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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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nahm
ihre Hand und legte sie zwischen seine Schenkel. »Das ist alles, was ich dir jemals gezeigt habe, und daran ist
nichts Wunderbares.«
    Ihre Finger schlossen sich um
ihn, drückten ein wenig zu fest zu, und er mußte die Augen schließen. Nur mit
Mühe konnte er verhindern, daß ihn ein Schauer überlief.
    »Nein, du irrst dich«, sagte sie. »Es ist das einzig
wirkliche Wunder.« Er setzte sich auf, so daß sich ihre Knie berührten. Er
umfaßte ihr Gesicht mit den Händen. Ihr Mund war feucht und geöffnet, ihre
Augen glichen einem Himmel, von dem der Wind alle Wolken gefegt hatte.
    Wie sind
wir in diese Situation gekommen, dachte er.
    »Emma,
Liebling ... Diese Sache zwischen uns, das ist die Leidenschaft des
Augenblicks. Es kann nichts von Dauer sein. Besonders dann nicht, wenn einer
von uns alles aufgeben müßte, was er hat, und das Leben, für das er bestimmt
ist, und wenn er versuchen müßte, den Augenblick lebendig zu erhalten. Tu
nichts, worüber du später bittere Tränen weinen würdest.«
    Sie
umfaßte sein Handgelenk und hielt seinen Arm so fest, daß sie den Kopf wenden
und leicht mit den Lippen über seine Fingerknöchel gleiten konnte. »Du hast mir
einmal gesagt, mein Leben würde das sein, was ich daraus mache.«
    »Und was ist mit dem
Versprechen, das du deinem Mr. Alcott gegeben hast? Was ist mit deiner Pflicht
gegenüber ...«
    Sie
schüttelte den Kopf und streichelte mit dem Mund seinen Handrücken. »Ich weiß,
was Pflicht ist. Ich habe mein ganzes Leben lang mit der Pflicht gelebt.« Sie
nahm seine Hand und führte sie vom Hals über die Brüste und die Rundung des
Bauchs und dann über ihren ganzen Körper. »Pflicht, das sind all diese
unendlich vielen Dinge, die man tun muß, und immer und immer wieder tun muß,
selbst wenn man es nicht mehr will.« Ein Schauer überlief sie. »Selbst wenn man
es nicht mehr ertragen kann, diese Dinge zu tun.«
    Sie legte seine Hand auf die
warme dunkle Stelle zwischen ihren Schenkeln. »Befreie mich davon, Shay. Bitte
befreie mich.«
    Er wollte sagen: Am Anfang
habe ich nicht gewagt, auf irgend etwas zu hoffen, und jetzt hoffe ich auf
alles.
    »Das
kann ich nicht für dich tun, Emma«, sagte er statt dessen, »denn ich werde
immer der arme Fischer aus Gortadoo sein. Und ich werde Bria immer lieben.«
    Sie beugte
sich vor und hauchte einen Kuß auf seine Wange, der so zart und leicht war wie
das Blütenblatt einer Rose, das ins Gras fällt. »Ich weiß. Das ist es, was ich
dir zu sagen versuche. Ich werde dich immer lieben.«
    Emma liebte ihn.
    Sie liebte ihn, während sie die
Carter-Schwestern besuchte, Tee trank und über das Wetter sprach. Sie liebte
ihn, während sie mit Maddie Schach spielte und mit Mama Modeblätter
betrachtete. Sie ging zum Sonntagsgottesdienst in St. Michael, diesmal beige
gekleidet, saß im violettrot bezogenen Familienbetstuhl und liebte ihn. Sie
atmete und fühlte, daß sie ihn liebte.
    Eine Tanne im Sonnenschein
erinnerte sie an seine Augen. Der rauhe Klang einer Säge, die Holz schnitt,
ging ihr durch und durch wie seine Stimme. Das tiefe satte Gurgeln des Wassers
am Bug ihres Bootes wurde zu seinem Lachen.
    Was ich für
ihn empfinde, ist eine Art Wahn, dachte sie. Ein Liebeswahn.
    Sie sagte sich vor, sie werde
eine Weile nicht an ihn denken, sich eine Weile nicht an ihn erinnern.
    Und dann
tat sie nichts anderes als das.
    Sie würde
ohnehin nicht von ihm lassen, nicht, bis die Welt unterging. Und dann, während
ihr das Herz bis zum Hals schlug, wartete sie darauf, daß die Welt untergehen
würde.
    Sie erwachte jeden Tag und sah
eine vollkommene weiße Rose auf ihrem Frisiertisch stehen. Ich muß es ihm
sagen, dachte sie. Sobald er nach Hause kommt, muß ich es ihm sagen.
    Sie probte
es in Gedanken. Geoffrey, du bist ein lieber Freund, aber ich habe
festgestellt, daß wir nicht mehr als Freunde sein können. Geoffrey, ich kann
dir nicht die Frau sein, die du verdienst, und deshalb gebe ich dich frei.
Geoffrey, ich liebe einen anderen. Ich habe einen Liebhaber, und übrigens, er
ist ein armer Fischer aus Gortadoo.
    Es gab so
viele Worte, die sie wählen konnte, um es ihm zu sagen, doch sie war im Umgang
mit Worten noch nie gut gewesen, und sie konnte sich nicht vorstellen, daß sie
ihm diese Dinge sagte, ohne gleichzeitig an seinen verwundeten Blick zu denken.
    Emma ging
ruhelos durch das Haus, von Zimmer zu Zimmer, betrachtete ihr Spiegelbild in
goldgerahmten Wandspiegeln und großen Pfeilerspiegeln, ließ die Hände

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