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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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sein Gesicht so erstaunlich veränderte.
    Offensichtlich hat ihn Elizabeth Hookers Gesellschaft in beste
Laune versetzt, dachte Delia unglücklich. Warum bin nicht ich der Grund
für dieses Lächeln?
    »Aber Sie haben mir wiederholt versichert, daß meine Dienste
erwünscht sind!« rief Caleb bestürzt.
    »Die Gesetze von Massachusetts verlangen, daß
eine Siedlung sowohl einen Geistlichen als auch einen Lehrer hat, wenn sie als
Stadt anerkannt werden will. Um ehrlich zu sein, Reverend, die Einnahmen der
Gemeinde sind im Augennblick zu gering, um das Gehalt für einen Lehrer und einen
Pfarrer zu bestreiten. Deshalb mußte die Entscheidung zwischen Ihnen und einem
Lehrer getroffen werden. Die Abstimmung ging mit zwei Stimmen zu Ihren Gunsten
aus.« Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und blickte auf das
Wasser. »Na ja, einige Leute behaupten, der Wahlausgang sei gefälscht gewesen.«
    Zu Delias Überraschung brach der Reverend in
lautes Lachen aus. Sie fand es wunderbar, daß ein so ernsthafter Mann auch dann
lachen konnte, wenn es um ihn selbst ging. Es war gut, ihn auf der langen Fahrt
nach Merrymeeting und auch später zur Seite zu haben. Später ganz besonders,
denn Caleb Hooker schien zu den seltenen Männern zu gehören, die für eine Frau
zum Freund werden konnten. Und Delia hatte das Gefühl, daß sie einen Freund
brauchen würde.
    Am anderen Ufer führte die Poststraße nach Nordosten. Aber noch ehe
sie aufbrachen, kam es zum ersten Streit zwischen Tyl und Delia.
    »Ich reite nicht mit Ihnen auf diesem Pferd!« rief sie und wich
vor ihm zurück, als er auf sie zutrat, um sie in den Sattel zu heben.
    Sie machte ein Gesicht, als habe sie Angst
vor dem Hengst. Aber in Wirklickeit fürchtete sie sich vor Tyl und den
gefährlichen Gefühlen, die seine Nähe in ihr weckte. Delia wußte, daß sie es
nicht ertragen konnte, stundenlang die Arme um ihn zu schlingen, die Wange an
seinen warmen Rücken zu pressen und dann sehen zu müssen, wie er mit den Augen
die damenhafte Mrs. Hooker anbetete.
    »Ach, und was hast du vor? Willst du den ganzen Weg nach
Merrymeeting zu Fuß laufen?« fragte Tyl ungeduldig.
    »Warum nicht?« rief sie aufgebracht. »Leider kann ich nicht fliegen!«
    »Verdammt noch mal!« brüllte er und vergaß
den Pfarrer und seine Frau. »Warum willst du keine Vernunft annehmen? Ich werde
dir bei der ersten Gelegenheit ein Pferd kaufen, aber bis dahin ...«
    »Dr. Tyler Savitch«, erwiderte sie ebenso aufgebracht. »Ich verzichte
auf Ihre mildtätigen Geschenke!«
    »Ach, du verzichtest auf meine Geschenke? Und wer, glaubst du,
soll auf diesem kleinen Ausflug dein Essen und die Unterkunft bezahlen?«
    Delia wurde dunkelrot, aber sie hob stolz das Kinn. »Ich bin nicht
dumm, Dr. Savitch. Ich weiß, daß ich nicht nach Merrymeeting komme, ohne etwas
zu essen, aber ich werde Ihnen alles zurückzahlen, was Sie unterwegs für mich ausgeben.«
    Tyl zog spöttisch die Augenbrauen hoch, und das steigerte Delias
Wut noch mehr.
    »Aber ich werde nicht mit Ihnen auf diesem verfluchten Gaul
reiten! Und auch nicht auf einem anderen, den ich Ihrem abscheulichen Hochmut
zu verdanken habe!«
    Tyl schüttelte lachend den Kopf. »Du meine Güte, was ist denn
plötzlich in dich gefahren?«
    Delia drehte sich um und machte sich auf den Weg. Dabei schimpfte
sie leise vor sich hin.
    »Delia, warte!« rief Caleb Hooker ihr nach. »Wir können bestimmt
Platz für dich auf dem Wagen machen. Es ist ... es ist zu weit, um zu Fuß zu
gehen.«
    Delia blieb stehen und blickte zurück. Sie sah, daß Elizabeth Hooker
ihren Mann mit unverhülltem Entsetzen anstarrte, und musterte dann den
Ochsenkarren, der mit einem Bett, mit Stühlen, Truhen und zwei verschiedenen
Spinnrädern – das eine für Wolle, das andere für Flachs – bis weit über den
Rand und dicht unter die Plane vollgepackt war. Auf diesem Wagen war kein Platz
für sie, nicht einmal auf der Ladeklappe, selbst wenn die Frau des Pfarrers
ihre unstandesgemäße Gesellschaft ertragen hätte.
    Delia lächelte schwach und schüttelte den Kopf. »Trotzdem vielen
Dank für das freundliche Angebot, Reverend.«
    »Du willst also wirklich laufen ...«, sagte Caleb Hooker und fuhr
sich mit der Hand über die schweißnasse Stirn.
    »Können wir jetzt endlich aufbrechen, nachdem offenbar alles
geklärt ist?« fragte Tyl und band das Packpferd an den Wagen. »Ich möchte in
Merrymeeting sein, bevor der erste Schnee fällt.«
    Caleb kletterte mit einem

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