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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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machte
sie ebenfalls wütend.
    »Wir sollten uns nicht so treffen«, sagte sie steif. »Nat könnte
vermuten ...«
    »Vermuten, zum Teufel!« Er richtete sich auf
und schlug mit der flachen Hand gegen die geschälten Baumstämme in seinem
Rücken. »Warum weiß er es inzwischen nicht? Wann wirst du es ihm sagen?«
    »Ich sage es ihm zum richtigen Zeitpunkt. Ich kann ihn nicht einfach
damit überfallen.«
    Seine Finger umklammerten ihr vorgerecktes Kinn. In seiner Berührung
und in dem wilden Zorn, der aus seinen Augen sprühte, lag keine Spur von
Zärtlichkeit.
    »Du denkst tatsächlich daran, bei ihm zu bleiben«, sagte er. In
seiner Stimme lag Bitterkeit.
    Sie schloß die Augen, befreite sich aus seinem Griff und drehte
ihm den Rücken zu. »Tyl ... ich bin doch mit ihm verheiratet.«
    Er packte sie an den Schultern und riß sie herum. »Du bist mit mir verheiratet!«
    Delia spürte, wie ihr Herz in zwei Teile gerissen wurde. Es war
wie ein Schrei in ihrem Kopf. Sie versuchte zu sprechen und glaubte zu
ersticken. »Unsere Ehe, Tyl ... sie war keine wirkliche Ehe.«
    Er schüttelte sie heftig. Er kam mit dem Gesicht ganz dicht an sie
heran. »Verdammt noch mal, Delia! Für mich war sie wirklich!«
    Die Fackel neben ihnen zischte und flackerte,
und in seinen Augen standen Tränen. Da wußte sie, daß sein Zorn nur eine Fassade
war. Er litt ebensosehr wie sie.
    Sie sah ihn schmerzerfüllt an. Sie berührte ihn an der Wange, aber
er wandte mit einer heftigen Bewegung den Kopf ab.
    Unter ihnen öffnete sich quietschend das Tor, und ein Kundschafter
ritt hindurch. Die Hufe seines Pferdes klapperten laut auf der gestampften
Erde. Sie hörten, wie das Tor wieder geschlossen wurde und wie die Angeln
kreischten. Dann fiel der Querriegel mit einem dumpfen Schlag in die Gabel. Der
Vollmond schien auf die gezackten Palisaden und warf Streifen aus Schatten und
Licht auf die Erde und das dunkle Blockhaus. Es gab Delia das Gefühl, eingeschlossen
und gefangen zu sein, und es symbolisierte, was mit ihrem Leben geschah. Sie
glaubte, vor Verzweiflung zu ersticken.
    Tyl lockerte den harten Griff um ihre
Schultern. Seine Hände glitten an ihren Armen auf und ab. Seine Stimme klang
weich und flehend. »Delia, du mußt mit Nat sprechen. Sag ihm, was geschehen ist.
Sag ihm, daß er dich freigeben muß.«
    Sie wich zurück und legte die Arme eng um ihre Hüfte, als müsse
sie sich im wahrsten Sinne des Wortes zusammenhalten. Sie schüttelte den Kopf,
und ihre Kehle zuckte krampfhaft.
    Tyl folgte ihr und kam so nahe, daß sie die Wärme seines Körpers
spürte und sein Atem einzelne Haare in ihr Gesicht trieb. »Sag es ihm, Delia.
Heute abend. Sonst werde ich es tun.«
    Sie schob ihn von sich. »Wage das nicht! Ich lasse nicht zu, daß
Nat verletzt wird ...«
    »Er verletzt! Mein Gott, Delia, wie, glaubst du, geht es mir
dabei? Glaubst du im Ernst, ich sehe zu, wie ein anderer Mann mit meiner Frau
im Bett liegt?«
    Sie zuckte zusammen. Zu all den anderen Gefühlen, die sie zu
zerreißen drohten, kam eine weitere Angst. Nat hatte gesagt, er wollte noch
einmal neu anfangen. Hieß das, er wollte auch seine ehelichen Rechte geltend
machen?
    »Er wird es nicht tun ... das wird er nicht tun«, sagte sie
mehr in dem Versuch, sich selbst zu beruhigen.
    Tyl lachte verächtlich. »Er wird es tun. Er hat seit fünf Monaten
keine Frau mehr gehabt. Er wird es tun.« Er packte sie an den Armen und riß sie
an sich. »Du kannst nicht zulassen, daß Nat dich immer noch für seine Frau
hält.«
    Sie ballte die Fäuste und trommelte gegen seine Brust. »Ich bin Nats Frau!« Sie klammerte sich an sein Hemd, preßte sich an ihn, und dann
liefen ihr die Tränen über die Wangen. »Tyl, Tyl, bitte versuche, es zu verstehen. Nat und ich, wir haben
unser Gelübde vor Gott abgelegt. Ich habe am Tag unserer Hochzeit ein Abkommen
mit ihm getroffen. Er hat mich aus der Gosse herausgeholt, aus einer stinkenden
Kaschemme, und mich zu seiner Frau gemacht. Er hat mir ein Heim gegeben und
mich ehrbar gemacht, obwohl ich nur einen Vater vorzuweisen hatte, der alles
vertrank, was ich verdiente, und der mich lieber verprügelte, als mich
anzusehen ...«
    »Ich habe dich aus all dem herausgeholt.«
    Sie hob den Kopf, und in ihren Augen stand plötzlich der Zorn.
»Ach ja? Wenn ich mich recht erinnere, hast du mir an einem Nachmittag im Wald
von Falmouth Neck die Unschuld genommen und mich am nächsten Tag Nat übergeben.
Und zwar unter der großzügigen Bedingung, wenn er mich

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