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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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nicht mag, könnte er
mich jederzeit zurückschicken wie eine gesprungene Teekanne oder einen Strumpf
mit einem Loch!«
    »Willst du mich jetzt dafür bestrafen, daß ich
dich verführt und dann nicht genommen habe? Ist es das?« Er lachte rauh und
erstickt. »Wahrscheinlich habe ich es verdient. Aber mein Gott, Delia ...«
    Sie preßte ihr Gesicht an seinen Hals, und
ihre Brust hob und senkte sich vor unterdrücktem Schluchzen. »Nein ...« Sie
klammerte sich an ihn, denn ihre Beine trugen sie nicht mehr. »Ich meine nur,
daß Nat es nicht verdient hat, daß ich ihn jetzt im Stich lasse. Obwohl ich
für dich, um bei dir zu sein, wahrscheinlich selbst dazu in der Lage wäre. Aber
die Kinder, Tyl. Ihre Mutter ist gestorben, und ich war fünf Monate
verschwunden. Deshalb haben Meg und Tildy wahnsinnige Angst, noch einmal allein
gelassen zu werden. Ich habe mich darum bemüht, daß sie mich lieben, daß sie
sich auf mich verlassen, und das tun sie jetzt – selbst Meg. Stell dir vor, wie
es für sie wäre, wenn ich einfach aus ihrem Leben verschwinden würde. Was ich
dir damals am Strand gesagt habe, gilt immer noch. Ich weiß nicht, ob ich Nat
und die Kinder und die Versprechungen, die ich gemacht habe, so einfach hinter
mir lassen kann. Das würde ich mir niemals verzeihen.«
    Seine Hände glitten über ihren Rücken nach
oben, und er vergrub die Finger in ihren Haaren. »Und was ist
mit mir? Was ist mit den Versprechungen, die du mir gemacht hast? Du bist meine Ehefrau.«
    »Aber ich habe Nat zuerst geheiratet und ...«
    »Nein! Du gehörst mir!« Er holte keuchend Luft. »Also gut. Vergiß,
daß es dir gelungen ist, uns beide zu heiraten!«
    »Das war nicht meine Schuld ...«
    »Sprechen wir von Liebe«, fuhr er unnachgiebig fort. Der wachsende
Zorn machte seine Stimme wieder rauher. »Ich liebe dich. Du liebst mich. Wir
lieben uns. Jetzt sag mir, wo in dieser kleinen Gleichung Platz für Nat und
seine Mädchen ist?«
    Er drehte sich um, legte den Kopf in den
Nacken und starrte schwer atmend zum Himmel hinauf. Dann sank sein Kopf nach
vorne, er ließ sich zurückfallen und lehnte sich an die Palisaden. Er fuhr sich
mit den Fingern durch die Haare und ließ hilflos die Hände sinken. »Es tut mir
leid, Delia. Aber du versetzt mich in panische Angst. Ich kann es nicht
ertragen, dich zu verlieren.«
    Ihre Hände umklammerten sich. »Tyl ... was
sollen wir nur tun?«
    Seine Antwort war ein kaum hörbares Flüstern. »Komm mit mir,
Delia. Komm mit mir. Jetzt gleich, heute abend.«
    Sie preßte die Augen zu, aber sie konnte die Tränen nicht zurückhalten.
Es entstand ein langes, lastendes Schweigen. Zwischen ihrem krampfhaften
Schluchzen hörte sie seinen schweren Atem.
    Sie öffnete die Augen, um ihm zu sagen, daß sie es nicht tun
konnte. Sie konnte nicht mit ihm weggehen, ganz gleich, wie sehr sich ihr Herz,
ihre Seele und ihr Körper danach sehnten.
    Er konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie füllten seine
Augen und rannen ihm über die Wangen. Beschämt wandte er den Kopf ab. Aber die
Worte entrangen sich ihm rauh und heftig. »Entscheide dich nicht für sie und
gegen mich, Delia. Ich bitte dich. Komm mit mir ... Sei meine Frau,
Delia. Sei meine ... Frau!«
    Sie öffnete dem Mund, um ihm zu sagen, sie werde es tun. Sie werde
Nat und die Kinder verlassen und mit ihm gehen. Was bedeutete ihre Ehre, wenn
sie ihn so sehr liebte?
    Doch dann erinnerte sie sich an die Angst in
Tildys Stimme, als sie Delia um das Versprechen gebeten hatte, nie mehr
wegzugehen. Sie erinnerte sich an Meg, die mit Gott ein Abkommen getroffen und
sie auf die Wange geküßt hatte, die sie jetzt »Mama« nennen würde ...
    Sie brachte es nicht über sich.
    »Tyl, ich brauche Zeit zum Nachdenken.«
    Er stieß sich von den Palisaden ab und ging
mit so großen Schritten davon, daß er beinahe die Leiter erreicht hatte, bevor
sie begriff, was er tat.
    »Tyl!« Sie rannte hinter ihm her und konnte ihn gerade noch am
Hemdsärmel fassen. »Tyl, nein ... wohin gehst du?«
    Er erwiderte mit abgewandtem Gesicht: »Ich
lasse dich allein, damit du nachdenken kannst. Damit du entscheiden kannst, ob
du mich liebst oder nicht.«
    »Du weißt, daß ich dich liebe!«
    »Weiß ich das?« Er fuhr herum und durchbohrte
sie mit seinen Augen. Sie glitzerten hart und bitter und waren feucht vor
Tränen. »Weiß ich das?« sagte er noch einmal und riß sich los.
    Dann war er verschwunden.

28
    »Hü, da ...«,
Nat Parker zog die Zügel am Joch des

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