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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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bei einer steifen Brise würden sie auf die Erde fallen.
    Sie ließ ihn mit Bria allein,
bis die Stille in dem großen Glashaus unerträglich wurde.
    »Es ist
eine Bronze in der Technik der verlorenen Wachsform«, erklärte sie schließlich,
um das Schweigen zu brechen. »Am Anfang muß man eine Form aus Ton machen. Das
bedeutet, ich kann noch andere gießen. Ich kann für jedes der Mädchen und für
Jacko einen Abguß machen und einen für Vater O'Reilly, wenn er das möchte.«
    Sie fand,
daß alles noch schlimmer war, wenn sie ihm nicht in die Augen blickte. Sie
drehte sich um und stellte fest, daß er sie ansah. Diesen Gesichtsausdruck
hatte sie bei ihm zuletzt in der Nacht gesehen, als sein Sohn zur Welt gekommen
war. Er kam zu ihr, doch er berührte sie nur mit den Augen. Seine Augen
spiegelten das Leiden und sein Leben.
    »Du bist eine außergewöhnliche
Frau, Emma. Du schenkst mir immer wieder unersetzliche Dinge.«
    Sie senkte den Blick vor der
Nacktheit der Gefühle in seinen Augen. »Ich habe sie auch geliebt, Shay«,
flüsterte Emma.
    Dann
berührte er sie, nahm sie in die Arme. Sie legte die Hände an seine Brust und
fühlte ihn atmen, fühlte sein Herz schlagen, fühlte ihn leben.
    »Das weiß ich«, murmelte er. »Das weiß ich.«
    Sie fühlte, wie er sie fester an sich drückte.
    Als sie
sich voneinander lösten, kam Emma sich so leicht vor, als schwebe sie hinauf zu
dem gläsernen Dach. Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich zu einer
anderen verhüllten Plastik.
    Sie sagte
nichts, doch sie beobachtete aufmerksam sein Gesicht, als sie das Tuch hob. Es
handelte sich um zwei aus Granit gehauene Hände – die zu Fäusten geballten
lebensgroßen Hände eines Mannes.
    »Du mußt
nicht fürchten, daß ich sie jemals ausstellen werde«, sagte sie schnell. »Weder
Mama noch Mr. Alcott würden mir je erlauben, meine Werke auszustellen. So etwas
tut man nicht. In unserer Gesellschaft stellt man nicht seine Talente zur
Schau, sondern nur seine Besitztümer.«
    Shay
ging um die Plastik herum und betrachtete sie staunend. »Der Bursche hat mehr
Muskeln als Gehirn«, sagte er schließlich. Emma verbarg ein Lächeln. »Der
Bursche bist du, Shay.«
    »Ja, soviel kann ich sehen. Gott steh mir bei.«
    »Es sind nur deine Hände. Eines
Tages werde ich vielleicht andere Teile von dir machen.«
    »Welche meiner Teile?« wollte er mißtrauisch wissen.
    »Alle
wunderbaren, köstlichen Teile. Ich arbeite daran, seit ich dich zum ersten Mal
gesehen habe, damals bei der Fuchsjagd.« In Wahrheit hatte sie sich bisher nur
an seine Hände gewagt, aber es machte ihr Spaß, ihn zu necken. Er bekam rote
Ohren.
    »Willst du damit sagen, du hast
mich in Gedanken schon nackt ausgezogen, als du mich kaum kanntest?«
    »Hast du in Gedanken nicht das gleiche mit mir getan?«
    »Nieeemals«, erwiderte er theatralisch. »Nun ja,
vielleicht habe ich deine Röcke gehoben und einen kurzen Blick auf deine
Fesseln geworfen, ... in Gedanken.«
    Lachend wich sie zurück, bis
sie gegen den drehbaren Tisch stieß, auf dem sie ihre Tonplastiken modellierte.
Sie setzte sich darauf, drehte sich damit herum, hob die Röcke und spreizte die
Beine wie eine Varietetänzerin. »Und was siehst du in Gedanken jetzt?«
    »Ein
schamloses Flittchen.«
    Er hielt den Tisch an, indem er
sie mit seinen großen Händen um die Taille faßte. Ihre Knie öffneten sich
weiter, und er drängte sich dazwischen. Dann senkte er den Kopf und zog mit
den Zähnen sanft an ihrer Unterlippe. »Du hast selbst ein paar köstliche Teile.«
    »Nein, sie
gehören dir. Sie gehören alle dir.«
    Er legte
die Hand um ihren Hinterkopf und küßte sie. Seine Zunge war fordernd und voller
Begierde. Er preßte seine Hüfte in ihren Schoß.
    Sie warf
den Kopf zurück und richtete den Blick auf die Glasscheiben, die über ihr
kreisten und das Licht in einem Kaleidoskop wirbelnder blauer Himmel und gelber
Sonne brachen. Er küßte sie in die pulsierende Vertiefung an ihrem Hals, und
seine Stimme fand ein Echo in ihrem Blut. »Emma, Emma, Emma ...«
    Wenn
Maddies Träume ihre Wirkung verloren und der Winter, der ihr Leben war, in ihr
Bewußtsein drang, wurde sie manchmal von einer unerträglichen Ruhelosigkeit
erfaßt.
    Sie quälte
sich bewußt, indem sie die Bettdecke zurückwarf und ihr Nachthemd hob, so daß
sie die Wüste ihres Körpers sah. So konnte sie sich ganz ihrem Haß überlassen,
ihrem Haß auf das Leben und auf Gott.
    Doch
selbst der Haß und das Selbstmitleid verloren mit

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