Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
Vom Netzwerk:
damit wieder auf. Sie
spürte, wie es im Zimmer heißer wurde. Die Hitze nahm plötzlich zu, so als
stünde sie vor einer offenen Ofentür. Als sie sich aufrichtete, fing die Tapete
gerade Feuer und zerfiel zu Asche.
    Emma drehte
sich um und stieß auf dem Weg zur Tür gegen den Schreibtisch, der über
den dünnen Teppich rutschte. Sie taumelte und fiel gegen den Aktenschrank aus
Metall. Dabei verfingen sich ihre Haare in einem Messinggriff. Nur mit Mühe
gelang es ihr, die Haare freizubekommen. Hinter ihr knisterte und krachte es.
Sie konnte die Flammen hören. In Panik rannte sie weiter zur Tür.
    In diesem
Augenblick wurde die Tür mit einem Ruck aufgestoßen. Eine Rauchwolke, so dick
wie der Nebel über der Bucht, schlug Emma entgegen. Im rußigen Dunst sah sie
einen ausgestreckten Arm in einem gelben Gummiärmel und mit einem dicken
ledernen Schutzhandschuh an der Hand. Sie griff danach.
    Ein erschrockenes Gesicht unter
einem schwarzen Helm schien körperlos in der Luft zu schweben. »Was zum Teufel
...? Der Feuerwehrmann betastete mit beiden Händen ihre Arme, als müsse er
sich davon überzeugen, daß sie kein Geist war. »Allmächtiger, ich muß Sie hier
rausbringen, aber zuerst brauche ich ...«
    »Den Schlüssel«, ergänzte sie
keuchend und würgend, während sie den Eisenring hochhielt. »Hier ist er!«
    Er bückte
sich und nahm sie auf die Arme, als sei sie ein Kind. Er trug sie durch die Tür
und eilte den Gang entlang, in dem der Rauch so dick wie eine Wolldecke lag.
Emma drückte das Gesicht an die Brust des Mannes und versuchte, den Atem
anzuhalten.
    Er lief mit großen Schritten
durch den Rauch. Die Holzvertäfelung fing Feuer, und die Hitze drohte sie zu
versengen. Doch dann waren sie draußen, und das Wasser der Feuerwehrschläuche
ging auf sie nieder wie ein plötzlicher Wolkenbruch.
    »Noreen!
Merry!«
    Shay
bahnte sich einen Weg durch die dichte Menge im Hof der Spinnerei. Er wäre
beinahe über das Gewirr der Feuerwehrschläuche gestolpert und mußte einen
Augenblick stehenbleiben. Er schwankte, als seien die Rufe und Schreie, die er
hörte, Schläge, die ihn trafen. Er legte den Kopf in den Nacken und starrte auf
die dicke gelbgraue Rauchwolke, die über dem Hof und den Gebäuden hing. Gelbe
und orangefarbene Lichter spiegelten sich in den Glasscheiben der hohen
schmalen Fenster des Spinnsaals.
    Am oberen Ende der Eisentreppe standen zwei Männer in
gelbem Ölzeug und hieben mit Äxten auf die blechbeschlagene Tür ein. Es
dröhnte, wenn die Äxte die Blechplatten trafen und große Dellen entstanden –
aber die Tür gab nicht nach.
    Und dann
schließt er uns ein, bis die Schicht zu Ende ist.
    Shay rannte
schreiend und fluchend zur Treppe. Aus dem Augenwinkel sah er einen
Feuerwehrmann, der schwankend im großen Eingang des Gebäudes auftauchte. Der
Mann trug eine Frau auf den Armen, stellte sie jedoch auf die Beine, sobald er
aus dem dichtesten Rauch heraus war. Dann lief er laut rufend in Richtung der
Treppe und schwenkte einen schwarzen Schlüsselring über seinem Kopf. Shay
folgte dem Mann die Treppe hinauf, deren Eisenstufen unter ihren Stiefeln
klirrten. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Mann den Schlüssel endlich
in das Loch gesteckt, umgedreht und die Klinke niedergedrückt hatte. Aber
schließlich ging die Tür auf. Öliger schwarzer Rauch quoll aus dem Innern.
Frauen und Kinder drängten sich keuchend, hustend und mit tränenden Augen
heraus. Sie hatten die Arme ausgestreckt, um sich ihren Weg zu ertasten. Frauen
und Kinder stolperten in Todesangst stoßend und schiebend durch die Tür.
    Kinder, so
viele Kinder ...
    Und seine
beiden Mädchen waren nicht darunter.
    Shay bahnte
sich einen Weg hinein zum Laufsteg und suchte verzweifelt unter denen, die
hinausdrängten, seine beiden Töchter. Wo waren Merry und Noreen? Der Rauch war
so dicht, daß Shay kaum etwas sah. Der eiserne Gitterboden des Stegs vibrierte
unter seinen Füßen. Kleine Hände streckten sich ihm entgegen, griffen nach ihm,
und er führte die Kinder zur offenen Tür. Dabei suchte er immer verzweifelter
nach seinen Töchtern. Er schrie und schrie immer lauter ihre Namen.
    Er blickte
in den Raum unten. Die Spinnmaschinen liefen noch klappernd und rasselnd, doch
niemand bediente sie mehr. Die Rückwand fing Feuer. Das alte Holz krachte, und
rauchige, knisternde Flammen schossen in glühenden Streifen die Dielen entlang.
Schmierfett und Öl schlugen Blasen, die wie kochende Suppe blubberten.
    Eine Hand
klammerte

Weitere Kostenlose Bücher