannkuchen, bestrich
ihn mit Sirup, rollte ihn geschickt zusammen und aß ihn mit großem Genuß. »Mm
...mm«, sagte sie leise und verdrehte die Augen. Die Kinder lachten, und auch
Tyl strahlte.
    Wie oft hatte Delia von einem solchen Augenblick geträumt – sie
saß am Abend Tyl gegenüber am Tisch, sie aßen zusammen und redeten über die
Ereignisse des Tages, und die hungrigen Kinder freuten sich über ein gutes
Essen ...
    Wenn es mir jetzt gelingen würde, nicht an die Zukunft zu denken,
könnte ich glücklich sein, dachte Delia wehmütig.
    »Hast du gehört, es ist amtlich, Delia. Anne wird Lehrerin in
Merrymeeting.« Tyls Worte rissen sie aus ihren Gedanken.
    Als sie ihn nur erstaunt und stumm ansah, fügte er lachend hinzu:
»Das haben wir dir zu verdanken.« Sie wurde rot und schlug die Augen nieder.
»Doch, und ich weiß jetzt, daß ich nie im Leben etwas Klügeres getan habe, als
dich nach Merrymeeting zu bringen.«
    »Ach, übertreib nicht, Tyl. Anne muß die Schule ins Leben rufen.
Sie hat mir gesagt, daß der Unterricht im Herbst beginnen soll ... in ihrer
Bibliothek.«
    Tyl schmunzelte. »Ich habe gehört, daß Sara Kemble dem Gouverneur
höchstpersönlich schreiben und sich darüber beschweren will, daß unser 'Lehrer'
eine Frau ist.«
    »Nein!«
    »Doch, aber Obadia hat daraufhin gedroht, ihr mit einer Gerte den
Hintern zu versohlen.« Alle lachten bei der Vorstellung, daß der kleine Obadia
mit einer Gerte in der Hand die riesige Sara »versohlen« wollte.
    Tyl ließ nicht zu, daß Delia das Geschirr abwusch. Er sorgte
dafür, daß sie sich auf die Bank setzte und das verletzte Bein hochlegte. Mit
Hilfe der Mädchen war bald alles ordentlich aufgeräumt, und dann saßen die vier
vor dem Feuer.
    Tildy klettete Tyl auf den Schoß. »Erzähl uns die Geschichte von
Guusecup ... bitte!«
    »Goosecap?« fragte Delia verblüfft.
    »Glooscap«, antwortete Tyl. »Er ist ein Riese, der in
einem Boot aus Stein vom Himmel kam, um die Erde mit Menschen und Tieren zu
bevölkern.«
    »Ach, Tyl, das ist doch nur ein Märchen!«
    »Nein, es ist eine wahre Geschichte«, erwiderte er ernst. »Eines
Tages, als die Strahlen der Sonne noch nicht das Land wärmten ...«
    Die Kinder hingen wie gebannt an Tyls Lippen,
und er erzählte das Märchen so spannend, daß sogar Delia ihre Schmerzen vergaß.
Der Riese Glooscap konnte sich mit seinem Zaubergürtel aus weißen Muscheln in
jede beliebige Gestalt verwandeln, und er rettete die Abenaki vor seinem bösen
Bruder Malsum, der einen Wolfskopf hatte. Aber es kamen immer wieder böse
Geister, um die Indianer, die Kinder von Glooscap, ins Unheil zu stürzen, so
zum Beispiel Kekum, der den Frost brachte, und Wokwotoonok, der wie
jetzt mit der entfesselten Wut des Nordwindes das Meer peitschte und die Bäche
in reißende Ströme verwandelte ...
    Delia erwachte wie aus einem langen glücklichen Traum. Verwirrt
zuckte sie zusammen und sah Tyls leuchtende Augen auf sich gerichtet. Er senkte
die Stimme und sagte: »Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch
heute ... kespeadooksit.«
    »Kommt Kinder, ihr müßt jetzt ins Bett. Es ist schon spät«, sagte
sie und riß sich von seinen Augen los. Die Kinder protestierten, und Delia
wollte aufstehen, um dem Geschrei eine Ende zu bereiten, aber er schüttelte
den Kopf. »Bleib sitzen. Du kannst nicht die Leiter hinauf unter das Dach
klettern.«
    Er kam so schnell zurück, daß sie nicht einmal Zeit gehabt hatte,
die Öllampe anzuzünden. »Sie sind auf der Stelle eingeschlafen!« verkündete er
zufrieden. Dann nahm er die Decke von den Schultern und breitete sie vor dem
Kamin aus, setzte sich ihr zu Füßen und murmelte: »So, jetzt brauche ich nur
noch ein Bier ...«
    Sie füllte wortlos den Becher und reichte ihn
Tyl.
    Er leerte den Becher mit einem Zug und seufzte: »Das tut gut ...«
Er streckte die Beine aus und drückte den Kopf an ihre Beine. Draußen toste der
Wind, der Regen trommelte auf das Dach, und sie schwiegen, bis Delia sagte:
»Die Mädchen werden bestimmt mitten

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