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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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Hand um den Docht. Dann drehte er sich um und lächelte
sie an.
    Sie lächelte zurück, und noch ehe er etwas sagen konnte, flüsterte
sie: »Es geht mir wieder gut, Caleb.«
    Er nahm ihr die Haarbürste aus der Hand und sagte: »Komm, ich
werde das für dich tun.«
    Sie lehnte sich gegen die Stuhllehne. Caleb hob mit einer Hand
ihre langen, hellblonden Haare und bürstete sie behutsam mit der anderen aus.
Sie schloß die Augen und seufzte.
    »Wie findest du Dr. Savitch?« fragte Caleb.
    »Er ist ein guter Mann«, antwortete sie ohne Zögern. Tyl war so
freundlich und fürsorglich wie Caleb. Er hatte ein einnehmendes Wesen, und
Elizabeth war sehr wohl aufgefallen, daß er sich große Mühe gegeben hatte, ihr
die Fahrt so angenehm wie möglich zu machen. Aber trotz seiner Höflichkeit war
ihr die kaum bezähmbare Wildheit nicht entgangen, die ebenfalls zu seinem
Wesen zu gehören schien.
    »Diese Delia ist nicht ganz so einfach«, sagte Caleb. »Sie ist
eine Wildkatze. Es werden viele Gebete notwendig sein, damit der Herr sich
ihrer erbarmt und auch sie SEIN Licht sieht.« Er legte die Haarbürste auf den
Tisch, kniete vor Elizabeth nieder, legte ihr die Hände in den Schoß und sah
sie an. »Man hat ihr übel mitgespielt, Lizzie. Ich glaube, sie braucht eine
Freundin.«
    »Ich mag Delia«, erwiderte Elizabeth und wußte, daß es nicht
gelogen war. Aber sie beneidete Delia auch. Elizabeth hatte beobachtet, wie
Delia den ganzen Tag lang mühelos und munter neben den beiden Ochsen
hergelaufen war. Sie hatte sich über alles freuen können, was ihnen der Weg an
Überraschungen brachte. Staub und Fliegen schienen Delia kaum etwas
auszumachen. Wie war das nur möglich?
    Elizabeth stand auf und ging zum Bett. Sie legte sich schnell
unter die Decke und rückte auf der Maratze bis an die Wand. Unter gesenkten
Lidern sah sie, wie Caleb sich entkleidete, und ihre Angst wuchs.
    Er brachte die Öllampe mit zum Bett und stellte sie auf den Fußboden.
Im Flackern der Flamme wurde sein Schatten riesengroß auf die Wand über ihr
geworfen.
    »Lizzie ...« Er räusperte sich. »Wie fühlst
du dich?«
    Sie verstand die eigentliche Absicht seiner Frage, und ihr ganzer
Körper verkrampfte sich. Sie schluckte einmal und benetzte die Lippen. »Ich
bin sehr müde, Caleb ...«, flüsterte sie kaum hörbar.
    Elizabeth mußte seine Enttäuschung nicht
sehen. In dieser Hinsicht kannte sie ihren Mann. Aber er murmelte nach kurzem
Schweigen nur: »Ja, natürlich, Lizzie. Es war für dich ein langer, schwerer
Tag.« Die Spanung wich von ihr, und sie seufzte erleichtert.
    Er stieg zu ihr ins Bett, lag ein paar Augenblicke bewegungslos
neben ihr und griff dann nach ihrer Hand. »Es ist schwer für dich, Lizzie. Ich
weiß, wie ungern du Boston und deine Familie verlassen hast. Ich weiß auch, wie
sehr du dich nach deinen Lieben sehnst ...«
    Elizabeth hörte in seinen Worten jedoch mehr die Enttäuschung über
ihre Ablehnung seiner männlichen Wünsche als das Mitgefühl. Er konnte im
Grunde ihr Heimweh nicht wirklich nachempfinden. Aus seiner Sicht war alles so
einfach. Er war jetzt ihr Mann, und er fand, daß sie deshalb glücklich sein
müßte.
    »Es wird dir gutgehen, wenn wir erst in
Merrymeeting sind«, fuhr Caleb fort. »Tyl sagt, die Gemeinde hat uns neben der
Kirche bereits das Pfarrhaus gebaut, und sie geben uns sogar ein Stück Land,
das uns gehört. Wir werden gute Nachbarn haben, und du wirst Freundinnen
finden.« Er drückte sanft ihre Hand. »Lizzie, vergiß nie, es ist meine Pflicht,
dort zu predigen, wohin ich gerufen werde. Das verstehst du doch, Lizzie, nicht
wahr? Es ist alles Gottes Wille.«
    »Ja, Caleb, es ist alles Gottes Wille.«
    Caleb, umarme mich und halte mich fest, wollte sie sagen. Aber sie
schwieg aus Angst, er würde glauben, sie wollte das andere ...
    Er drehte sich auf die Seite und blies das Licht aus. Danach
schwieg er so lange, daß sie schon glaubte, er sei eingeschlafen. Aber
plötzlich fragte er: »Lizzie? Glaubst du, wir können bald ein Baby haben?
Hättest du nicht gern ein Kind?«
    Elizabeth verkrampfte sich wieder, denn jetzt zweifelte sie nicht
mehr daran, daß er sich an sie drücken und ihr das Nachthemd hochschieben
würde.
    »Lizzie?«
    Sie zwang sich, ein Zittern zu unterdrücken. »Ja ... ja natürlich,
Caleb. Ein Baby wäre schön, aber ich bin heute so müde ...«
    Er seufzte und schwieg. Es dauerte nicht lange, und sie hörte ihn
leise schnarchen. Erst dann entspannte sie sich, denn nun wußte

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